Wenn Engel reisen

Unsere achte Wanderwoche absolvierten wir dieses Jahr auf dem Bärentrek, der von einigen auch als «Hintere Gasse» des Berner Oberlandes genannt wird. Dieser Trek ist 132km lang, überwindet 8 reizvolle Pässe, quert 10 ganz unterschiedliche Täler und ist ein Teilstück der «Via alpina».

Montag, 31. 08. 2020: Rosenlaui – Grosse Scheidegg – Grindelwald – Bergrestaurant Alpiglen

Nach einer langen Anfahrt von Visp über Spiez – Interlaken – Meiringen erreichten wir Rosenlaui (1327m), der Startort unserer Wanderwoche. Vor dem Start gönnten wir uns im Hotel Rosenlaui, ein prächtiges, im Jugendstiel gebautes Hotel mit viel Mobiliar aus der «Belle Epoque» (1886 – 1913), noch einen Kaffee. Bekannt wurde dieser Ort, weil man hier eine schwefelhaltige Heilquelle entdeckte und somit von vielen reichen Engländer aufgesucht wurde.

Unter der Leitung von Toni wanderten wir anschliessend auf einem gut markierten Wanderweg zur Alp Schwandboden (1617m). Der Weiterweg zum Pass Grosse Scheidegg (1962m) war teilweise mit Schnee bedeckt und erschwerte somit den Aufstieg zum Pass. Oben angekommen, machten wir etwas unterhalb des Passes, an einer windgeschützten Alphütte, unseren Mittagshalt. Übrigens wird diese Passstrasse nur noch von Postautos, Velofahrer und den einheimischen Bauern genutzt.  Der erste Teil des Abstieges zum Restaurant Milibach (1228m) war recht steil und von dort nach Grindelwald (950m) wieder angenehm. Von hier fuhren wir mit der Jungfraubahn hoch nach Alpiglen (1616m), wo wir im gleichnamigen Restaurant mit einem tollen Nachtessen den ersten Wandertag abschlossen. (Toni)

16km, 5 Std., ↑750m, ↓1120m

Dienstag, 01.09.2020: Alpiglen – Eigertrail – Trümmelbachfälle – Mürren

Der 2. Tag führte uns von Alpiglen (1616m) über den bekannten, am Fusse der Eiger Nordwand gelegene Eigertrail hoch bis zur Station Eigergletscher (2320m). Ein fantastisches Panorama auf die weltbekannte Kulisse Eiger-Mönch-Jungfrau, Wetter- und Schreckhorn.

Nach einem 1-stündigen Abstieg erreichten wir die Kleine Scheidegg (2061m), wo wir eine Kaffeepause einlegten. Wo sich sonst viele internationale Gäste, die per Bahn aufs Jungfraujoch wollen, aufhalten, ist es heuer deutlich ruhiger geworden.

Nun folgte zuerst ein gemächlicher Abstieg über die Biglen– und Mettlenalp (1700m). Dann wurde es steiler und steiler, vorbei an imposanten Schluchten ins bekannte Lauterbrunnental mit seinen senkrechten Wänden und spektakulären Wasserfälle. Am Ende unseres fast 1800m Abstieges erreichten wir die Trümmelbachfälle. Eine atemberaubende Szenerie.

Per Bus erreichten wir Stechelberg (850m), wo uns eine Gondel zu unserem heutigen Ziel Mürren (1640m) brachte. Beim Sportzentrumfanden wir eine nette Unterkunft. Ein schmackhaftes Nachtessen im Dorf rundete dieser «erlebnisreiche» Tag ab. (Rosmarie)

18km, ↑1000m, ↓1800m, 5 Std. 20 Min.

Mittwoch, 02. 09. 2020: Mürren – Schilthorn – Birg – Rotstockhütte – Sefinenfurgge – Gspaltenhornhütte

Nach der Übernachtung in der Pop-up-Lodge ging’s um 08.30 Uhr mit der Seilbahn aufs Schilthorn (2920m), wo wir eine tolle Aussicht auf das Berner Oberland mit Eiger, Mönch und Jungfrau geniessen durften. Leider hatten wir keine Zeit, im Panorama – Restaurant Piz Gloria einen Kaffee zu trinken. Nebel und Schnee verhinderten die Wanderung vom Schilthorn aus. So fuhren wir zur Zwischenstation Birg (2683m) und wanderten von dort hinunter zur Rotstockhütte (2042m), wo wir uns bei Sonnenschein verköstigten. Über die verschneite Sefinenfurgge (2619m) ging’s bei aufkommenden Geifetsch bergab Richtung Gspaltenhornhütte (2369m), die wir gegen 17.00 Uhr bei leichtem Hagel erreichten – müde, aber zufrieden. (Alfons)

12km, ↑1000m, ↓1204m, 5 Std.

Donnerstag, 03. 09. 2020: Gspaltenhornhütte – Gamchigletscher– Hohtütli – Blüemlisalphütte – Oeschinensee – Kandersteg

Ausgeschlafen und gut gefrühstückt verliessen wir die Gspaltenhornhütte (2369m) etwas vor 8 Uhr bei prächtigstem Wetter. Zuerst führte uns der Weg entlang des Gamchigletschers, resp. was von ihm noch übriggeblieben ist, 600 Höhenmeter hinunter, vorbei beim Oberloch und der Schattweng, dann etwa 1000 Höhenmeter – zuoberst über 440 Treppentritte – hinauf zum Hohtürli (2778m) und zur Blüemlisalphütte (2834m). Belohnt wurden wir mit einem wunderschönen Panorama, mit Blick auf die Blüemlisalp, auf den Thunersee und aufs Mittelland. In der Hütte gönnten wir uns eine schmackhafte Käseschnitte, schossen Fotos und machten uns bald wieder bereit für den Abstieg hinunter zum Öschinensee (1530m). Nach diesem Abstieg von 1299 Höhenmetern gönnten wir uns die Fahrt nach Kandersteg (1200m) mit der Seilbahn und auch zur Gemmi Lodge liessen wir uns durch den Ortsbus chauffieren. Die strenge Tagesetappe liessen wir in einer Pizzeria ausklingen. Dank Alfons Charme wurden wir mit dem Privatauto der Wirtin zur Unterkunft gefahren. (Andreas)

15km. ↑1021m, ↓1653m, 7 Std.

