Spechhorn oder Spechthorn?
Die müssen da was korrigieren bei Swisstopo…
Nachdem bei Dominics Auto doch noch alle Warnlampen zum verstummen gebracht werden konnten, trafen wir uns haarscharf um 07:00 beim Mattmarkstaudamm. Wir genossen die kühle Brise auf der Staumauer bevor es zum Aufstieg Richtung Ofental ging. Dank einer angenehmen, steten Steigung erreichten wir bald den Ofentalpass und warfen einen Blick auf das Bivacco Antigine. Nadines eigentlich guten Vorschlag am Vorabend im Biwak zu schlafen hätte sich als fatal erwiesen, da die ganze Chose fein säuberlich getrennt nach Materialien abgebaut war; das Biwak soll diesen Sommer renoviert werden. Umringt von grenzgehenden Ziegen genossen wir unsere Pause und montierten schon mal die Gstältlini; denn ab hier wurde es ein bisschen technischer.
Der Aufstieg zum Ofentalhorn war steil, aber es hatte guten Trittschnee. Bei der ersten Gipfelrast des Tages packte ein gewisser Seilführer welcher auch den SAC Saas präsidiert doch tatsächlich eine Drohne aus dem Rucksack. Aber aus unserem grossen Outdoorfilmauftritt wurde aufgrund von technischen Problemen vorerst nichts. Wir gingen dann schon mal vor, damit Dominic in Ruhe ein paar deutliche Worte gegen den blauen Saaserhimmel sprechen konnte. Der erste Teil des Grates von Ofentalhorn zu Spechhorn war eine spannende Mischung aus Blockgrat und Schnee; es galt aufzupassen aufgrund es aufgeweichten Schnees rund um die Felsen.
Als der flache Teil durch war, packten wir die Seile aus für den finalen Grat-Aufstieg zum Spechhorn; dem Hauptgipfel der Tour. Marc ging mit Nadine, Andreas und unserer Neuzugängerin aus dem Bernischen, Rita, schon mal Voraus, während Astrid und ich die Sonne auf dem windstillen Grat genossen bis Dominic eine halbe Stunde später wieder zu uns stiess. Wie es sich für einen Meister des Zen-Buddhismus und einen guten Seilführer gehört, wandelte er den Frust ob den technischen Drohnen-Problemen gekonnt in positive Energie um und wir turnten den steilen Grat in einer Geschwindigkeit hoch, dass man fast Angst haben musste, das Seil könnte durchbrennen, wenn es den Felsen berührt. Noch im letzten Drittel holten wir die 4er-Seilschaft ein und erreichten gemeinsam einen wenig bekannten aber wunderschönen Saasergipfel.
Wir entschieden uns zu einem Abstieg in der schneebedeckten Westflanke des Spechhorns. Der erste Teil des Abstiegs war zwar steil, aber der Schnee war auch aufgeweicht. Es kam die grosse Entscheidung: Alle hatten sicherheitshalber die Steigeisen hochgeschleppt, aber wer jetzt Steigeisen montierte verwehrte sich selber sich eine genüssliche Rutschpartie im nach unten ausgehenden Schneefeld in der zweiten Hälfte. Jedenfalls erreichten alle Teilnehmer mit teilweise faszinierenden Fortbewegungsmethoden das untere Ende der Flanke. Jetzt war aber erst gut die Hälfte der Strecke geschafft. Auf dem Rückweg umrundeten wir das Galmenhorn und nach einer Überquerung des Ofentalbachs mittels einer Schneebrücke stiessen wir wieder auf den Weg wo wir morgens gestartet waren. Nach 21km Strecke und 1100 Höhenmetern bei gefühlten 25°C inkl. Solariumfunktion auf dem Schnee verbreitete sich unter den Teilnehmern zusehends eine kognitive Verzerrung, welche sich in der Vision von grossen Coupes und Glacés manifestierte.
Dummerweise kamen wir dafür zu spät an, aber wir konnten uns noch mit einem Apfelstrudel über die Runden retten.
Vielen herzlichen Dank an Marc und Dominic für die gute Führung und für den Mut eine Tour auf wenig bekannte 3000er auszuschreiben. Es hat sich 100-fach ausgezahlt!