Durstlöschen im Hospiz

German als Organisator…

Die bereits zur Tradition gewordene Karfreitagsprozession auf dem Simplon wird bei entsprechendem Wetter und guten Schneebedingungen mit einer Skitour am Vormittag verbunden. German als Organisator delegiert die Tour an die Fast-Einheimische Simpilerin Diana. Beim Tourenhock am Gründonnerstag wird das definitive Ziel Galenhorn noch offen gelassen …. im wahrsten Sinne …. wie es sich zeigen wird.

Am frühen Morgen des Karfreitag starten in Saas Grund André, Diana, German, Peter und Reinhard. In Visp kommen Beat, Jasmin, Jörg und Martin hinzu. Der Rest der Truppe, Marietta und Klaus sowie Raphaela, soll in Ried Brig von André und Reinhard abgeholt werden. Als wir um ca. 7.00 Uhr beim Engeloch starten wollen, entstehen die ersten Diskussionen, weil die Gruppe in Ried Brig nicht anwesend gewesen ist. André und Reinhard, die zehn Minuten nach uns angekommen sind, wollen noch warten und wir andern starten die Tour Richtung Wysse Bode. Ein bitterkalter Simpiler Nordwind bläst uns um die Ohren und schüttelt wohl einen jeden richtig wach. Zum Laufen ist die Temperatur gar nicht schlecht und schon bald erreichen wir den Wyssu Bodu. Diana hält an, denn wohin des Weges? Aufs neblige Galenhorn oder Richtung Schilthorn, wo der Himmel blau ist und eine längere Abfahrt auf uns wartet. Da wir am Donnerstag keinen definitiven Entscheid getroffen hatten, fällt er jetzt. Wir entscheiden uns fürs Schilthorn. Diana geht noch bis in die nächste Mulde und nach einer kurzen Pause spurt sie Richtung Sirwoltesee.

Dass heute Freitag, der 13. ist, hat sich bereits früh erwiesen, als Reini in Ried Brig zu wenig lange auf die drei Feer warten wollte und nun zum zweiten Mal, als Diana die Abzweigung Richtung Schilthorn verpasst und dies erst in der Traverse zum Böshorn merkt. Wir spuren im Nordwind weiter bis zur nächsten Anhöhe. Das Laufen ist mühsamer geworden, weil man dauernd abrutscht. Peter wird in dieser Stille vom Natel in die Realität zurückgeholt. Die andern melden, dass sie in der Nähe des Sirwoltesees sind und sich in Richtung Schilthorn aufmachen. Sie haben einander, dem Natel sei Dank, doch noch gefunden und so ist die Gruppe endlich komplett. Wir lösen die Felle, denn hier auf 2800 m weht ein rauher Wind, und bis aufs Böshorn sind es noch mindestens ein- bis eineinhalb Stunden im Sturm. Wir fahren hinab zum Sirwoltesee und steigen in knapp 45 Minuten hinter den andern auf aufs Schilthorn. Diese vermerken uns nicht, und kaum zehn Minuten nach ihnen sind wir ebenfalls oben. Diese staunen nicht schlecht, erwähnten sie uns bereits unten. Gemeinsam fahren wir die schönen Hänge ab, auch die drei Balmer Arnold, German und Markus, leisten uns Gesellschaft. Die Fahrt wird je länger desto besser und an einem windgeschützten Ort erholen wir uns bei Wein und fleischloser Kost von den Strapazen der Missverständnisse und des Aufstiegs. Die einen denken wohl schon an den nächsten Aufstieg am Nachmittag anlässlich der Prozession.

Die Fahrt führt uns dann über die Rossbodenalp bis zur Egga, wo wir mit dem Postauto wieder zum Ausgangspunkt Engeloch gelangen.

Um 14.00 Uhr beginnt auf dem Pass die alljährliche Karfreitagsprozession beim Hospiz. Einige hundert Gläubige verschiedener Sprachen machen sich auf Richtung «grosse Stei». Dieses Jahr wird die Prozession vom Schweizer Fernsehen gefilmt und abends in der Tagesschau wiedergegeben. Der Helikopterlärm stört, wenn die andächtigen und besonnenen Tourengeher aufwärts tretend den Gebeten des Priors folgen. Nach eineinhalb Stunden ist alles vorbei, sogar Fidelis hat für einmal im Jahr die Tourenskis angeschnallt, um an der Karfreitagsprozession teilzunehmen.

Nach emsigem Durstlöschen im Hospiz (es hatte noch Genepi vom letzten Jahr!!!) machen wir uns auf den Heimweg. Ein schöner Tag geht zu Ende, Kameradschaft und Beten sind nicht zu kurz gekommen. Bis zum nächsten Karfreitag 2002!

diana, april 2001