Auf der Spuren der Walser
Donnerstag Carcoforo – Rima
Mit zwei Privatautos fuhr unsere kleine GTA-Truppe den Simplon hinauf in den erwachenden Tag, Lichtstreifen am Himmel, fantastische Wolkenbilder, unser «Abenteuer» konnte beginnen.
Am Lago d’Orta ein erster Halt, «Urlauberambiente» bei Espresso und Cornetto. In Carcoforo wars dann mit dem Genuss vorbei, der fordernde Aufstieg begann. Die obersten Bergspitzen waren in Nebel gehüllt, der anfängliche Sonnenschein verblich zu unseren Gunsten, denn Schwitzen war angesagt. Beim nächsten Halt verwöhnte uns Sabine mit Melone und Rohschinken und war froh etwas Gewicht (natürlich vom Rucksack!) loszuwerden. Bis wir nach 3 Stunden (1100 Höhenmeter) auf dem Colle del Terma angekommen waren, wurde uns die Sicht durch Nebel leider verwehrt. Sanft war dann der Abstieg nach Rima auf federndem Boden durch Weideland und Wald.
Das malerische Dörfchen auf dem Talboden begeisterte jeden – kunstvolles Handwerk, Walser-Architektur und ein gut erhaltenes und gepflegtes Dorfbild waren die Anstrengung vom Tage wert. Bei Signora Giovanna waren wir gut aufgehoben und genossen den Käse, die obligate Pasta sowie ein wohlschmeckendes Fleischgericht. Frühes Aufstehen, frühe Bettruhe!



Freitag Rima – Alagna
Nach dem heftigen Einstieg vom Vortag schien es ein lockerer Tag zu werden. Der Aufstieg bis zur Alpe Vorco war nicht mehr so steil, doch stetig. Bei Sonnenschein gestartet, gabs faszinierende Ausblicke und erneut dynamische Wolkenbilder.

Wir passierten erneut eine Alpsiedlung, wo die Steinhäuser fast mit der Felswand verschmolzen. Dominic erklärte uns einiges auf dem Weg und «ebenete» uns den Weg, indem er dem Vieh gut zusprach. Auf dem Colle di Mud angekommen, braute sich etwas zusammen und wir erreichten das Rifugio Santino Ferioli rechtzeitig, bevor das Hagelwetter losging. Nach einer Minestrone schien die Sonne wieder und wir stiegen nochmals auf, zum Belvedere, um den majestätischen Monte Rosa von der italienischen Seite her zu bewundern.
Der Abstieg fiel nicht allen leicht, doch alle freuten sich auf die Walser-Unterkunft, ein wunderbares Haus, «the living museum». Mit Grappa begonnen, das über zwei Tage «geschleppte Nachtessen» genossen, endete der Tag.
Samstag 1000 Jahre Otro
Nach dem stärkenden Frühstück, bestehend aus Käse, Aufschnitt und schwergewichtigen Walliser-Roggenbrot (es wurde schliesslich über zwei Pässe getragen) stiegen wir auf nach Otro, begleitet von einer Vielzahl von Gästen, die alle an der 1000-Jahr Walser-Feier teilnahmen. Wir wurden von Musikanten empfangen, lauschten der Ansprache und erfreuten uns an der Prozession der Vertreter der umliegenden Gemeinden in ihren Trachten.

Titschi und italienischi Schprachperlle



Dominic berichtete über die Walser und deren historische Wanderungen. Bei einem Bier an der Feststätte wurde viel gelacht. Obwohl die Tomatensuppe am Vorabend bereits ausgelöffelt, war es noch immer ein Reizwort, da Dominic diese verabscheut. Wir bestaunten das Dorf Orto mit seinen schmucken Häusern, bevor wir weiter zum Belvedere aufstiegen. Dort erinnert noch die zerfallene Bergstation und der mit einem Baum verwachsene Mast an bessere Zeiten. Erneut hatten wir eine grossartige Sicht auf die Monte Rosa mit dem italienischen Bergpanorama.
Auf dem Weg zurück zum Festplatz erlaubte ich mir einen Blick in eine geschmackvolle Traumküche aus Holz in einer Casa privata zu werfen. So kamen wir ins Gespräch mit «Einheimischen» und es wurde uns «fast» am Tisch der geladenen Gäste, u.a. Giancarlo Giorgetti, il Ministro della Finanza, mit seiner Leibwache della Guardia della Finanza, aus einer 9l Flasche Edelbier ausgeschenkt.
Über Wurzeln und Stein gings nun flott hinab nach Alagna. Gelato-Genuss und Einkauf, zurück zu unserem Haus. Leider war die warme Dusche kurzzeitig noch gegen tausend Schafe entfernt!
Sonntag Val Vogna
Am Morgen fuhren wir mit den Privatautos ins stille Val Vogna, wo wir unsere letzte Etappe dieses Jahres der GTA – Grande Traversata delle Alpi in Angriff nahmen. Das Tal empfing uns mit ruhigen Weilergruppen, uralten Walserhäusern und dem stetigen Rauschen des Windes durch Baumwipfel, das uns den Tag über begleitete.

Unser kultureller Höhepunkt war das Museo Etnografico Walser im Dorf Rabernardo. Die sorgfältig erhaltenen Räume, Werkzeuge und Wohnstuben vermittelten eindrücklich, wie die Walser hier über Jahrhunderte gelebt und gearbeitet hatten. Man spürte beinahe, wie viel Geschichte in diesen dunklen Holzbalken steckt.
Auf dem Weg berührten wir zudem die Vorbereitungen zur Gedenkwanderung Peccia 1325–2025 – ein stilles, berührendes Zeichen, wie lebendig die Erinnerung an das historische Walser-Schicksal in diesem Tal geblieben ist.
Von Peccia nach Sant’Antonio folgten wir schliesslich einer Fahrstrasse, die uns sanft zurück ins nach San Antonio führte und einen ruhigen Abschluss unserer viertägigen GTA-Wanderung bot.
| Wanderleitung | Dominic Anthamatten |
| Bericht | Anita, Dominic |
| Fotos | Alle |
| Teilnehmende | Anita, Georges, Angela, Geraldine, Sabine, Dominic |




