Michael überzeugte an der Tourenleiterausbildung

Im Bedretto absolvierte Michael in einem 7-tägigen Kurs den Wintertourenleiter 1. Die Mitglieder wurden auf das Führen von Skitourengruppen vorbereitet. Anlage der richtigen Aufstiegsspur, Orientierung, Wetterkunde und das Vermitteln der korrekten Skitechnik waren ebenso Inhalte des Kurses.

Sein Kursverlauf wurde durch einen leichten Sturz mit gravierender Folge getrübt. Er zog sich einen Kreuzbandriss zu. Doch Michi ist ein richtiges Saasi; hart im Nehmen und gross im Geben. Er biss sich durch und brachte am letzten Tag mit einer exzellenten Führung den Kursleiter aus dem Stauen nicht mehr heraus. Angepasste Spuranlage und laufende Einschätzung der Verhältnisse brachten ihn zum Entschluss, die letzte Ausbildungstour mitten im Aufstieg abbrechen zu lassen. Trotz anfänglichen Widerstände in der Gruppe, teilten im Nachhinein alle Kursteilnehmer seine Argumente.

Mit Bravour meisterte er diese Ausbildung. Wir sind stolz einen solch erfahrenen Mann als Skitourenleiter zu gewinnen. Bestimmt erwarten uns viele Perlen, die wir mit ihm entdecken können.

Der Vorstand gratuliert Michael im Namen des SAC Saas recht herzlich zum erfolgreichen Abschluss!

Hier der Bericht von Michael Steiner

Die Reise nach All’Acqua verlief sehr gut und ich kam gegen 10:30 Uhr an. Nach einem Kaffee traf auch schon der nächste Teilnehmer ein. Da wir genügend Zeit hatten, schnallten wir kurzerhand die Skier an und «fellten» ein wenig den Wald hoch. Diese Verhältnisse – einfach genial. Im Dorf hatte es locker 2m Schnee und davon 40cm Neuschnee.

Tag 1

Um 14:30 Uhr trafen wir uns im Restaurant und liessen uns über die laufende Woche informieren. Die Woche verhiess viel – Lawinenstufe 3 und «schee» Schnee…

Nach der Gruppeneinteilung machten wir uns auf in den Schnee. Kurze Vorstellungsrunde und dann hiess es Schaufeln und die Schneedecke beurteilen. Wir machten einen 2m tiefen Graben und bestaunten die Tragfähigkeit. Da wir auch noch wissen wollten, wie viel Schnee es hat, steckten wir die Sonde in den Boden vom 2m Schneeprofil, aber sie war zu kurz um an festen Boden zu gelangen!

Nach einer kurzen Theorie wurde das Nachtessen serviert und anschliessend hiess es, die Tourenvorbereitung für den nächsten Tag.

Tag 2

08:00 Uhr; auf geht’s Richtung Helgenhorn, 2837m. Traumhaftes Wetter, super Neuschnee und nur eine kleine Biese. Die Temperaturen sind zwar frisch (zwischen -10 bis -15°C) aber beim Laufen ideal. Am Passo San Giacomo angekommen, blies uns der Wind ins Gesicht und wir verhüllten es so gut wie es ging. Auf dem Punkt 2498 angelangt, wurde die Sicht immer schlechter und der Wind immer stärker. Wir waren aber voller Tatendrang und erreichten unser Ziel. Der obere Teil war nicht ideal für die Abfahrt, dafür aber die Abfahrt vom Pass ins Tal einfach genial. Pulver, Pulver, Pulver.

Die Abende verliefen alle gleich…

Tag 3

08:00 Uhr; wir gehen zur Cap. Piansecco, dann auf den Westlichen Gerenpass, 2695m. Schneeverhältnisse zum Träumen und Abfahrten wie auf Sahne.

Die Lawinensituation war perfekt zum Lernen. Triebschnee Ansammlungen beurteilen, immer wieder Schneeprofile erstellen, beurteilen von Hängen und den Winkel schätzen. Wir konnten selber kleinere Schneebretter auslösen oder anderen Gruppen zusehen.

