Marios letzter 4-tausender der Schweiz

 

Freitag, 26. Juli

Der dreitägige Ausflug ins Bündnerland begann früh um 06:00 morgens beim Bahnhof in Brig. Nachdem die Tomaten in Naters reichlich gewässert wurden starteten zwei Autos Richtung Grischun. Über den Nufenen und Bellinzona trafen wir uns auf dem San Bernardino zum Kaffee. Hier wurde auch über die neue Taktik des Tourenprogramms gesprochen. Am Sonntag meldete das Wetter früher Gewitter als am Samstag, darum sollte der Bernina zuerst erklommen werden und die Überschreitung Bellavista – Palü am Sonntag. Dieser Tausch sollte sich später als goldene Variante zeigen. Astrid sei Dank!

Wir zogen weiter über den Splügen, Chiavenna, Maloja nach St. Moritz. Eine Gruppe deckte sich im Supermarkt mit Fressalien ein und die andere besuchte die Bobbahn in Celerina. Sehr eindrücklich wie der Horse Shoe Corner im Sommer ohne Eis aussieht. Ausserhalb einer 180° Kurve der Strasse eine 5 m hohe runde Wand. Nachdem wir auf der Anfahrt zur Seilbahn noch den Gipfel studieren konnten, traf man sich gegen Mittag beim Parkplatz.

Auf der Diavolezza auf 3000 m hatten wir den Palü die Bellavista und den Bernina in einem halbrunden Kessel vor uns. Wolkenlos und lauter weisse Gipfel einfach wunderschön unsere Bergwelt!

Nach einer reichlichen Verpflegung auf der Terrasse sollte das Nachmittag Programm angegangen werden. Im Angebot gab es den Klettersteig Trovat, Relaxen mit Jacuzzi oder beides.

Tony, Andreas und Dominic bestiegen den Trovat und die Andern bevorzugten den gemütlichen Teil. Wir konnten noch wunderbar mit dem Feldstecher die Route für den Samstag studieren da noch bis 18 Uhr (?) abends Bergsteiger unterwegs waren.

Dominic hat dann noch die Gruppen zusammen-gestellt für den Samstag.

Gruppe „Bergverführer“ mit 2 Frauen

Gruppe „Kugelä obä“ mit 1 Frau

Gruppe „Alte Säcke“ ohne Frau

„Ist das fair Chef?»

Um 19 Uhr wurde uns ein toller  Dreigänger zum Abendessen serviert. Von Fisch über Hähnchen zu einem Dessert garniert mit Wasser, Bier und Rotwein. Güätä Bodu vär Zbärg! Nachdem die Augen immer kleiner wurden wechselten wir vom Restaurant ins Massenlager, denn wir mussten am Samstag früh raus.

Samstag, 27. Juli

Um 02:50 Uhr begann für uns ein herrlicher Tag. Nach einem Frühstück wie in einem Hotel mussten wir uns keine Sorgen mehr machen, denn mit dieser Energie konnte nichts mehr schief laufen. Von 3000m auf 4049m sind es ja „nur“ 1000 Hm, aber weit gefehlt. Mit allen ab und auf gab es am Schluss 1800 Hm. Um 03:30 war unser Startschuss.

Bereits 250 Hm Abstieg zum Gletscher bei 8°+ bereiteten viel Schweiss. Nach der wenig steilen Überquerung des Gletschers näherten wir uns dem Fortezzagrad. Nach guten 2h erlebten wir einen herrlichen Sonnenaufgang hinter der Diavolezza. Über die Fortezza kletterten wir ohne Steigeisen, denn der Fels war trocken die Route super markiert und Sicherungen fanden wir zu genüge.

Viel zu schnell mussten wir unter der Bellavista wieder auf den Schnee wechseln. Bald einmal bei der Kreuzung Palü – Bernina bogen wir nach rechts ab Richtung Gipfel. Denn wir liefen dem Bernina bis jetzt mehr davon als entgegen. Auf der Höhe von 3750m hatten wir den nächsten Abstieg, bevor wir nach einer halben Stunde die Marco e Rosa Hütte erreichten. Hier nahmen wir uns Zeit, uns zu Verpflegen und allerlei zu erledigen, denn der Spallagrad lag noch vor uns.

