Simone Knepper – Tourenleiterin 1 Sommer

Wir freuen uns, dass wir mit Simone eine weitere Tourenleiterin in unseren Reihen begrüssen dürfen. Sie belegte vom 29.06. – 05.07.2014 in der Orny  den Tourenleiterskurs. Obwohl sie sich im letzten Jahr verletzte, blieb sie dran, gab nicht auf und konnte mit Ihrem Wissen und Leistungen überzeugen.Ihre grosse Leidenschaft, die Berge, brachte sie vor Jahren ins Wallis. Jede frei Minuten strebt sie den Gipfeln entgegen. Mit Simone gewinnen wir eine konzentrierte, dynamische, einfühlsame Frau.Wir gratulieren ihr herzlich zu diesem grossartigen Erfolg und freuen uns auf unvergessliche Touren mit ihr. Sie wird bereits in den nächsten Wochen an mehreren Touren aktiv für den Club führen. Simone, wir wünschen viel Glück und Genugtuung. In einem eindrücklichen Bericht erzählt sie uns im Folgenden vom Erlebten.

Hallo liebe Bergsportfreunde,

vielen Dank erstmal an den SAC Saas, das ich ein 2. Mal den Tourenleiterkurs Sommer 1 besuchen durfte. Letztes Jahr musste ich leider wegen eines Bänderrisses im Fuß nach einem unglücklichen Misstritt den Kurs abbrechen.

Dieses Mal ist nun alles prima gelaufen. Der Basislager des Kurses war die Cabane d´Orny. Eine wirklich super geführte Hütte. Das Gebiet drum herum ist genial, die Teilnehmer waren hoch motiviert und die Bergführer, die uns ausgebildet haben, waren mit Fachwissen, Freunde und Enthusiasmus bei der Sache. Mein Kursleiter war Bruno Hasler, vielen vielleicht bekannt durch die «Bergsportbibel» SAC Bergsport Sommer. Für alle, die es vielleicht interessiert, mal ein Einblick in den Ablauf einer solchen Ausbildungswoche.

Dominic Anthamatten
Präsident SAC Saas

Bericht über die Ausbildungswoche

Sonntagmittag ging es mit schwerem Gepäck gemeinsam Richtung Hütte. Nach ca. 1 Stunde wandern gab es die 1. Lektion durch die Kursleiter. Thema: Unsere Bergwelt, eine Reise durch die Schweiz mit all ihren Vegetationsstufen. Zudem Gesteinskunde und auch ein bisschen Flora und Fauna. Danach die letzten Höhenmeter rauf, Einzug ins Matratzenlager und Einteilung von 2 Gruppen nach dem Grad des persönlichen Kletterkönnens. In den Gruppen a 6 Personen wurde dann die ganze Woche zusammengearbeitet. Jeder einzelne bekam eine Lektion zugeteilt, die er vor der Gruppe abhalten musste (ca. 45-60 min). Themen wie u.a.: Standplatzbau in Fels und Eis, Karte/Kompass, Knotenkunde, Seilverkürzung und Anseilen auf dem Gletscher, Selbstaufstieg und Flaschenzüge. Zur Vorbereitung hatten wir den Abend nach dem Abendessen. Am Montag früh, es regnete stark, wurden die ersten Lektionen indoor abgehalten. Im weiteren Verlauf des späten Vormittags konnten wir raus und die Theorie in die Praxis umsetzen. Bruno schickte uns kreuz und quer über den Gletscher, es gab einen Steigeisenparcour und das Thema Standplatz und Verankerungen in Eis und Firn wurden abgehandelt. Irgendwie hatte man das Gefühl, Bruno hat seine Augen überall, also immer schön konzentriert bleiben

Vor dem Nachtessen dann eine ausführliche Feedbackrunde, nach dem Essen die Tourenplanung für den nächsten Tag. Auf dem Plan stand der Portalet mit Abstieg Richtung Bivouac Envers des Dorees. Start morgens früh um 4 Uhr mit dem Frühstück. Also lieber nicht zu spät ins Bett… was speziell für mich bedeutete: das Deutschlandspiel um 22 Uhr lieber nicht schauen!! Es gab doch tatsächlich einen Fernseher auf der Hütte

