Balfrin – Ein verkannter Berg im Saas
Der Wetterbericht stimmt. Die Tour kann durchgeführt werden. Am Samstagmorgen um 6.50 Uhr startet der Bus in Saas-Almagell. Dann wird in Saas-Fee, Saas-Grund und Stalden zugestiegen und bald ist Grächen erreicht.
Unser Bergführer Gabriel Voide (Gabi) plant anders, als wir es dachten. Vor der Talstation der Bergbahn schaue ich in die Runde. Ich habe mich als letzter angemeldet, dabei aber sofort entdeckt: ausser mir nur Cracks unterwegs. Gabi ein toller Führer, Jägi der junge Aspirant, die berggeilen und fitten Bergziegen Diana, Dalia, Simone und Susanne, die jungen sportlichen Visper Matteo und Michel, die gemütlichen Jacqueline und Beat, und nicht zu vergessen, der nimmermüde Senior Reinhard. Dann gibt’s Materialkontrolle: ist alles dabei? LSV, Sondierstangen, Schaufel, Klettergurt, Harsteisen, Seile, Steigeisen und Pickel? Der schwere Rucksack drückt 😉 Wir nehmen die Bahn zur Hannigalp hoch und dann den Skilift nach Furggen. Nach einer kurzen Abfahrt erreichen wir die Talstation des Sessellifts Seetal. Aber der Lift steht und es scheint, dass sich niemand darum kümmert, dass der Sessellift in Betrieb genommen wird. Wir fühlen uns wie zuhause. Nach einiger Wartezeit werden wird dann doch hochbefördert.
Eine kurze Abfahrt und ein erstes Mal werden die Felle aufgezogen. Wir traversieren unter dem Gabel- und Platthorn durch und steigen auf zur Fährichlücke auf 2885 MüM. Die Skis werden für die Abfahrt bereit gemacht. Der Spass beginnt. Wir geniessen die schöne Abfahrt Richtung Saastal runter auf den Fährichgletscher. Nach einer schönen Abfahrt heisst es wieder: Bindung verstellen und Felle und Harsteisen montieren. Es geht ein langes, steiles und schönes Couloir hoch zum Gässi 3044, das Couloir wird immer enger. Spitzkehren-Technik ist gefragt. Osci übt Spitzkehren Ein guter Skifahrer kommt ohne Spitzkehren aus. Von oben gibt der Guide gute Tipps , hinter ihm belehren ihn 2 charmante Frauen, Susanne und Dalia, und von schräg vorne kommentiert Diana. Multitasking ist gefragt.
Am nächsten Morgen sind alle früh wach. Nach dem stärkenden Frühstück geht es um ca halb fünf in der Dunkelheit bei klarem Himmel los. Auf einer gut tragenden Schneedecke macht der Aufstieg Spass und ist sehr abwechslungsreich. Vorne in der Kolonne steigt man ruhig auf und geniesst die nächtliche Ruhe und das Erwachen des neuen Tages. Hinten wird intensiv diskutiert. Es geht um die Einschreibungen für die Touren des SAC Saas in mitternächtlicher Stunde, kurz nach Anmeldebeginn. Die einen behaupten, bei den Frühanmeldern handle es sich um Eulen, die spät ins Bett kommen. Die andern denken, dass es sich um Lerchen handelt, die eben früh auf den Beinen sind. Und eine Stimme denkt sogar, dass es Leute gäbe, die extra den Wecker dafür stellen würden. Was denkt wohl der Vorstand des SAC-Saas.
Es wird heller und steiler, wiederum sind Spitzkehren angesagt. Wir sind es bereits gewohnt, dass wir ein bestens präpariertes Trassee vorfinden ;-). Dann erreichen wir das obere Plateau des Riedgletschers. Mit zunehmendem Tageslicht tauchen Dürrenhorn, Hohberghorn, Stecknadelhorn, Nadelhorn und Ulrichshorn auf und strahlen uns entgegen. Schon jetzt eine traumhafte Aussicht!
Wir stehen am Fusse des Balfrins. Ein kleines Stück geht es noch auf den Skis hoch. Dann unser Aha-Erlebnis. Wir haben die Steigeisen, die Seile und den Klettergut nicht umsonst mitgenommen. In Dreier-Seilschaften geht es die Wand hoch. Gabi, Jägi und die Seilführer/-in Diana und Matteo bringen ihre Seilschaft gekonnt und sicher auf den Grat Bigerhorn-Balfrin hinauf. Ein überwältigendes Panorama erwartet uns. Ohne Skis geht es weiter hoch auf den Balfrin. Wir erreichen den Gipfel des Balfrinhorns. Die Sonne strahlt und wir strahlen zurück. Die Aussicht ist einmalig, das Saastal einmal aus einer anderen Perspektive. Wirklich, der Balfrin: ein verkannter Saaser! Wir geniessen und freuen uns. Gabi, der versierte und erfahrene Bergführer, zeigt uns, welche Berge man wo sieht. Unglaublich, welch weiter Blick in jede Himmelsrichtung.Zurück zum Skidepot und dann fängt endlich die ersehnte Abfahrt an. Eine lange Fahrt über 2100 Höhenmeter über den Balfringletscher liegt vor uns. Viel Abwechslung versüsst das Leben. Viele mehr oder weniger steile Neuschneehänge, aber auch enge und harte Rutschpartien sind zu bewältigen. Gabi und Jägi legen zwischendurch auch mal ein Seil aus, um uns bei der Abfahrt zu helfen. Wir sind in sicheren Händen. Der letzte Teil der Abfahrt ist Genuss pur. Ein letztes kurzes Stück müssen wir dann noch laufen und erreichen Schweibu. Mit dem Bähnli fahren wir runter. Auch das ein einmaliges Erlebnis. Interessant die Preisgestaltung: Mann/Frau bezahlt Fr. 5, eine Kuh kostet Fr. 2. Eine unserer Ladys beteuerte 2 Tage, sie werde, warum auch immer, 😉 nicht mit dem Bähnli fahren. Alles andere als stur sitzt sie plötzlich auch im Bähnli und fährt strahlend runter. Eine sehr schöne Tour geht zu Ende.
Wir danken dem Bergführer Gabi, der uns bestens und sicher geführt hat. Wir haben den jungen, talentierten und tüchtigen Aspiranten Jägi (er war immer zur Stelle) kennengelernt und danken auch ihm. Natürlich drücken wir ihm die Daumen für die Führerprüfung. Und zuletzt ein Dank an die Seilführer und an alle Teilnehmer. Mit solchen Cracks unterwegs zu sein macht Spass.
Bergführer | Gabriel Voide |
Aspirant | Janick Jäger |
Bericht | Oscar Supersaxo |
Fotos | Oscar, Diana, Simone |
Teilnehmer | Oscar, Reinhard, Diana, Gabi, Jägi, Susanne, Michel, Matteo, Beat, Jacqueline, Simone, Dalia |