Vorstand SAC-Saas
Die Anmeldung galt eigentlich dem schönen Bedretto Tal doch wegen Corona wurde mein Kurs ins gemütliche Hotel Bellevue in San Bernardino verschoben. Schon die Anreise war ein kleines Abenteuer. Strassen voller Schnee und ein Zollbeamter, welcher mich nicht durchlassen wollte, weil er dachte San Bernardino sei in Italien. Als dieses Missverständnis aus dem Weg geräumt war, kam ich nach einigen Stunden schlitternd und spulend in San Bern ardino an. Als einzige Frau genoss ich den Luxus eines Einzelzimmers.
Nach einer kleinen Vorstellungsrunde ging es gleich an die Verteilung der mündlichen und praktischen Vorträge. Unser Bergführer Luca gab uns das Tourenziel für den nächsten Tag bekannt u nd wir suchten den interessantesten Weg. Die folgenden Tage waren von morgens früh bis abends spät voll ausgefüllt. Am Montag starteten wir mit einer Tour zum Pass de la Crusetta. Jeder unserer vierköpfigen Gruppe übernahm einmal das Zepter und wir spurten durch den hohen Schnee in der winterlichen Landschaft. Auf dem Pass angekommen, genossen wir alle die Weitsicht und die verschneiten Berggipfel, die uns umgaben. Der Neuschnee gestaltete die Abfahrt zu einem wahren Genuss und der eine oder andere Juchzer konnte nicht unterdrückt werden.
Zurück im Hotel ging es direkt weiter mit Theorie und den Vorträgen, welche wir in kurzer Zeit vorbereitet hatten. Nach dem Abendessen ging es wieder an die Tourenplanung des nächsten Tages. Um das reichhaltige Frühstück be sser verdauen zu können, skateten wir auf der Langlaufloipe bis zum Fuss des Berges. Wir merkten schnell, dass der Kurs kein Kurs im eigentlichen Sinne ist, sondern eher eine Abfrage unserer Leistungen und Kenntnisse. Wir mussten all unsere Sinne nutzen. Gefahren einschätzen, richtige Spurenwahl, das Wohlbefinden der Gruppenmitglieder und das Timing waren nur einige Punkte, welche wir beachten mussten. Wegen des aufsteigenden Nebels entschieden wir uns für eine Alternativroute und mussten bereits beim Rifugio pian Grand kehrt machen. Der Rückweg führte nach Pian S.Giacomo, wo wir eine Stunde auf den Bus warten mussten.
Wir nutzen die Zeit, um den Tag revue passieren zu lassen und Luca machte uns auf unsere Fehler aufmerksam. Im Hotel angelangt ging es weiter mit den restliche Theorievorträgen. Da der Wetterbericht für Mittwoch schlecht anzeigte, verbrachten wir einen Tag auf der Skipiste. Hier fanden die praktischen Vorträge statt und wir lernten viel über Lawinenrettung mit mehreren Verschütteten, erste Hilfe und Aufstiegs und Abfahrtstechnik. Ein Mitglied unserer Gruppe war passionierter Skilehrer und wir konnten viel von ihm über richtige Skitechnik lernen. Vor dem Abendessen hatten wir noch ein Gespräch mit Luca. Die Nervosität schwand zum Glück rasc h und ich konnte seine Tipps gleich am darauffolgenden Tag anwenden.
Unser Ziel war der Pizzet. Ein Gipfel ohne eingezeichnete Skitourenroute und daher fast nicht begangen. Über Nacht hatte es wieder einen schönen Satz geschneit und wir mussten über 1’500 hm Neuschnee spuren. Unterhalb des Gipfels gruben wir noch ein Schneeprofil und wir waren von der Mächtigkeit des Schnees
überwältigt, welcher sich über den Winter angesammelt hatte. Die Abfahrt war ein Traum. Sonnenschein, Neuschnee und eine großartige G ruppe. Müde von der
langen Tour durften wir nach dem Abendessen noch einen schriftlichen Test schreiben und alle fielen müde ins Bett. So verging die Woche und am Freitag stand die letzte Skitour auf dem Plan.
Der Wannagrat, eine einfache doch schöne Skito ur von Splügen aus. Wir konnten all unser erlerntes anwenden und fühlten uns viel sicherer in unserer Rolle als Tourenleiter. Luca zeigte uns wie man am Seil abfährt und gab uns noch vereinzelt Tipps zur Optimierung der Spur. Am Abend gab es ein kleines Ap éro, bei dem wir auf die schöne Tourenwoche anstiessen. Am Samstag durften wir uns dann offiziell als Tourenleiter Winter bezeichnen und eine anstrengende, aber Lehrreiche Woche ging zu Ende an welche wir uns noch lange erinnern werden.