Mathäus 14; 22-24 Jesus geht über das Wasser

Tag 1: Brig bis nach Crampiolo

Um 05:00 klingelte der Wecker, warm anziehen und reichlich frühstücken standen vorerstmal auf dem Programm. Schliesslich lagen schätzungsweise 23km mit Schneeschuhen noch vor uns. Ich lief gegen sechs Uhr auf den Bahnhof Brig, wo ich Nadine, Geraldine und Michi antraf. Noch einen letzten Besuch im Shop und Astrid, Fabrizio und Tourenführer Dominic komplettierten die Gruppe. Wir fuhren mit der MGB nach Fiesch, wo wir dann auf das Postauto nach Binn umstiegen. Auf der Hinreise unterhielt uns Dominic mit verschiedenen Infos zur bevorstehenden Tour. In Binn begrüsste uns eine ältere Lady mit ihrem Privat Taxi für die Fahrt nach «Im Fäld». Bei Top Wetter schnallten wir die Schneeschuhe unter die Füsse und begannen mit dem LVS Gruppentest. Um 07:45 begann nun offiziell die Tour und wir marschierten für uns gemütlich entlang der «Binna» und genossen es wieder einmal weg von der Zivilisation zu sein. Der morgendliche Halbmond begleitete uns und wir liessen die Stallungen bei der «Freichi» hinter uns. Wir überquerten die Brücke beim «Chiestafel» und gönnten uns eine erste Pause.

Gestärkt visierten wir die Binntalhütte an und genossen das wunderschöne Binntal. Die Schneebedingungen zeigten wärend der ganzen Tour keine einzigen Schwachstellen. Kein einziges Wuuum hörte ich während der ganzen Tour. Wir fanden eine harte Grundlage und darüber einige Zentimeter Pulver vor. Gegen Elf Uhr erreichten wir die 2275m.ü.M gelegene Binntalhütte und hatten jetzt rund 700 Höhenmeter gemeistert. Die Hütte war komplett verriegelt, da diese wegen Umbau noch nicht fertiggestellt war. Bei einer zweiten Tee Pause genossen wir das Panorama, welches die Sonne projezierte. Die Sonne schien bereits über den Albrunpass und erleuchtete die umgebenden Gebirge wie z.B der Mittelberg im Norden, Ofenhorn im Osten und das grosse Schinhorn im Westen. Nach weiteren 140 Höhenmeter, welche wir im Zickzack und mit dem nötigen Sicherheitsabstand absolvierten, erreichten wir die Höchste Stelle unserer zweitägigen Tour. Wir waren auf dem Albrunpass auf 2408m.ü.M angelangt und wurden von einem kräftigen Sonnenschein begrüsst. Es befand sich keine einzige Wolke am Himmel und wir genossen die Weitsicht nach Italien.

Das nächste Etappenziel war für uns der leere Stausee Pianboglio. Das hiess für uns rund 400 Höhenmeter absteigen und mit den Schneeschuhen rutschen oder laufen. Sehr unkonventionell – via direta hinunter. Ab und zu viel man um oder rutschte aus, da der Untergrund von Harsch, sehr hart, Pulver und Nassschnee wechselte. Hier machte sich bemerkbar, dass es an Weihnachten (25.12.18) geregnet hatte. Die Sonne stand so perfekt, dass es uns zuliess unglaubliche schöne Bilder zu knipsen. Der Schnee und das Eis waren wirklich sehr schön. In den umliegenden Couloirs bestaunten wir die Abrisskanten und die vielen Lawinen die bereits selbstausgelöst worden waren. Unten angekommen überquerten wir den See und liefen direkt auf die Dammmauer zu. Das Eis war von sehr guter Qualität und war sehr dick. Nach der Dammmauer wurde unsere Schneeschuhtour noch ein bisschen mehr wilder. Dominic führte uns durch die kleine Schlucht. Wir wechselten die Uferseiten gelegentlich und suchten uns den Weg Richtung Lago di Devero. Die kleine Schlucht war links und rechts steil und es hat den Schneeschuhen viel abverlangt, was guten Halt im Gelände anbelangt.

Die Mittagspause gönnten wir uns bei der «Alpe Perego», welche sich zwischen der kleinen Schlucht und dem Lago di Devero befindet. Hier befanden sich ein paar alte Ruinen und vor uns ein halb eingefrorener See. Die nächste Wegfindung war schwierig, da die Strasse zu fest eingeschneit war und somit sich nur steiles Gelände ergab. Hier blieb wohl nur der Weg offen, direkt über den Lago di Devero zu laufen. Es kam mir vor das Dominic und Astrid wie Jesus handelten und durch den See gingen. Auf dem See gab es vereinzelt ungefrorene Stellen. Dies hielt sie nicht ab in Richtung der Wälder zu laufen und wieder ab dem See zu gelangen. Wir überquerten auf dem See noch eine Wasserpassage von fliessendem Wasser, die eine breite von mehreren Metern aufwies. Diese stellte unsere Sprungtechnik unter Beweis. Bei dieser Tour war also reichlich für Abwechslung gesorgt. Einmal erwischte ich eine schwache Eisstelle nahe dem Wasser und sank genau in der Grösse des Schneeschuhes ein. Nadine half mir wieder heraus und wir begutachteten die Eisdicke von rund sieben Zentimetern. Auf der rechten Seite des Sees liefen wir den Wald hinaus Richtung grosser Stausee. Am Uferrand stellten wir fest, dass der See schon in mehreren Etappen bereits gefroren war und sich der Wasserspiegel stetig sank. Hier begegneten wir wieder Menschen die uns nach sieben Stunden mit einem «Salve» begrüssten. Am Staudamm «Montorfano» angekommen blieben uns noch wenige Minuten hinunter nach Crampiolo. Uns erwartete ein kleiner niedlicher Weiler auf 1767m.ü.M. Süsse kleine Hütten im alten Stil und Kapelle gaben uns den Eindruck vom Märliland. Die Leute dort sind sehr stark vom Tourismus abhängig – sehr viel Tagestouristen und Skitourer.

