Genuss von frühlingshaftem Sulzschnee

Die Wettervorhersage könnte kaum besser gewesen sein. Eine klare Nacht und Sonnenschein am Tag. Wie abgemacht trifft sich Lars mit Mike und Maria in Neubrück. Mit einem Auto fahren wir Richtung Brig, um Claudine am zweiten Treffpunkt mitzunehmen. Danach geht es Richtung Simplon. Die, von der Morgensonne rot gefärbten, Felswände und der tiefblaue Himmel erleichtert uns das Aufwachen in diesen frühen Morgenstunden und weckt unsere Vorfreude auf die Tour zum Breithorn. Einzig der Geisterfahrer, der uns in der Einfahrt zur Simplonpassstrasse entgegen kommt, scheint noch ein bisschen schlaftrunken zu sein. Wir kommen beim ehemaligen Hotel Bellevue auf dem Simplon an, wo wir die letzten Vorbereitungen treffen, bevor wir gemütlich aufbrechen. Wir werden uns den genialen Verhältnissen sehr schnell bewusst.

Mike geht voraus und als wir die erste steilere Steigung erreichen montieren wir die Harscheisen. Die Querung eines Hangs mit Abrutschgefahr erfordert hohe Konzentration. Lars ist mit dem Splitboard unterwegs und zieht die Steigeisen an, um den zweiten Teil des Hangs sicher zu queren, da die breiten Bretter trotz Harscheisen nicht ganz einfach zu kontrollieren sind. Die erfahrenen Tourengänger Mike und Maria unterstützen Claudine und Lars mental, sodass alle sicher das Gelände queren. Wir legen regelmässig kurze Pausen ein, um uns kurz zu verpflegen oder Jacken auszuziehen.

Denn die Sonne brennt mittlerweile auf uns nieder und es wird ziemlich warm. Zudem flacht das Gelände zwischendurch ab, sodass Maria und Claudine die Harscheisen wieder abnehmen. Kurz darauf bemerken wir, dass sich das gemütliche Tempo auszahlt. Eine Gruppe, die uns zuvor auf- und überholt hat, muss ihre Übung abbrechen. Dank dem angenehmen Tempo von Mike haben wir noch genug Reserven, um weiter in Richtung des Sattels aufzusteigen. Und die Distanz zum Sattel täuscht. Der bevorstehende Schlussaufstieg vom Sattel auf das Breithorn erfordert nochmals hohe Konzentration. Mit Harscheisen und kleinen Schritten bewegen wir uns mehr oder weniger ästhetisch durch eine felsige Passage. Auch hier profitieren die Claudine und Lars von Mikes Coaching. Bei Gelegenheit ziehen wir die Jacken an, denn kurz vor dem Gipfel ist der Wind stärker als die aufwärmenden Sonnenstrahlen. Die letzten Meter absolvieren wir ohne Bretter und Fell. Die Aussicht auf dem Gipfel ist super, sodass wir im Osten den Piz Bernina und im Westen die Mischabel-Gruppe und das Weisshorn mühelos erkennen.

Aufgrund des kühlen Windes machen wir uns nach der Gipfel-Foto-Session und einem kurzen Gespräch mit einem Tessiner Paar bald wieder bereit für die Abfahrt. Während der Abfahrt nutzen wir erwärmte Felsblöcke um auf 3‘200 M.ü.M. bei windstillen Bedingungen unser Mittagessen und die Sonne zu geniessen. Auf der weiteren Abfahrt finden wir unterschiedliche Schneeverhältnisse vor. Zu Beginn ist es eher hart. Nach dem kurzen Platteau können wir einige Schwünge in pulverartigem Schnee ziehen, bevor wir wieder an die heikle Stelle mit Abrutschgefahr treffen. Mike findet den Sommerwanderweg.

Wir absolvieren dieses Stück zu Fuss. Die Anstrengung in Kombination mit der wärmenden Sonne zehrt an unseren letzten Reserven. Auf den letzten Höhenmeter kommen wir zum Genuss von frühlingshaftem Sulzschnee. Die ganze Tour runden Mike und Maria mit einem feinen Wein aus der eigenen Winzerei (Claudine und Lars können ihn nur weiterempfehlen) ab. Die sonnenbestrahlte Eingangsstufe zum Hotel Bellevue Simplon eignet sich ideal zum Verweilen. Die Flasche ist leer, wir packen unser Material ins Auto und machen uns zufrieden auf den Heimweg. Was für ein toller Tag!

Es gilt ein Dankeschön für Mike auszusprechen. Das Zeugnis für seine gute Führung ist, dass wir alle heil und gut gelaunt auf das Breithorn und zurück zum Simplon gefunden haben.

Tourenleitung Mike
Bericht Lars
Fotos Claudine
Teilnehmende Maria, Claudine, Lars