Tag 4

07:45 Uhr; Pizzo San Giacomo, 2924m, stand auf dem Programm. Wir durften aber nicht den «Normalweg» anpeilen. Diesen Gipfel erreichten wir aber nicht. Weil der Wind seine Arbeit über Nacht vollendet hatte, konnten wir die Schlüsselstelle nicht passieren. Wir gestalteten den weiteren Tag mit Notbiwak, Aufstiegstechnik und Orientierung. Die Abfahrt war wieder ein Genuss, ausser dass ich mir eine Zerrung des Innenbandes und eines Muskels zuzog.

Tag 5

Leider konnte ich wegen den Schmerzen nicht die Tour mit den anderen antreten. Ein Besuch bei einem Arzt und Ruhe war angesagt…

Tag 6

Diese Tour musste ich noch mitmachen, weil sonst der Kurs als «nicht bestanden» galt. Zum Glück hatten wir eine leichte Tour (Gerenpass,2671 oder Chüebodenhorn, 3070) angesagt. Die Kriterien waren lediglich: gute Routenführung, keine Spitzkehren, angenehmes Tempo und keine zu langen Querungen. Den ersten Teil musste ich Vorspuren, und ich entschloss mich für einen Waldweg. Zum Erstaunen des Bergführers, der mich nicht aus den Augen liess, fand ich einen Weg durch den Wald, der angenehm und kurzweilig war. Beim Cap. Piansecco gab es eine kurze Verschnaufpause, und ich konnte den weiteren Weg begutachten gehen. Mein Entschluss stand schon vor dem erneuten Aufbruch fest. Es waren zu viele Triebschneeansammlungen im Hang, und der letzte Hang wäre nicht machbar gewesen. Der Rücken war zu steil und zu hart, also auch nicht machbar ohne Spitzkehren. Kurz gesagt: Für eine einfache Tour nicht geeignet. Ich führte die Teilnehmer an den Hang und erklärte ihnen meine Beurteilungen. Der Bergführer liess uns dann einer nach dem anderen vortreten, und wir mussten unsere Entscheidungen begründen. Meine Entscheidung war eine alternative Route, die eine schöne Abfahrt versprach, und wir gegen 13:00 Uhr zurück wären. Ein anderer Teilnehmer wollte aber über den Rücken in den Hang einsteigen. Also, gab ich die Führung ab, und wir stiegen hoch. 6-10 Spitzkehren für nicht einmal 100 Höhenmeter. Jetzt sahen wir den Hang noch besser und noch weiter hinauf. Wieder musste jeder seine Beurteilung beim Bergführer abgeben und wir kamen alle zum selben Schluss. Umkehren und meine Variante nehmen und die letzte Abfahrt geniessen, bei super Schnee.

Nach einer Dusche trafen wir uns wieder im Rest. All’Acqua für den letzten Theorieblock. Dann gab es ein Apéro mit anschliessendem Nachtessen. Danach liessen wir es uns gutgehen mit Wein oder Bier und einem Kartenspiel.

Tag 7

Nach dem Frühstück hiess es die Zimmer räumen und um neun Uhr Besammlung im Restaurant. Danach konnte jeder einzeln zum Bergführer, dieser gab ein Resume und die Beurteilung ab. Gegen zehn Uhr hiess es Abschied nehmen und die Heimreise antreten.

Ich möchte unserem Bergführer, Jan Caspar, vielen herzlichen Dank aussprechen für seine kompetente Führung und die sehr lehrreiche Woche.

Dem Personal im All’Acqua für die freundliche und liebenswerte Bedienung und die geniale Küche.

Auch möchte ich dem SAC-Saas danken, dass ich diese Weiterbildung machen durfte.

Vielen Dank und auf viele schöne erlebnisreiche Touren mit euch.

Michael Steiner