Ein lehrreicher Tag
An einem unerwartet bewölkten Sonntag trafen wir uns auf dem Parkplatz in Saas Grund und Danny begrüsste uns alle herzlich. Noch etwas träge aber bereit und voller Spannung Neues zu erfahren. Wir fuhren mit der Bahn gemeinsam über Kreuzboden auf Hohsaas. Noch in der warmen Kabine sitzend ahnte ich den kommenden „Temperatursturz“, der uns möglicherweise bevorstand.
Beim Aussteigen fiel der Blick sofort auf die Königin des Saastals, wunderschön und imposant anzusehen. Und natürlich war da noch unser Übungsgelände für den heutigen Tag. Neugierig fragte ich mich in welchen Teil uns Danny hinführen würde. Aber zunächst machten wir uns in Richtung Windschatten auf, um ein paar Trockenübungen zu Starten. In sehr praxisorientierter und anschaulicher Weise stellte uns Danny die wichtigsten Knoten und Flaschenzüge vor, welche wir dann prompt noch einmal üben durften bevor es ernst wurde.
Nach einer kurzen Pause machten wir uns über die Skipiste Richtung Triftgletscher auf. Immer den Blick auf die Normalroute des Weissmies gerichtet, in welcher man schon ein paar Seilschaften ausmachen konnte. Durch die Wolken und den wechselnd kalten Wind war das schon ein wilder Anblick. Erstmals zog ich meine Steigeisen an.
Ich hörte immer wieder von verlorenen Eisen im Eifer des Gefechts, also fest anziehen! Es war erstaunlich wie weich der Schnee schon war und dass es auch im Bereich der eher „harmlosen“ Skipiste doch ein paar tiefere Löcher gab. Danny zeigte uns das richtige Gehen am Seil, Eisschrauben setzen und machte sich anschliessend daran für uns adäquate Spalten zu finden. Sie sollten schliesslich auch tief genug zum Fallen sein. Wir verliessen sodann den Skiweg und folgten unserem Bergführer auf eine Anhöhe, wo sich mehrere Spalten befanden. Der Schnee war an seiner Oberfläche schon beträchtlich weich und die Sonne tat bereits was sie am besten konnte.
Als wir alles parat hatten und Danny den letzten Sicherheitscheck durchgeführt hatte, hingen auch schon die ersten 3 in einer Spalte und warteten darauf gerettet zu werden. Soweit die Theorie, aber einen doppelten Flaschenzug in Stressituationen im unwegsamen Gelände aufzubauen ist gar nicht so einfach. Ich merkte, ich würde noch ein wenig üben müssen. Alessandro jedoch half mir kameradschaftlich und liess sich vorzüglich retten – Danke dafür!
Nun war ich an der Reihe und ich liess mich schön reinfallen, was für eine Wucht. Nach einem kurzen „Hallo“ von Karin, die neben mir hing merkte ich, dass ich das wichtigste vergessen hatte – meinen Helm! Es war faszinierend und Respekt einflössend zugleich in das dunkle, endlose und ewige Eis hinabzublicken – was sich da unten wohl befand? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte machte es auch schon einen Ruck gen Sonne. Es war ein lustiges Miteinander und wir alle hatten Spass.
Wir querten anschliessend den Gletscher erneut und sodann begann die letzte Übung an diesem Tag. Es wurde inzwischen doch sehr warm. Danny seilte uns an zwei Eisschrauben in die Spalte ab. Und da hingen wir nun. Zunächst über die richtige Position des Prusik grübelnd, dann zweifelnd – ob das denn auch klappt und zuletzt kämpfend und schwitzend meisterten wir alle auch diese Übung.
Auch wenn es nur 100 Höhenmeter waren, war ich doch ein bisl geschafft von der neuen Erfahrung. Letztendlich wurde es doch ein sonniger Tag und wir fuhren gegen 16:00 Uhr von Hohsaas ab. Noch einen letzten Blick auf das Weissmies werfend, denkt man sich was da noch kommen möge.
Wir kehrten am Ende zu einem letzten netten Umtrunk und Ausbildungsgespräch ins Roby ein. Ich nahm den Satz von Danny mit nach Hause: „So lang wie nötig und so kurz als möglich“. Eine mögliche Lebensweisheit, welche man auch bei anderen Gelegenheiten anwenden kann – wieder etwas gelernt !
Danke an alle Kameradinnen und Kameraden für den schönen lehrreichen Tag !