Wir sind betroffen
Erschüttert hören wir in diesen Tagen von tragischen Lawinenunglücke. Unser liebster Wintersport, das Skitouren ist aktuell ein Medienereignis und der Kritik ausgesetzt. Schlagzeilen wie «Sollen sie doch ihr Leben riskieren!» oder «Leichtsinnige Varianten-Skifahrer» fliegen uns um die Ohren, ja sogar von «Verbrechen» ist die Rede.
Es werden viele berechtigte Fragen gestellt. Experten ringen nach Antworten. Es wird schubladisiert. Was ist vernünftig, was unverantwortlich. Schwere Vorwürfe lesen wir in den Kommentaren vieler Online Plattformen.
Unsere Gedanken Kreisen um unsere eigene Touren, um unsere Handlungen und Entscheidungen. Es lohnt sich diese immer wieder zu reflektieren. Wir wollen doch nicht zur Selfie-Generation gehören und haben von den Bergen etwas gelernt! Die Berge laufen uns nicht davon, stehen vor der Haustüre.
Ich wünsche, das wir demütig auf sie schauen und ihre Gesetzte respektieren – auch wenn der Hang noch so einladend unverfahren ist.
Fünf der acht Lawinenopfer vom vergangenen Wochenende gehörten einer geführten SAC-Tour an. Dies macht uns traurig und sehr nachdenklich. Wir wünschen den Betroffenen viel Kraft in dieser schwierigen Zeit.
Die schwierige Lawinensitutation kann nach Experteneinschätzung eine Weile andauern. Ich bin überzeugt, unsere Tourenleiter haben das notwendige Rüstzeug um die Gefahren sachlich einzuschätzen und kühlen Kopf zu bewahren.
Wir wollen uns an die Grundsätze von Werner Munter erinnern.
Vom Irrglaube, Stufe 3 sei bloss die mittlere Warnstufe
- Ein Problem, weshalb es auch bei Stufe 3 «erheblich» viele Lawinentote gibt, ist der Irrglaube, es handle sich dabei ja «nur» um die mittlere von fünf Warnstufen. Fakt ist: Die Gefahr steigt exponentiell – und nicht linear.
- Will heissen: Die «erhebliche» Lawinengefahr ist mindestens doppelt so hoch wie die «mässige».
- «Stufe 4 heisst: Bleib in der Hütte und warte ein paar Tage, bis sich die Situation beruhigt hat. Oder man darf sich auf gesicherten Pisten bewegen. Sonst läuft nichts.»
- «Stufe 3 ist die höchste, bei der Tourenskifahrer noch in den Tiefschnee dürfen. Aber auch nur, wenn sie gut planen. Wer keine Erfahrung hat, soll bei erheblicher Gefahr nicht im Gelände unterwegs sein. Selbst erfahrene Bergführer dürfen bei Stufe drei nur noch in weniger steile Hänge.»
- Das A und O sei ohnehin die Beurteilung der Steilheit der Hänge, predigt der Lawinenpapst. Je steiler die Abfahrt, umso grösser die Gefahr. Bereits bei mässiger Lawinengefahr (Stufe 2) steigt das Risiko in steilen Hängen ab 35 Grad in den orangen bis roten Bereich.
- Spontane Schneebretter sind möglich ab 30 Grad. Das sind Hänge, in denen man beim Aufstieg mit Fellen an den Skiern bereits eine Spitzkehre machen muss.
Dominic Anthamatten
Präsident SAC Saas