Freitag, 04. 09. 2020: Kandersteg – Allmenalp – Alpschelegrat – Bunderchrinde – Adeboden

Nach dem gestrigen strengen Tag sollte es heute etwas gemütlicher werden. Das Wetter war sehr sonnig und heiss. So fuhren wir erst einmal mit dem Ortsbus und anschliessend mit der Luftseilbahn hinauf zur Allmenalp (1729m).

Von dort stiegen wir auf, über Obere Allme (2014m) und etwas ausgesetzt, aber mit Seilen gesichert, zum Alpschelegrat (2250m): Toller Aussichtspunkt! Bald danach war der höchste Punkt des Tages, die Bunderchrinde (2382m), erreicht, wo wir die Mittagspause einlegten. Danach gelangten wir nach etwas längerem Abstieg zur Bonderalp(1755m), wo wir uns ein kühles Bier und andere Getränke genehmigten und die Sonne genossen.

Hier trafen wir einen guten Freund, der uns anbot, einige mit seinem Auto mitzunehmen, hinunter nach Adelboden. Dieses Angebot nahm ich dankend an und wurde bis zum Hotel gefahren. Alle anderen wollten lieber zu Fuss hinunter nach Oey laufen und fuhren von dort mit dem Bus hinauf nach Adelboden (1348m) zum Hotel. (Edi)

12km, ↑835m, ↓1216m, 4Std. 10 Min.

Samstag, 05. 09. 2020: Adelboden – Engstligenalp – Ammerterpass – Staldenweid – Retzliberg – Lagermatte – Iffigenalp

Nach einem guten z’Morge in einem anderen Hotel fuhren wir mit dem Ortsbus zur 2,5 km entfernten Seilbahnstation «Unter dem Berg» und von dort mit der Seilbahn hoch zur Engstligenalp (1952m). Das Wetter zeigte sich wieder mal von seiner besten Seite.

Am heutigen Tage übernahm Co – Leiter Alfons die Führung. Wir querten die lange Hochebene und stiegen dann steil zum Ammerterpass (2443m) hinauf, den wir nach gut 2 Stunden erreichten. Etwas unterhalb des Passes hielten wir Mittagsrast. Der anschliessende Abstieg ins Ammertertal war so steil, dass grösste Vorsicht verlangte. So trafen wir nach weiteren 2 Stunden auf die bewirtschaftete Alpe Retzliberg (1400m). Hier gabs nicht nur Getränke, es gab auch viele Tagestouristen, die sich die Simmenfälle sowie die «Sibe Brunne», grosse Wasserfälle, die direkt aus dem Felsen fliessen à unterirdischer Abfuss des Pleine Morte Gletscher, ansehen wollten. Frisch gestärkt stiegen wir dann zur rustikalen Alpe Lagermatte (1869m) hoch, genossen nochmals das herrliche Panorama. Anschliessend letzter Abstieg zur Iffigenalp (1584m), wo wir zum letzten Mal übernachteten. (Toni)

17km, ↑1120m, ↓1507m, 6 Std. 30 Min.

Sonntag, 06. 09. 2020: Iffigenalp – Iffigsee – Tungelpass – Lauenensee

Dank Corona hatten wir im Massenlager im Stall von der Iffigenalp genug Platz. Das Schnarchen und ein «Nuscheler», der ½ Std, vor der eigentlichen Tagwacht sich bemerkbar machte, erleichterte das Aufstehen. Als erste Gruppe erhielten wir das Frühstück und sogleich gings los. Nächster Halt war etwas unterhalb des Iffigsees (2065m), dann hoch zum Punkt 2343m und im leichten Nebel stiegen wir ab zum Tungelpass (2084m). Bei einer Hütte im Stiertungel hielten wir Mittagshalt, bevor wir dann den ruppigen Abstieg zum Lauenensee (1370m) unter die Füsse nahmen. Als Belohnung dieser Wanderwoche genehmigten wir uns Kaffee und Kuchen, fuhren dann mit Postauto nach Gstaad und von dort mit dem Zug via Spiez nach Visp.

Fazit: 7 Tage unterwegs – nur 10 Min. Hagel, ja, wenn Engel reisen!! (Erna)

12km, ↑900m, ↓1100m, 5 Std.

Grosses Dankeschön an Toni und Co Leiter Alfons für die Organisation sowie an Rita, die immer wieder als gute Fee und Helferin zur Seite stand. Wir freuen und jetzt schon auf die Wanderwoche 2021, die uns in den Kanton Graubünden führt. Vorschlag: Illanz – Greina – Airolo

Tourenleiter Toni
Bericht Toni, Andreas, Rita, Erna, Alfons, Edi, Rosmarie
Fotos Rita
Teilnehmer Rita, Alfons, Sonja, Erna, Rosemarie, Andreas, Adelheid, Edi