Oh, Scherbadung – sichere Wegführung ist angesagt
Pojala | ||
Schwierigkeit | Wanderung | |
Zeitbedarf | 4.5 h | |
Aufstieg | 900 hm | |
Abstieg | 800 hm | |
Strecke | Alpe Devero – Crampiolo – Alpe Naga – Passo Pojala – Alpe Pojala – Btta di Scarpia – Crampiolo |
Scherbadung – Pizzo Cervandone | ||
Schwierigkeit | T5 / WS- II | |
Zeitbedarf | 9 h | |
Aufstieg | 1600 hm | |
Abstieg | 1750 hm | |
Strecke | Crampiolo – Pian della Rossa – Passo Marani – Punta Gerla – Scherbadung – Fleschsee – Chällerli – Heiligkreuz |
Aufgrund der warmen Wetterverhältnisse haben Samuel und Dominic schweren Herzens entschieden, die Tour aufs Strahlhorn via Südgrat abzusagen und eine Alternative anzubieten. Initial stand auch ein Saaser bzw. ein Almageller auf dem Programm, das Stellihorn vom Cresta di Saas Biwak aus.
Da gewisse Teilnehmer jedoch mit Streik drohten, einigte man sich darauf, fremde Länder und Berge zu entdecken und den wohlklingenden Scherbadung, auch Pizzo Cervandone genannt zu erklimmen. Mir kam die grosse Ehre zu Teil mit dem Präsidenten und dem Tourenleiterchef diesen schönen Berg zu erklimmen. Also hiess es, Mädel reiss dich zusammen, oder so ähnlich.
Von Brig aus ging‘s mit Zug und Bus abenteuerlich zur Alpe Devero. Die Alpe Devero ist sowohl im Winter als auch im Sommer ein richtiges Naturparadies und geprägt durch seine schmucken Walser Häuschen eine echte Perle. Zu Fuss liefen wir dann weiter nach Crampiolo, einem kleinen idyllischen Weiler, wo wir unsere Unterkunft bezogen. Da es um 11:30 Uhr noch kein Mittagessen gab, wurden wir auf Diät gesetzt und nahmen unsere Tageswanderung in Angriff.
Doch lange konnten wir nicht Verweilen, da die Gewitterwolken immer näher rückten und der Himmel sich von blau nach grauschwarz verwandelte. Wir versuchten in eiligem Schritte den Btta di Scarpia zu erreichen und schafften es, nur ein paar wenige Tropfen abzubekommen. Seit Bau des Stausees werden die Matten der Alpe Pojala kam mehr bewirtschaftet. Auf dem Pass gab es eine letzte Verschnaufpause. Die beiden VIPs freuten sich dermassen auf das kühle Bier und das winkende Apéro in Crampiolo, dass sie wie Speedy Gonzalez den Berg runter rannten. Anstelle der angeschriebenen 1h20min sassen wir nach 45 min vor einem kühlen Bier und einem Stück Aprikosenkuchen. Lecker! Bei einem gemütlichen Apéro mit Erzeugnissen aus der Landwirtschaft von unseren Gastgebern liessen wir den schönen Tag ausklingen. Nach einer erholsamen Dusche und einer kleinen Siesta wurden wir von unseren Gastgebern kulinarisch verwöhnt.
Am Folgetag war um 06:00 Uhr Tagwacht. Uns standen 1600 Höhenmeter auf den 3211m hohen Scherbadung bevor. Ein gutes Auge zur Wegerkennung war gefragt. Über Bäche, Schneefelder, Geröllhalden und Schutt stiegen wir auf den Passo Marani hoch. Dem Gratverlauf folgend stiegen wir weiter über die Punta Gerla und Noname zum Fusse des Scherbadung.
Die im Wanderführer beschriebene Route war nicht mehr aktuell. Dank Samuels gutem Auge und Riecher fanden wir den richtigen Weg im Geröll und konnten problemlose die letzten 200 m zum Scherbadung im Geröll und Schutt problemlos bewältigen und die leichte Gipfelkletterei geniessen. Auf dem Gipfel erwartete uns eine Madonna Statue, ein feines Picknick und für kurze Zeit ein unglaublicher Blick runter auf die Alpe Devero.
Dass eine Bergtour nicht auf dem Gipfel, sondern erst im Tal endet, haben wir im Abstieg ins Binntal erfahren. Volle Konzentration, Trittsicherheit und Kondition waren gefragt. Es ist doch immer wieder faszinierend wie steinreich und steil unser Wallis ist. Dass ich mit zwei richtigen Berggemsen unterwegs war, zeigte sich in der Routenwahl. Teilweise konnten wir ganze Schneefelder runtersausen, wobei sich doch erhebliche Stilunterschiede bemerkbar machten. Während Samuel Pirmin Zurbriggen-like den Hang heruntercarvte und Dominic mit dem Skistock bewaffnet sicheren Schrittes hinterherstieg, setzte sich Astrid auf den Hosenboden und genoss die Schlittelabfahrt.
Über loses Gestein ging es immer weiter runter. Ein Aufstieg über Heiligkreuz auf den Scherbadung wäre definitiv kein Zuckerschlecken. Auf 2169m trafen wir erstmalig auf Überreste menschlicher Zivilisation. Ein zerfallenes Schafgädi säumte den Weg. Es schien, als ob seit Jahrzehnten niemand mehr diesen Abschnitt bis zum Chällerli begangen hatte. Wir mussten uns durch Sträucher, Gebüsch, Wurzeln und Bäche, gespickt mit versteckten Steinen unseren Weg ertasten.
Als wir wieder auf einen richtigen Wanderweg stiessen, erwartete uns noch das Schlusszuckerli. Durch 45°C steilen Wald ging es die letzten 400 Höhenmeter noch runter bis nach Heiligkreuz. Kurz vor 16:30 Uhr trafen wir dort ein und wurden von Samuels Familie abgeholt. Nach einem feinen Coup gingen wir etwas müde aber glücklich und zufrieden nach Hause.
Herzlichen Dank Euch beiden für die zwei unvergesslichen Tage, die lustigen Momente und die sichere Wegführung durch das doch anspruchsvolle Gelände.
Tourenleiter | Samuel Anthamatten |
Bericht | Astrid Kuonen |
Fotos | Samuel und Dominic |
Teilnehmer | Astrid, Dominic, Samuel |