Die «Österreicher Flagge“ wird uns von nun an ständig begleiten

Freitag 17.09.21 / Alpe Devero – Alpe Veglia

Unendliche Weiden, kleine bewirtschafte Alpen, imposante Berge als Rahmen für atemberaubende Landschaften, eine reiche und unberührte Natur, Wiege einer aussergewöhnlichen Artenvielfalt. Der Naturpark Alpe Veglia und Alpe Devero ist eines der bezauberndsten und unberührtesten Wunder des Ossolatals. Während Alpe Veglia für Lichtalm steht, ist Alpe Devero wegen der farbenprächtigen Blüten auf den wundervollen Weiden in der Höhe als die Alm des Lächelns bekannt. Über 500 Arten an Blumen, Kräutern und Pflanzen lassen sich hier in einem großen natürlichen botanischen Garten mit einem außergewöhnlichen jahreszeitlichen Blütenwechsel finden.

Nach langem hin und her habe ich mich doch entschlossen, mit Bruder Dominic und Vetter Samuel die Wandertage in Angriff zu nehmen.

Wir fahren mit dem Zug von Brig nach Domodossola, von wo uns ein Taxi direkt zur Alpe Devero auf 1’634 m bringt. Die Wanderschilder geben Auskunft über die Vielzahl der Wandermöglichkeiten; u.a. lese ich „Alpe Veglia 6 h 15“ – oh Schreck – auf was habe ich mich da ohne Training eingelassen. Nur keine Panik zeigen.  Vorbei an schmucken Wohnhäusern wandern wir ans Ende des linken Talkessel und nehmen den ersten Anstieg unter die Füsse. Domi voran, ich in der Mitte und Samuel am Schluss. Schritt für Schritt: gelb – schwarz – gelb – geht es langsam hoch vorbei an den „Rot-Weiss-Rot-Markierungen» bis zur Alpe Buscagna. Übrigens wird uns die «Österreicher Flagge“ von nun an ständig begleiten.

Auf der ersten Anhöhe angekommen sind wir begeistert von der grossartigen Landschaft des Hochtal der Alpe Buscagna. Am liebsten würden wir uns hier Stunden lang aufhalten. Der Weg führt uns durch uralte Lärchenwälder. Ein türkisfarbender Wildbach mäandert durch Trockenwiesen. Bis zum zweiten Anstieg lassen wir uns berauschen von der Schönheit dieser Natur. Dann geht es wieder los: gelb – schwarz – gelb. Die Gespräche verstummen, das Atmen wird intensiver, vorbei an der letzten Kuhherde bis hoch zu den Murmeltieren. Ab und zu heben heben wir den Blick zu den schroffen Bergriesen, bewundern den intensiv blauen Himmel, fokussieren die erste Passhöhe und hoffen, den intensiven Aufstieg doch meistern zu können. Und endlich an der Scatta D’Orogna auf 2’461m angekommen, öffnet sich eine komplett neue Perspektive, die uns berührt und die wir geniessen. Nach der Mittagsrast ziehen wir weiter – und nicht etwa wie erhofft auf einer gemütlichen Höhenwanderung zur nächsten Passhöhe – nein – zuerst geht es über Stock und Stein runter, überqueren eine Flanke und nehmen den nächsten schweisstreibenden Anstieg in Angriff und wierder: gelb – schwarz – gelb.  Endlich haben wir auch den zweiten Pass – den Passo di Valtendra auf 2’431m geschafft. Wir werden belohnt mit einem Panoramablick auf den Gebirgskessel der Alpe Veglia. 1000 Höhenmeter Aufstieg liegen hinter uns – und wenn man nicht hier übernachten will, muss der Abstieg von 650 m auch noch bewältigt werden.  Wir steigen ab bis zur Alpe Pian Sass Mor und denken bereits an das kühle Bier, dass wir mit einer weiteren Stunde Abstieg zuerst noch verdienen müssen. Auf der Alpe Veglia angekommen, werden wir für all di Strapazen reichlich entschädigt; Bier, Fleischplättli, Wein, „Sonnelen», ein sympathisches Albergo. Und abends in netter Gesellschaft mit Franco und Elenore werden wir mit einem feinen zNacht und leckeren Wein verwöhnt.

Wir übernachten in der Albergo La Fonte www.albergolafonte.com/

↑1000 ↓ 850 -> 6.5h

Samstag 18.09.21 / Alpe Veglia – Gondo

Alpe Veglia liegt in der Morgenstimmung – wir sind fasziniert. Die Bergkulisse u.a. der Monte-Leone leuchtet bereits in der Sonne und unten durch die riesige Hochebene der Alpe ziehen mystische Nebelschwaden. Trotz Zwicken in allen Muskeln nehmen wir freudig den neuen Wandertag in Angriff.  Wir verlassen den Kessel von Alpe Veglia auf der „mittelalterlichen“ Hauptstrasse und steigen bald in die nächste ausgeschilderte GTA Wanderroute ein. Und wieder fängt das Spiel von vorne an: gelb – schwarz – gelb. Der „Hängert“ setzt aus, der Puls geht hoch. Auf einem abenteuerlichen und teils ausgesetztem Weg traversieren wir die südliche Flanke bis zur Alpe Vallé auf 1’786 m.  An schmucken Alphäusern vorbei bringt uns der aussichtsreicher Höhenweg zum Passo dei Gialit 2’225m, der höchste Punkt unserer heutigen Etappe.

Wiederum werden wir für all die Strapazen mit einem atemberaubender Panorama entschädigt: grossartige Aussicht zu den Bergketten des Nationalparks Val Grande und im Westen ganz nah die eisgepanzerten 4000er-Gipfel von Weissmies, Laggin und Fletschhorn. Nach einer kurzen Mittagsrast geht es auf alten Schmugglerpfaden und Schleichwegen der Grenze entgegen. Dieser Abschnitt ist Balsam für die Seele; wir sind begeistert von dieser Höhenwanderung, vom herbstlichen Farbenspiel der Natur. Vorbei an etlichen Alpen (zum Teil leider verfallen), nehmen wir den ersorgten Abstieg in Angriff, der schlussendlich gar nicht so schlimm war.  Ein fantastisches Panorama über der imposanten Gondoschlucht  erleichtert uns die letzten paar Hundert Höhenmeter bis zur Alte Kaserne auf 1100 m.  Beim Warten an der Bushaltestelle betrachte ich mit einem Schmunzeln nochmals Dominics gelben Schuhe, seine schwarzen Socken und die knallgelben Hosen: gelb – schwarz – gelb – mein fokussierter Blick bei jedem steilen Aufstieg.

Es grosses Merci ane Domi und ane Samuel – ohne eiw zwäi häitich das grossartige Erläbnis nie gmacht.

Tourenleitung Dominic
Bericht Rosine
Fotos Alle
Teilnehmende Rosine, Samuel
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