Von der schönsten Ecke der Schweiz oder wenn Bilder sprechen lernen

Mittwoch, 20. Mai 2009

Cabane Arpitetta 2786 m

Bei 24° und prachtvollen Frühlingswetter verirrten sich 2 Führer, 3 SAC-Saasini und 7 Grüezini oder so Ähnliche  auf den Bahnhof Siders. Da einer in Heilandsandalen, kurzen Hosen und der Rest mit Skischuhen und Hochtourenhosen auftauchten, fragten sich alle Beteiligten inklusive Passanten, wer da nun im falschen Film sass. Unsere Guides handelten mit dem Buschauffeur aus, dass er in Zinal mit uns bis ans Ende der Strasse fuhr, doch die Ernüchterung folgte zugleich, als wir erfuhren,  dass zuerst Essen und Skitragen angesagt war. Leider waren Cabane Arpitetta und Cabane Traquit nicht bewartet, dafür hatten wir aber die Hütten ganz zu unserer Verfügung. Während 2 Stunden krümmten sich unsere Rücken unter ungewohnter Last, teils über schwierigstes Gelände – Rock’n Roll im wahrsten Sinne des Wortes!  Später auf dem Schnee ging’s dann zügig voran und wir waren alle mit uns und der Welt zufrieden, als wir auf der Terrasse vom grandiosen Ausblick überwältigt wurden. In der sympathischen Hütte fanden wir die wichtigste Infrastruktur, bloss der Sprit fehlte. Kurzerhand organisierten wir ein Stehkäsefondue.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Blanc de Moming 3661m

Erst morgens um 04:00 erfuhren wir über SMS vom Husarenstück des FC Sion beim Cupfinal! Gute Stimmung machte sich unter einem Teil des Teams breit. Diese konnten wir gut gebrauchen, sollten wir doch bis zum Ende des Tages zusammengerechnet 2130 Höhenmeter bewältigen. Nach perfektem Frühstücksservice ging’s von der Cabanne Arpitetta an den Fuss des Glacier de Moming auf 2550m, dann unter dem Gletscher querend zu den Felsen des Besso, an dessen Rand hoch bis ca. 3200, nach Osten querend und im Bogen zum Gipfel. Nebel zog auf und kurz darauf liefen wir bei Schneefall dem Gipfel entgegen. Das Wetter zeigte sich so unwirtlich, dass teils sogar auf den Gipfelkuss verzichtet wurde! Doch kaum unterhalb der Gipfelregion klärte sich der Nebel auf und wir wurden mit einer schönen Firnabfahrt in einmaligem Ambiente beglückt. Über die Aufstiegsspur fuhren wir zurück und dank guten Sichtverhältnissen konnten wir auf ca. 2900m über ein Gletscherband einige Höhenmeter Richtung Cabanne Arpitetta gewinnen.

Col de Milon 2990m

Nach feiner Bouillon und Power Nock schnallten wir unsere Vollpackungen am frühen Nachmittag auf und machten uns auf den Weg Richtung Col de Milon. Inzwischen fragte sich auch Martin, wieso er auf diese Tourenwoche den elektrischen Rasierer und ein paar andere entbehrliche Kleinigkeiten mitnahm. Nach dem Col de Milon fuhren wir durch schweren Schnee  bis auf 2700m runter. Zum Finale dieses langen Tages spurte(te) Freddy eine steile Zickzackspur in den weichen und tiefen Sulz hoch zur Traquit. Da er nichts mehr zu trinken hatte, zog er durch und freute sich bereits auf das seit langem angekündete Bier. Doch dies sollte nicht die einzige Enttäuschung über die skandalösen Zustände in der Cabanne Traquit sein. Das Geschirr musste zum Beispiel mit einem Vorhang getrocknet werden. In der Küche fehlten viele wichtige Sachen, das Holz war knapp.

Der einzige Komfort bereitetem die 4 Lagen von Hackle auf dem ruhigen, aber eiskalten Örtchen.