Am Nachmittag gegen 15:00 Uhr trafen wir bei der Unterkunft ein und die Patronatin äusserte sich bereits fragend nach Dominic. Den Nachmittag schlemmerten wir mit kalten Platten aus einheimischer Kost. Bei der ganzen Auswahl an verschiedenem Bier liessen wir den ereignisreichen Tag Revue passieren. Die Stunden vergingen und wir durften uns an einen typischen Italienischen Tisch setzen für das Abendessen. Wir wurden verwöhnt von einer Fleischplatte, Nudeln an Sauce, Salat, Gemüse und einer Bistecca. Dessertvariationen von Panna Cotta, Schokoladenkuchen und Panettone wurden angeboten. Das Kaffee mit Grappa hatten wir uns natürlich auch verdient. Es war ein sehr lustiger und unterhaltsamer Abend mit einer tollen Truppe. Gegen Halb Zehn zog man sich in die Zimmer zurück und man konnte fast wie ausschlafen. Mein Wecker klingelte um sieben Uhr wieder und im halb Acht gab es Frühstück. Wir bekamen noch unseren Marschtee, rechneten ab und nach 08:15 marschierten wir wieder in Schneeschuhen los. Die Route führte von Crampiolo entlang des Flusses «Torrente Devero». Sehr meditativ und ruhig konnten wir die morgendliche Stimmung geniessen. Nach neun Uhr waren wir dann in Alpe Devero angelangt, wo Franziska und ihr Hund zur Gruppe hinzukamen

Das war mal wieder so eine typische und unvergessliche «Dominic-Tour ©» (Name Urheberrechtlich geschützt). Was für ein Jahresabschluss! Ich zitiere an dieser Stelle sehr gerne Michael: «Es könnte besser nicht sein!»

Tag 2: Devero – Monte Cazzola – Devero

Am Morgen wurde die bereits vom Vortag warmgelaufene Truppe von Franziska und Kira (Vierbeiner) ergänzt. Freudig ging es durch den charmanten Ort. Doch schon bald kam der erste Aufschwung, bei dem die Muskeln deutlich daran erinnerten, dass sie am Vortag bereits beansprucht wurden. Ungestört von anderen Tourengängern ganz für uns arbeiteten sich alle tapfer den Hang hinauf. Oben angekommen erwartete uns ein wunderbares Panorama und ein erster Blick auf den Monte Cazzola. Bei nur leichtem Wind, aber durch das aufziehende Wetter leicht diffusem Licht, ging es weiter durch die verschneite Landschaft. Hier und da wurden nun versprengte Tourengeher gesichtet. Pünktlich zur Pause frischte der Wind auf, so dass alle freiwillig munter dem Aufbruchsignal folgten. Der Wind sollte uns ein stetiger Begleiter sein, je weiter wir in die Höhe kamen umso mehr wehte er uns um die Ohren. Der aufgewirbelte Schnee bot zwar ein atemberaubendes Schauspiel im durch die Wolken gebrochenen Licht, war aber doch zunehmend unangenehm, da er sich in an unliebsamen Orten wie Augenbrauen und Bärten festsetzte. So wurden langsam weitere Schichten angezogen und die Reißverschlüsse zugezogen. Kira hatte sich inzwischen mit Ihrem Eisüberzug auf dem Fell in einen kleinen Eisbären verwandelt.

Die nächste Pause wurde zwar am verhältnismässig windstillsten Ort abgehalten, der aber aufgrund des Sturms immer noch ganz schön zugig war. Rasch ging es daher weiter in Richtung Gipfel. Vorsichtig mussten wir noch nacheinander eine steile Flanke traversieren und uns die letzten Meter zum Gipfel erkämpfen. Immer wieder stoppten die nun heftigen Böen unser Vorankommen. Schließlich endlich auf dem Gipfel fühlten wir uns wie auf einer Südpol-Expedition: Schnee, Eis und alles was nicht niet- und nagelfest war, flog uns um die Ohren. Immer wieder duckten wir uns während den Böen, um nicht umgeworfen zu werden. Daher war der Gipfelaufenthalt kurz und es ging flott vom Gipfel herunter in Richtung Tal, wo wir zum Glück rasch im Windschutz des Waldes ankamen. Nun spürten doch alle deutlich die Anstrengung in den Beinen, aber es lockte die Alpe Devero und so schritten wir fleissig weiter dahin. In hervorragender Zeit erreichten wir die Alpe und genossen die von Astrid mitgebrachten Leckereien. Mit dem Taxi, Bus und Zug ging es zurück in Richtung Heimat. Trotz des wilden Wetters hatten wir eine superschönen Tourentag, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Tourenleiter Dominic-Tour ©
Bericht Alessandro (Tag 1), Franziska (Tag 2)
Fotos Dominic und alle
Teilnehmer Nadine, Alessandro, Franziska, Fabricio, Astrid, Dominic, Geraldine, Michael
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