Imposante Kletterei über den Chammligrat

Am Sonntag, 2. Juli um 09.00 Uhr treffen wir uns bei recht nebligem Wetter auf dem Parkplatz «Mürvorsess» im hinteren Teil des uns bis dahin unbekannten Urbachtales im Berner Oberland. Ein langer Hüttenaufstieg mit fast 1’400 Höhenmeterns steht uns bevor. Der erste Teil des Aufstiegs durch den Laubwald mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit fühlt sich an wie im Tropenwald und treibt uns kräftig den Schweiss aus den Poren. Nach ca. 4 ½ Stunden Aufstieg erreichen wir mit grosser Genugtuung die auf 2204 m schön gelegene SAC-Gaulihütte. Ein feines Mittagessen belohnt uns für die Strapazen des Aufstiegs. Den Rest des Nachmittags verbringen wir in der frisch renovierten und neu umgebauten Gaulihütte bei Lesen von Berg-Fachliteratur, Plaudern, Relaxen, Fachsimpeln und Rekognoszierung des Einstiegs für den folgenden Tag. Das bestens mundende Nachtessen und weitere flotte Gespräche in der sehr gemütlichen Hütte runden den ersten Tag ab, bevor wir uns frühzeitig ins Schlaflager begeben.

Um 03.15 Uhr steht dann am Montagmorgen die Tagwache an. Um 04.00 Uhr starten wir bei der Hütte und steigen im Stirnlampenlicht und bei immer noch vorherrschendem Nebel über mehr oder weniger unwegsames Gelände hoch in Richtung des Chammligrates. Es ist schon beeindruckend, wie gut unser Tourenleiter Urs mit Unterstützung der 2 Seilführer Vedrana und Samuel trotz der schwierigen Sichtverhältnisse den Einstieg des Chammligrates finden. Grosse Erlösung ist zu spüren, als wir kurz vor dem Einstieg auf den rund 2 km langen Chammligrat die obere Nebelgrenze durchstossen, die ersten Sonnenstrahlen der Morgensonne einfangen und über das unter uns liegende Nebelmeer blicken können. Nach dem kraftaufwändigen Aufstieg im Dunkeln in den Einstiegssattel südlich von Punkt 2980 folgt dann der interessanteste Teil mit leichter, aber luftiger Kletterei über einen schönen, kurzweiligen und interessanten Gneisgrat mit Auf- und Abstiegen und wunderbaren Fels und schlussendlich über einen relativ brüchigen Vorgipfel auf den herrlichen Aussichtspunkt des Hangendgletscherhorns weit über dem Urbachtal. Nach rund 1100 m Aufstieg geniessen wir die rundum herrliche Aussicht. Obschon das Hangendgletscherhorn mit knapp 3300m nicht zu den höchsten Gipfeln des Gebietes gehört, ist es ein lohnender Aussichtsberg. Besonders eindrücklich ist der Tiefblick die Nordseite hinunter ins Urbachtal.

Nach kurzer Gipfelrast machen wir uns auf den langen Abstieg über den steilen Gletscher, der auch die Normalroute auf den Gipfel betrifft. Über Gletscher, Schnee, viel loses Gestein, Fels und den wenigen Steinmännchen folgend erreichen wir nach knapp über 3 Stunden Abstieg kurz nach mittag wieder die Gaulihütte, wo wir uns bei herrlichem Sonnenschein auf der schönen Hüttenterrasse eine kurze und wohlverdiente Mittagspause gönnen. Für den Abstieg ins Tal wählen wir dieses Mal einen anderen, zwar etwas längeren, aber sehr abwechslungsreichen Weg über Träjen, Mattenalpsee und Siderenhubel.
Nach insgesamt 2500 Höhenmeter Abstieg erreichen wir müde, aber zufrieden um ca. 17.00 Uhr den Parkplatz. Nach kurzer Fahrt über die schmale Strasse des Urbachtales geniessen wir in Innertkirchen noch ein Eis und einen Drink und lassen die sehr lange, aber lohnenswerte Tour bei guten Gesprächen ausklingen. Während sich Urs und Joanne in Richtung Thun und Genf verabschieden, führt uns Samuel in rassiger Fahrt über den Grimselpass zurück ins Wallis.

Herzlichen Dank nochmals an Urs für die perfekte Organisation und die ausgezeichnete Tourenleitung – das gilt natürlich auch für Vedrana und Samuel als umsichtige und begleitende Seilführer, sowie Joanne und Lennart für das tolle Mitmachen und die sehr freundschaftliche Atmosphäre.

Tourenleitung Urs
Seilführer:in Vedrana, Samuel
Bericht Rolf
Fotos Alle
Teilnehmende Joanne, Lennart, Rolf
Print Friendly, PDF & Email