Arktische Verhältnisse im Goms
Samstag, 4.2.2012 – Chastellicke 2657m
Beste Wetterverhältnisse waren angesagt. Doch infolge der sibirischen Kälte verzichteten wir aufs Freeriden in Andermatt. Eine Ersatztour war bald gefunden. Das neue Ziel hiess Chastelhorn, das sich auf der wärmenden Sonnenseite des Goms befindet
Noch am Vorabend waren einige Teilnehmer enttäuscht, dass die Zweitagestour wegen der grössten Kälte dieses Winters nicht abgesagt wurde. Die Medien machten auf Hysterie und schnell war vergessen, dass es immer schon so kalt war und dass bei diesen Temperaturen am Mittelallalin häufig die Pisten offen sind.
So starteten wir nach kurzer Nacht früh morgens total vermummt bei -24° C in Münster Richtung Galmihornhütte. Manche Teilnehmer brauchten bei dieser Kälte etwas länger um startklar zu werden. Wahrscheinlich lag es daran, dass wir auf Kaffee und Gipfeli verzichten mussten.
Anfangs führte uns der Weg durch den stark verschneiten Wald. Schon bald kitzelten uns die ersten Sonnenstrahlen, so dass wir von der sibirischen Kälte und dem Kaltluftsee nicht mehr viel spürten. Im Gegenteil; es war angenehm warm zum Laufen und die Jacken wurden ausgezogen, damit wir nicht ins Schwitzen kamen. Fleissig übten wir Spitzkehren.
Während des Hochsteigens zog Dominic in Gedanken bereits seine Linien in die Pulverhänge. Die offenen Hänge oberhalb der Hütte versprachen viele jungfräuliche Schwünge. Daher wurde die Variante über Chäller runter nach Reckingen bald verworfen. Auf der Chastellicke änderte sich dann die Unterlage, es war alles abgeblasen.
Der letzte Aufstieg aufs Chastelhorn befindet sich auf der windzugewandten Nordseite und versprach skitechnisch keine weiteren Höhepunkte. Wir wollten den anderen Tourengänger zuvor kommen und die unverfahrenen Hänge vor uns haben, darum verzichteten wir auf den Gipfel. Wir legten los und jubelten von einem Schwung zum nächsten.
Pulver vom Feinsten!
Unterhalb der Galmihornhütte folgten wir vorerst dem Wanderweg, verliessen den aber bei der Haarnadelkurve auf 1787m und wählten eine Variante über offene Wiesen bis in den Talgrund am Ort Ofne vorbei. Wir waren begeistert.
Für die Nacht reservierten wir Zimmer im Hotel Furka. Wir genossen Dusche, das feine Essen und die für eine Bergtour komfortable Unterkunft.
Sonntag, 5.2.2012 – Skitour Sidelhorn
Staunend über die riesige Menge Schnee im Obergoms starteten wir in den glasklaren Tag. Der Weg führte durch den Schutzwald oberhalb des Bahnhofs Oberwald. Die Kälte war nicht minder, doch im Wald spürten wir davon wenig. Immer wieder mussten wir uns klein machen um uns unter tiefhängenden Ästen durch zu zwängen. Weiter oben wurde es dann flacher, und wir wähnten uns irgendwo im Hohen Norden. Auch Tourenleiter Kilian war mit zwei Kollegen unterwegs und überholte uns schnellen Schrittes.
An der Waldgrenze änderte sich die pulvrige Unterlage. Je höher wir kamen, desto verblasener waren die Hänge. Die kräftige Bise der vorangehenden Tage räumte vom Grimsel her gewaltig auf. Osci kämpfte am Vortag mit tauben Zehen und sah die Ursache bei der Sohle. Darum testete er seine Schuhe ohne Sohle, doch dies verursachte noch grössere Schmerzen und auf dem Grimselbode zeichnete sich ab, dass er die Tour nicht zu Ende führen konnte. Es wurde daher für Osci auf 1840m eine Abkürzung über den Rätischbach zum Schlittelweg gesucht.
Doch dies ging ins Auge. Oberhalb seiner Spur löste sich ein 15m hohes, windgepresstes Brett und verschüttete ihn. Als die Kollegen endlich bei ihm waren, konnte er sich bereits selbständig befreien. Allen war klar, dass unter diesen Umständen die Tour abgebrochen wird. Denn weiter oben warteten noch einige Hänge mit ähnlicher Exposition und Steilheit. Zusammen halfen wir dem Kollegen wieder auf die Beine und sprachen ihm Mut zu. So schnell lies sich die Moral eines Saasers aber nicht gewaltig trüben, statt über die Abkürzung kämpfte er sich halt doch noch ein wenig den Berg hoch, um direkt in den Weg zur Rhonequelle zu gelangen.
In der Rhonequelle erholten wir uns vom Schock und liessen es uns gut gehen. Claude bestellte am Vortag beim Wirt Siedfleisch vom Schaf. Feinste Weine und weitere vorzügliche Speisen wurden aufgetragen und bald fielen wieder herzhafte Sprüche.
Wir erlebten zwei eindrückliche Tage im Hochwinter und mussten feststellen, dass Freud und Schicksal in den Bergen einhergehen. Es ging zum Glück alles gut aus. Wir danken dafür. Dank gilt aber auch der vorzüglichen Moral und dem stützenden Zusammenhalt der Teilnehmer. Mit einer solchen tollen Mannschaft starten wir gerne wieder!
Dominic