Unnötigen Ballast verstauten wir in oder vor der  Hütte. Tonys Jacke vor der Hütte wurde als vergessen angesehen und wurde vom Personal bereits gebunkert. Aber Tony ist ein guter Fährtenleser. Absicht oder nicht?

Die Wärme setzte uns mächtig zu beim Schneefeld oberhalb der Hütte, denn die Spur war weich, tief und steil. Bei den Felsen zogen wir die Steigeisen ab und brauchten sie nicht mehr. Jetzt durften wir wieder klettern vom Feinsten, aber…

Ja aber was für ein Puff mit Leuten, Seilen und sehr schlechten Beispielen wie man ganz sicher nicht mit Personen und Material am Berg arbeitet. Abseilen mit einem Einfachseil an einem Express. Solches mehrfach! Und auch wir erreichten geschafft, ein wenig Müde, aber sehr froh, den einzigen 4000-er in Graubünden

„Was für ä Läbä uf däre Kugele da obe!“

Nicht zu glauben; Philipp zauberte einen Aprikosenkuchen aus dem Rucksack und jeder gönnte sich einen Bissen. Auch eine Flasche Weisswein wurde entkorkt, aber der war viel zu warm und wurde erst bei der Hütte kühl gekippt.

Nach dem Gipfelabstieg wurde dann in der Hütte gefeiert, viel gelacht mit Witz und dummen Sprüchen. Tolles Essen, gute Bewirtung, nette Leute, überbelegte Zimmer, ritschgende Zähne, brausender Wind – alles war vorhanden. Note „super“ für die Hütte. Auch heute treffen die letzten um 20 Uhr ein und genau die kommen in unser Zimmer. Und auch diese Plapperer konnten wir irgendwann zur Ruhe bewegen.

Sonntag, 28. Juli

04:30 Uhr weckten uns die Zimmergenossen, aber Frühstück gab es erst um 5. Ja nu! Nach einem minimalen Morgenessen versam-melten sich alle vor der Hütte um Auf- oder Abzusteigen. Jetzt kam unsere Taktik zum Tragen, denn der Bernina versteckte sich im Nebel und von Westen blies ein starker, aber warmer Wind. 05:45 starteten wir Richtung Palü.

Nebel und schwarze Wolken drückten von Süden her, was uns vorerst  nicht beunruhigte. Hinter der Bellavista gerieten wir aber in eine Gewitterzelle. Dies bewog uns zu einer Routenänderung. Der Palü wurde gestrichen und wir erreichten die Diavolezza wie beim Aufstieg über den Fortezzagrad.

Merci den Sherpas für das Tragen des Seils. Nach Speis, Kaffee, Duschen und Packen mussten wir an die Heimreise denken. Gegen Mittag starteten wir Richtung Heimat über Julier – Tusis. Doch in Bivio gönnten wir uns noch ein super Mittagessen vom dicken Fleisch bis zu scharfen Nudeln. Ab hier trennten sich unsere Wege und jeder fuhr für sich nach Hause.

Unsere bunte Truppe kannte sich nur teilweise. Doch bereits nach dem Kaffee am Freitagmorgen fühlte es sich an wie man sich schon ewig kennt. Super Leistungen, viel Humor, sicheres arbeiten am Berg, tolle Kameradschaft und vieles mehr hat uns drei Tage begleitet. So macht es beim SAC – SAAS sehr viel Spass.  Alle neun haben so viel für dieses Wochenende beigetragen.

Jedem ein gleich grosses Merci und Berg Heil.

Mario

Tourenleiter Dominic Anthamatten
Seilführer Mario Andenmatten, Philipp Schnyder, Dominic Anthamatten
Bericht Mario
Fotos Toni, Andreas, Dominic, Philipp
Teilnehmer Francine, Thomas, Charly, Eve Marie und Michi, Sandra,Trudy, Michel, Mario Due und Uno
Gruppe „Bergverführer“ Dominic mit Astrid und Justine
Gruppe „Kugelä obä“ Philipp mit Marlies und Andreas
Gruppe „Alte Säcke“ Mario mit Michel und Tony
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