«Südtiroler Stand»

Nach dem vorabendlichen Tourenleiterhock am Chatzehüs am Ufer der reissenden Vispa trafen sich 9 wissbegierige Tourenleiter und ein wissender Bergführer Sebi im Fieschertal. Die Fortbildung der Sommer Tourenleiter stand auf dem Programm, und nachdem der Sommer sich einfach am Frühling vorbeigedrängelt hatte und plötzlich vor der Tür stand war es dringend Zeit das LVS mit dem Friend, die Schaufel mit der Bandschlinge und die Ski mit den Bergschuhen auszutauschen. Bei fantastischem Wetter stiegen wir auf Richtung Burghütte, welche am selben Tag auch Saisoneröffnung feiern wollte. Kurzzeitig diskutierten wir eine kleine Programmänderung, da die neuen Hüttenwarte mehrere 6-packs Bier an den Wegesrand gestellt hatten, welche man doch gerne mit nach oben tragen sollte. Es wurde kurz diskutiert, ob die Dosen denn an der Hütte auch voll abgegeben werden sollte, oder ob auch leere Dosen genehm seien. Nach kurzer Nachfrage von Sebi beim Hüttenwart wollte dieser kein Risiko eingehen und bestätigte, dass noch mehr Leute kämen, welche den Hopfentransport übernehmen würden. So konnten wir Françine gerade noch die Bierdose entreissen… Am Fels angekommen wurde erst ein wenig Theorie besprochen, doch recht bald mussten wir Hand anlegen und sollten am umliegenden Gelände Beispiele für einen geeigneten Stand einrichten. Wahrscheinlich gab das Gelände absichtlich nicht viel her, so dass nicht jeder Stand von Anfang an überzeugte. Hier lernten wir den «Südtiroler Stand» kennen, welcher viele fragwürdige Fixpunkte als solide Ausgleichsverankerung verbindet:

Diese Methode ist in so einer Situation vergleichsweise schnell gebaut und belastet die einzelnen Fixpunkte am geringsten. Bei Versagen eines Fixpunktes gibt es keinen dynamischen Schlag auf die übriggebliebenen, was deren Haltbarkeit dienlich ist. Häufiger werden wir uns jedoch in der Situation befinden, dass wir zwar gebohrte Stände haben, wir aber als Dreierseilschaft unterwegs sind. Hier führt eine starke Belastung des Seiles schnell dazu, dass die Weiche stark belastet wird, und ein Knoten mehr als schwierig wieder zu öffnen ist. Dies kann leicht vermieden werden, in dem direkt zu Beginn ein Karabiner durch den Knoten gesteckt wird:

Dieser kann nach Beendigung der Tour leicht entfernt werden und der Knoten ohne Probleme geöffnet werden. Auch praktisch ist folgende Methode, wenn es dann ans Abseilen geht. Möchte der Seilführer jemanden ablassen und die Krangelbildung durch den Halbmastwurf vermeiden, ist folgende Variante eine einfache Option:

Wir waren begeistert ob der Menge an Tricks und Kniffen, welche einem das Leben am Grat vereinfachen und beschleunigen. Auch das 4-fach Abseilen gehört dazu, wovon es hier aber leider kein Bild gibt. Doch nicht nur wir standen unter wachsamer Beobachtung durch Sebi, sondern auch er wurde sorgsam überwacht durch den König der Bergsteiger:

Dieser thronte auf einem Felsband und liess sich durch uns nicht stören. Nach Abschluss der Theorie- und Praxisübungen wurde noch überlegt, ob wir noch gemeinsam eine leichte Mehrseillängenroute in Angriff nehmen wollen. Doch die inzwischen stark brennende Sonne und der Duft von Raclettekäse liess uns geschwind die Sachen zusammenpacken und zur Burghitta laufen, wo diverse Gerstenprodukte zum offerierten Raclette konsumiert wurden. Die jungen Hüttenwarte strahlten vor Vorfreude, Engagement und Tatendrang. Auch das Bier hatte es auch ohne unser Zutun auf die Hütte geschafft. Bei schönstem Sommerwetter stiegen wir gemeinsam ins Tal, wo wir uns von Sebi verabschiedeten und ihm für einen sehr lehrreichen Tag dankten! Euch allen eine schöne, spannende und vor allem unfallfreie Sommersaison!

Tourenleitung Sebastian
Bericht Patrick
Fotos Alle
Teilnehmende Michi St., Samuel, Eelco, Vedrana, Francine, Martin
Teilnehmende Patrick, Jan, Simone