Ein Tag Genussradeln
Früh am Morgen (alles ist relativ) treffen sich der Tourenleiter Mario und die 3 Teilnehmer Diana, Fidelis und Osci im Bahnhof Brig. Die einzigen vier, die die Qualifikation geschafft haben. Mario hat sich bereits mit dem Brike auf der Strecke Stalden-Brig warmgefahren. Für Diana läuft der heutige Tag als Relax-Tag. Osci schaut Fidelis Bike an und denkt “Im Bernbiet gehen die Grosseltern ins Stöckli / Bewegung so wenig wie mögli / Fidelis hingegen steigt aufs Moutain-Bike Stöckli” und Osci fährt nicht mit Elektro-Bike, die Batterie ist leer, aber mit vollem Bidon, ob mit Wasser oder Whisky bleibt sein Geheimnis.
Mit dem Zug geht es nach Oberwald. Dort wird aufs Bike umgestiegen und jetzt fängt der Spass so richtig an. Ein Stück gefahren, hält Mario in Reckingen plötzlich an. Ist er schon müde? Nein, das attraktivste Kino im Goms, das «Cinéma s’bir» wartet auf uns. Wir treten in einen alten Stall ein und stauen. Ein grosser Bildschirm auf der einen Seite und eine gemütliche Holz-Sitzbank auf der anderen Seite. Wir machen es uns gemütlich und entscheiden uns für einen der 5 angebotenen Filme über Gommer-Bräuche. Der Film läuft viel zu schnell ab und es geht auf dem Bike weiter.
Die Sonne strahlt am Himmel, die Temperatur ist angenehm und das Tempo moderat. So schön kann Radeln sein, einfach Genussradeln. Hie und da, wenn es uns zu wohl wird, fährt Mario eine Abkürzung, die auf keinem Plan steht, nicht beschildert ist, aber «no risk no fun». In Niederwald machen wir Dorfbesichtigung. Es lohnt sich, dieses gut erhaltene Walliser-Dorf einmal anzuschauen.
Und schon sind wir in Ernen. Es herrscht grosser Betrieb auf dem Dorfplatz. Heute findet der Herbst-Markt statt. Wir schauen uns an den Ständen um. Es gibt keine leistungsfördernden Mitteli zu kaufen. Dann entdecken wir doch noch ein tolles Stärkungsmittel. Es gibt Polenta, von Italienern zubereitet. Wir geniessen die Polenta. Es kommen schöne Polenta-Erinnerungen auf!
Und der Durst muss ja auch gelöscht werden. Zudem muss das Bidon vor dem nächsten Aufstiege geleert werden. Dann fährt es sich leichter hoch. Ein Einheimischer klärt uns auf, dass die Party erst am Abend steigt. Jetzt sind wir im Dilemma. Reicht unser Kondition dazu aus? Wir entscheiden uns weiterzufahren.
Es geht aufwärts Richtung Binn. Genau das Richtige nach der schmackhaften Polenta. Der Lateiner sagt: Vens plenter non studet libenter, ein voller Magen studiert nicht gerne. Aber Biken liegt auch ganz ferne. Mario hält schon wieder. Wir verlassen die geteerte Strasse und fahren runter zur Römerbrücke. Mit heissen Bremsen erreichen wir diese. Jemand hat nur Augen für die Gegend und die schöne Römerbrücke und vergisst, vor der Gegensteigung zu schalten.
Jetzt wird es richtig steil und anstrengend. Und ein alter Radfahrer-Irrtum wird von neuem erlebt: «Hinter der nächsten Kurve wird es flacher». Denkst du!!! Diana sehen wir nur noch von hinten. Aber alle schaffen den Aufstieg mit Leichtigkeit. Wir erreichen Grengiols und fahren runter nach Mörel. Mario kennt wieder ein paar tolle Abkürzungen und Schleichpfade. Osci übt, wie man eine abgesprungene Kette wieder auflegt. Ohne die schwarzen Finger hätte es niemand gemerkt. Auf Insider-Pfaden erreichen wir Naters, wo wir der Gesundheit zuliebe unseren Durst löschen.
Mario verabschiedet sich und fährt mit dem Bike wieder nach Stalden zurück. Die Saasini haben ihr Cool-down schon hinter sich und fahren mit dem Auto heim. Vielen Dank an Mario für die tadellose Organisation, die Abkürzungen, die Schleichpfade und die Insiderrouten. Diana und Fidelis sei gedankt, dass sie regelmässig zurückgeschaut haben, ob noch jemand nachkommt. Es war ein richtiger Genusstag mit einem tollen Team. Wir haben gelernt, dass der Genuss nicht mit grosser Anstrengung einhergehen muss.
Osci