Vom Winde verweht

Es ist 07:00 auf dem Staudamm Mattmark. Ein kalter heftiger Nordwind bläst uns um die Ohren. Wahrlich keine freundliche Art seine Gäste zu empfangen. Die Mütze über die Ohren, die Daunenjacke angezogen, so warten wir auf die Begrüssung von Pfarrer Udo Casel und seinen beiden Priesterkollegen.

Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, der böenartige Sturm sollte unser heutiges Programm noch gehörig durcheinander bringen.

Aber jetzt geht es erstmals Richtung Distelalp, wo die Pilgerschar einen ersten Halt macht, Pfarrer Udo Casel stimmt uns in kurzen, aber nicht minder einprägsamen Worten auf das Fest Maria zum Schnee ein. Der nächste Halt sollte dann auf dem Täliboden sein.

Oben auf dem Pass angekommen, empfängt uns wieder dieser unfreundliche heftige Wind. Aber wo sind all die italienischen Pilger? Weit und breit keine Menschenseele. Einen kurzen Moment hege ich die Befürchtung, wir seien am falschen Tag hier. Nein, das kann nicht sein. Da sehe ich unseren Freund Roberto Marone auf uns zukommen, ich erkenne ihn sofort an seinem «Gang».

Aber was ist los, wo sind all die italienischen Freunde? Die Antwort liegt eigentlich auf der Hand. Es ist natürlich der Wind. Die Luftseilbahn von Macugnaga herauf kann nicht fahren. Einen Moment herrscht Ratlosigkeit. Nach kurzer Beratung beschliessen wir, dass wir halt ohne die Italiener eine Messe halten. Wir haben ja drei «Heeru» bei uns und Roberto hat die notwendigen Utensilien wie Kelche usw. mitgebracht.

Auf der Terrasse des CAI-Hütte, in der schönsten Kathedrale feiern wir also die heilige Messe. Pfarrer Udo Casel erweist sich als ausserordentlich spontan. Quasi aus dem Stegreif zaubert er eine wunderschöne Predigt hervor. Es herrscht eine wunderbare Stimmung, alle singen und feiern mit.

Auch beim anschliessenden Mittagessen in der Hütte wird immer wieder gesungen. Wir geniessen das Zusammensein und die Freundschaft. Dann irgendwann zwischen zwei und drei Uhr nachmittags legt sich der Wind und, siehe da, die Bahn fährt. Einige von uns ziehen es vor nach Macugnaga hinunter zu fahren und mit dem bestellten Bus nach Haus zu gelangen, die anderen nehmen den Abstieg Richtung Mattmark unter die Füsse.

Trotz oder gerade wegen dem Wind, konnten wir ein einmaliges Fest, das es in dieser Form wohl noch nie gegeben hat, erleben. Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben, vor allem natürlich an Pfarrer Udo Casel uns seinen beiden Priesterkollegen und an unseren unverwüstlichen Freund Roberto Marone.

Ciao, bis zum nächsten Jahr, am 5. August.

Tourenleitung André Z.
Bericht André Z.
Fotos André Z.
Teilnehmende Viele aus allen Ecken