Pure Lust auf der Himmelsleiter

1. Tag: Oberwallis – Pontresina – SAC Hütte Chamanna da Tschierva 2583 m

2. Tag: Pizzo Bianco 3995m – Piz Bernina 4049m – Rifugio Marco Rosa 3610m

3. Tag: Piz Spinas 3823m – Piz Palü 3901m – Berghaus Diavolezza 2978m

Aufstieg Total: 2600 m

Abstieg Total: 1450 m

Freitag 24. Juli 2009

Um 8.00 Uhr ging es los. Eine lange aber schöne Reise stand uns bevor. Mit zwei Autos fuhren wir Richtung Goms über den Furka-, Oberalp- und Julierpass nach Pontresina in den zweitschönsten Kanton der Schweiz. Dominic konnte arbeitshalber erst später losfahren und fuhr die Strecke allein. In Pontresina angekommen ging’s mit einer Kutsche ins Rosegtal. anschliessende Fussweg war gut gekennzeichnet. So kamen wir gegen Abend bei der Tschiervahütte an. Zum Nachtessen gab es Gschwellti mit feinem Bergkäse und Salat, mal was anderes. Die Piz Bernina war mit Nebel bedeckt und so war die grosse Diskussion das Wetter. Aber eigentlich waren wir uns einig, dass die nächsten Tage mit Sonne bedacht sein würden. Später am Abend kam dann auch noch Dominic zu uns und so war die Gruppe komplett.

Samstag, 25. Juli 2009

Um 3.00 Uhr war Tagwache. Draussen war es dunkel und düstere Wolken trübten die sonst schon sehr dunkle und «mondlose» Nacht. Um 3.40 Uhr ging es los. Regen und zum Teil auch Schneefall waren unsere ersten Begleiter. Wir folgten den Steinmännchen oder reflektierenden Leuchtplatten bis zum ersten Schnee. Robert beklagte sich über Schmerzen im Knie, so dass er nicht mehr weiter wollte und den Rückweg zur Hütte unter die Füsse nahm.

Seil an und in drei Seilschaften ging es weiter. Kurz vor den ersten Felsen mussten noch die Steigeisen montiert werden. Bei der Fuorcla Prievlusa 3430m angelangt, begann die Kletterei. Steil, jedoch mit Bohrhaken abgesichert, klettert man im mehr oder weniger festen Fels dem Grat entlang, wo man nicht selten viel Luft unter den Füssen hatte. Zuoberst angelangt, wechselte man die Seite und stand sodann ostwärts in der Firnflanke. Durch die Nebelschwaden tauchte der weltbekannte und traumhafte Biancograt (romanisch: Crast› Alva) auf.

Emotionen pur. Wie steil dieser Grat sich nur in den Himmel zieht! Dafür aber ist er wesentlich breiter, als ich es mir vorgestellt habe. Und nun war er da, dieser Moment, worauf wir solange gewartet haben.

Endlich durften wir diese Himmelsleiter betreten. Mit den Steigeisen und dem Pickel erobert man in gutem Trittschnee Höhenmeter für Höhenmeter.

Nach dem Biancograt ging’s dann nochmals so richtig in die Felsen. Schöne Kletterpassagen und Abseilpassagen.

Dominic konnte es nicht lassen. Er fotografierte ununterbrochen und da war es auch mal an der Zeit, von ihm ein Foto zu machen. Er wollte mir den Fotoapparat geben und schon war er weg. Die ganzen Fotos samt Apparat wurden vom Piz Bernina verschlungen. Tja so kann es halt gehen und so können wir nur wenige eigene Fotos von dieser Tour zeigen.

Es folgte ein flacheres Gratstück bevor es dann nochmals steil auf den Pizzo Bianco / Piz Alv 3995m führt. Und so standen wir alle auf dem Gipfel des Piz Bernina (4049m)

Es folgte nun der Abstieg über den Spallagrat, der mir nach den grusligen Abgründen des Biancogrates nicht mehr schlimm vorkam. Guter Trittschnee und beste Wetterbedingungen sorgten jedoch für einen sicheren Gang. Beim Felsabsatz seilten wir ab, es folgte noch ein steileres Couloir und schon standen wir auf dem Morteratschgletscher und wenige Minuten später bei der Rifugio Marco e Rosa.

Beim Abstieg musste Beat dann noch per Heli ausgeflogen werden, da er sich die Achsel ausgerenkt hatte. Wir konnten aber trotzdem weiter, da ja noch Alex und Dominic bei uns waren und die Führung übernahmen.

Von der Hütte gibt es leider nicht viel Positives zu erzählen, ausser dem Nachtessen, der Rest ist zum vergessen. Was soll’s, es war ja nur für eine Nacht dachten wir. Aber diese Nacht werden Alex, German und ich nicht so schnell vergessen.

Sonntag, 26. Juli 2009

Italienisches Frühstück bedeutet auch sehr kurzes Frühstück. Der Blick aus dem Fenster: Wow, was haben wir nur für ein Glück, wolkenloser Himmel, Stimmung pur! Um 05.30 Uhr verliessen wir die Hütte, sagten «Ciao a tutti» und querten bei teilweise starkem Wind in der schön angelegten Trittspur zur Bellavista-Terrasse. Eindrücklich diese grossen Eisbrocken aber auch die gefürchig tiefen Gletscherspalten und -höhlen. Alex, Franco und ich nahmen die Diretissima und stiegen über ein steiles Schneefeld hoch Richtung Piz Palü. Dominic, Irene und Germano Due über den Spinasgrat. Auf dem Piz Spinas 3823m ging es im Schnee locker und einfach weiter auf den Piz Palü Hauptgipfel 3900m.

Mit voller Konzentration stiegen wir so zum Ostgipfel 3882m und weiter über den ausgesetzten Grat hinunter zum Sattel, wo man auf dem Persgletscher die letzte Etappe in Angriff nimmt. Der Abstieg erfolgte durch die Cambrena-Abbrüche, welche eindrücklich und furchterregend mich immer wieder ins Staunen versetzte – trotz der gewaltigen Gletscherarena um einem herum, gehört immer auch ein Blick voraus Richtung Diavolezza-Bergstation 2973m. Dort gönnten wir uns ein Bier. Runter mit der Bahn und dort trafen wir wieder auf Robert und Beat, der wieder Lachen konnte. Nach einem kleinen Imbiss in Pontresina wurde die Heimfahrt angetreten.

Es war eine wunderschöne Tour mit eben so wunderbarem Wetter, wie auch guter Kollegschaft. Diese Tour war einer der Höhepunkte in unserem Bergsteigerleben!

Ein Dank an Beat für die Organisation und Führung, aber auch an Alex und Dominic für das unvergessliche Wochenende. Die Bündner haben zwar nur einen Viertausender aber der ist etwas vom Schönsten in unseren Alpen!

Hugo

Tourenleiter Beat, Alex und Dominic
Bericht Hugo
Fotos Franco, Hugo + Bilder aus dem Internet, da Dominic Kamera in die Ewigen Jagdgründe überging
Teilnehmer Beat, Alex, Dominic, Germano Due, Irene, Robert, Franco, Hugo
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