Bei guten Bedingungen ging es Dienstag früh dann los über die  «Banana», eine Aufstiegsvariante, die oft wegen zuwenig Schnee nicht möglich ist, Richtung Portalet, insgesamt eine kombinierte Tour, ca. 45 Grad steil. Vor Tourstart wird vom Chef bestimmt wer die Tourenführung übernimmt. Da der gesteckte Zeitplan und das Wetter stimmte, wurde an der «Chandelle» eine Pause eingelegt, um diese zu bezwingen. Alle standen oben auf dieser eindrücklichen Felsformation und der Bergführer war mit unserem Kletterkönnen zufrieden. Über die Westseite dann der Abstieg ins Biwak. Kurze Pause und dann galt es das Thema Flaschenzüge durchzuarbeiten. Danach der Bezug des wirklich megaschönen Biwaks. Wahnsinnspanorama. Der Orny-Hüttenwart hatte uns leckere Sachen eingepackt und einen Bier und Weinvorrat gab es tatsächlich im Biwak. Nach dem gemütlichen, selbst zubereiteten Abendessen: die nächste Tourenplanung. Passend zum angekündigtem Wetter das Thema Karte/Kompass/Orientierung theoretisch und praktisch im Nebel retour. Ich hatte das «Vergnügen» den Rückweg zu leiten und tatsächlich sind wir über den geplanten Col Richtung Heimathütte gelangt. Puh

Weiter ging es dort mit Standplatzbau im Fels, den Einsatz von Friends und Keilen und das Thema Abseilen. Der Regen war am Ende dann doch so heftig, dass wir abbrechen mussten. Dann halt wieder Theorie inside plus Nachbesprechung, Feedback und die Zwischenquali- eine kurze Bewertung wie es so um jeden steht. Alle waren laut Bruno «auf Kurs» und somit konnte die nächste Tour in Angriff genommen werden.Es wurde spannend, das Colouir Copt stand zur Debatte mit der Überschreitung der Le Trident. Tourenplanung noch mal im Detail mit Hilfe des Tourenblattes vom SAC, welches sich jeder auf der SAC-Homepage herunterladen kann und unbedingt allen Leitern empfohlen wird sorgfältig zu bearbeiten.

Die Nacht auf Donnerstag war kurz, um 4 klingelte wieder der Wecker. Wir liefen diesmal ganz gemütlich los bei exzellenten Bedingungen bis zum Einstieg ins Colouir. Mit Wechselführung in 2er Seilschaften ging es rauf, teilweise im Trittschnee, teilweise kam Blankeis zum Vorschein, Steilheit ca. 50 Grad. Alles lief gut und der Zeitplan passte als wir auf den Grat wechselten. Höhepunkt sollte nach dem 1. leichteren Turm, dem Trident, der 2.Turm, die Aig. Javel werden. Es galt eine Seillänge im 5.Grad zu bewältigen.

Alle standen oben, der ein oder andere mehr oder weniger elegant, aber mit Bergschuhen schon gar nicht so schlecht… Im weiteren Verlauf  ging es um effizientes Gruppenabseilen und Routenfindung, bis wir schließlich alle wieder unten auf dem Gletscher standen. Glücklich und zufrieden inclusive des Ausbildungsleiters.Retour im zügigen Tempo um noch mal die Kondition zu checken. Outside im Sonnenschein folgte eine ausführliche Nachbesprechung der Tour, Technik und Taktik mit einem wohlverdientem Erfrischungsgetränk Und dann gab es tatsächlich noch ein kleines Zeitfenster um schnell mal unter die Dusche zu springen. Herrlich.

Nach dem Essen die Planung des letzten Tourentages. Klettern stand auf dem Programm. Eine, leider nur kurze Mehrseillänge (wegen angekündigtem schlechtem Wetter ab dem Mittag). Zügig und zeitig starteten wir am Freitag auf die Aig. De la Cabane. Toller Fels, tolle Ketterei, Schwierigkeit  5c+. Am Nachmittag aufraffen zu den letzten Lektionen. Selbstaufstieg in allen Variationen und Umfädeln beim Topropeklettern. Die letzte aktive Tat des Tages war dann den Holzvorrat in der Hütte auffüllen, während Bruno die Auswertung des Kurses machte.Es folgten Einzelgespräche. Wir sollten uns selbst einschätzen und bekamen die Bewertung des Kursleiters zu 5 verschiedenen Punkten. Leitereigenschaften, allgemeine Kenntnisse, felstechnisches Können, Eis und Firntechnisches Können und Kondition. Bestanden auf zum Apéro!! Entspannte Atmosphäre, alle waren erfolgreich, und gemütliches Beisammensein und ja: Fußball Viertelfinale passend vor dem abschließenden superleckerem Käsefondue schoß Deutschland das 1:0.

Es war eine rundum spannende tolle Woche, die zwar anstrengend war, aber sehr sehr viel Spass gemacht hat und wirklich lehrreich war. Am Samstag früh galt es sich zu verabschieden und es ging runter ins Tal. Um 11 Uhr war ich zurück im Saas und ich muss gestehen, dass ich dann doch todmüde ins Bett gefallen bin.

Ich freue mich nun auf viele schöne Touren mit dem SAC Saas, bis hoffentlich bald.

Simone