Ausflug ins Mittelalter im nahen Unterwallis
| Joseph-Samuel Farinet lebte von 1845 bis 1880. Er war nicht nur ein Schmuggler sondern vor allem ein Falschmünzer, der vor allem im Unterwallis zur Legende wurde. Farinet produzierte mit seinen Gehilfen 20-Rappen-Münzen, die bei der bäuerlichen Bevölkerung im Unterwallis mehr Vertrauen genossen als das Papiergeld der Kantonalbank. Schliesslich wurde Farinet zur Verhaftung ausgeschrieben und von Gendarmen in der Schlucht des Flüsschens Salentze nahe Saillon eingekesselt und getötet. Dem Volk wurde mitgeteilt, Farinet sei unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Farinets Grab befindet sich noch heute in Saillon am Fuss des Kirchturms. Ihm zu Ehren wurde in Saillon ein Falschmünzmuseum eingerichtet.
Der Klettersteig, welcher durch die wild romantische Salentze – Schlucht führt und vor einem Jahr eingerichtet wurde, ist ebenfalls nach dem Falschmünzer ‚Via Farinetta‘ getauft worden. Er besteht eigentlich aus drei Abschnitten – leider war der oberste Teil mit der ‚Liane‘ gesperrt. Aber auch die beiden unteren Etappen bieten alles, was ein richtiger Klettersteig auszeichnet: viele sichere Eisengriffe, Seilpassagen und ausgesetzte Querungen, immer gut gesichert – und das alles in einer abenteuerlichen Schlucht mit wunderschönem Blick in die Tiefe und auf die Ebene des unteren Rhonetales mit den vielen Rebbergen. Die erste Etappe bewältigten wir in etwa 1 ½ Stunden, gönnten uns dann eine kleine Verschnaufpause. Dann nahmen wir den zweiten Teil in Angriff, der etwas schwieriger und auch ausgesetzter war und der uns an Ernis Friedenstaube vorbeiführte. Glücklich auch diesen Abschnitt geschafft zu haben, stärkten wir uns jenseits der Passerelle de Farinet mit ‚Spies und Trank‘ und wanderten anschliessend durch die Weinberge nach Saillon. Dort hatten wir noch genügend Zeit, das mittelalterliche Städtchen zu erkunden und auch den einheimischen Wein zu geniessen, ganz im Sinne unseres Generals Henri Guisan, der einmal gesagt haben soll: „Je préfère le Fendant à l‘ Ovomaltine!“ Auf der Rückfahrt ins Oberwallis schoben wir in Varen noch einen Zwischenhalt bei der Cave du Chevalier Bayard ein. Wir durften dort einige vorzügliche Spezialitäten kosten und die Kellerei besichtigen. – Das war jedoch nicht die letzte Degustation dieses Tages … Ein wahrlich schöner Tag, mit einem tollen Klettersteig, mit einer vorzüglichen Wein – Degustation und mit gelebter Kameradschaft. Herzlichen Dank allen Teilnehmenden und vor allem dem Organisator Dominic. Visp, 29.10.2012 / Andreas Oester |