Freitag, 22. Mai 2009

Bishorn 4153 m

Früh um 04:00 zehrten wir am Frühstück, machten uns Gedanken über Gemüsestreifen im Teewasser und das zweifelhafte Wetter. Auf der Normalroute nahmen wir unseren Angriff aufs Bishorn unter die Füsse. Einen Teil des Materials vergruben wir als Depot auf dem Gletscher. Auf ca. 3700 m  machte uns starker Wind einen Strich durch die Rechnung und bewog uns zur Umkehr. Der Gletscher war sehr gut eingeschneit, Hartschnee, oben etwas Pulver. Diese Abfahrt über den Turtmanngletscher zur Turtmannhütte bereitete uns viel Spass. Nach einem Hechtsprung von Toni war allgemeines Skisuchen angesagt. Zur Entschädigung über denverpassten Gipfelerfolg, offerierte uns Freddy ein reiches Mittagessen mit Siedfleisch und Rösti in seiner Turtmannhütte. Frische, leckere Schwarzwäldertorte überraschte uns als Dessert. Der Frühling zog rund um die Hütte ein und viele Blumen wagten sich durch die neue Grasnarbe. Die Jasser wunderten sich über die Schläfer. Endlich durfte am Bier genippelt werden  und Susan führte Calvin Kleins Obsession seiner Bestimmung zu und betörte Raum und Geist. Christian zeigte sich von seiner soliden Seite, wenn er weiter so seriös lebt, stürzt er eines Tages noch vom Velo.

Samstag, 23. Mai 2009

Brunegghorn 3833 m

Ausgeschlafen wagten wir uns voller Freude an das kräftige Frühstück. Der Höhepunkt dieser Woche wurde durch optimale Wetteraussichten eingeläutet. Übers gut eingeschneite Gässi gewannen wir rasch an Höhe. Im Gässi erlebte Beat  eine Schrecksekunde wegen Hanni. Kurzweilig führte unser Weg weiter über den Brunegggletscher. Wir bewegten uns wie in einer Traumwelt mit fantastischen Ausblicken inmitten der Walliser Bergwelt. 15 Minuten unter dem Gipfel richteten wir ein Skidepot ein, ohne Steigeisen erreichten wir unser Ziel. Die Belohnung inmitten der grandiosen Szenerie  entschädigte uns für vieles, alltägliches Mühen. Skibergsteigen in Reinform!

Der Gipfelhang war perfekt zu befahren. Oben Firn, weiter unten Sulz! Für die Abfahrt zurück zur Turtmannhütte wurde wiederum der Weg durch die Gletscherzunge gewählt. Hier zeigten sich schon die ersten aperen Stellen.

In der Turtmannhütte sassen wir sehr gemütlich bei Spaghetti al’olio und Geneppi zusammen. Wir schätzten die tipptoppe Bedienung. Ein Wärmegewitter beendete das Sonnenbad abrupt. Anscheinend stehen Singletouren hoch im Kurs und das Gegenteil von Bigamie soll Monotonie sein.

Sonntag, 24. Mai 2009

Jungtaljoch 3220 m

Ein wunderbarer, heisser Tag kündete sich an. Von der Turtmann-hütte stiegen wir zur Pipjilücke hoch, weiter nördlich das nächste Tälchen nehmend Richtung Punkt 3008 und über Brändji-Gletscher zum Joch. Unser technisches Können wurde auf die Probe gestellt. Einzigartig für die Walliser Alpen sind die gewaltigen Kalkfelsen des Pipjitällis. Für die letzten 100m unterhalb des Jochs schnallten wir die Skier auf und Freddy spurte teils durch hüfttiefen Sulz. Freudestrahlend erreichten wir das Joch!

Im  Jungtal konnten wir noch bis zur Alphütte 2387, von hier trugen wir die Ski bis Junge, 40 Min. Dies war eine tolle Route um von der Turtmannhütte ins Tal zu gelangen, landschaftlich grossartig und einsam. Gestärkt und mit einem Rucksack voll unverrückbaren Eindrücken gondeln wir von Jungu wieder zurück in den Alltag. Der Frühling empfing uns in unserer Wintertourenmontur mit 33°…

Die Moral von der Geschichte: die Tour du Ciel führt durch die schönste Ecke der Schweiz! Wie schrieb doch unser Kollege André über diese Gegend: Immer wenn ich so hoch oben auf einem Gipfel stehe, die unendliche und überwältigende Landschaft bewundere, bemitleide ich die armen Menschlein, welche da tief unten im engen Talkessel ihr Dasein fristen. Wie wenig doch diese Menschen von ihrer engsten Heimat zu Gesicht bekommen. Es ist ein Jammer…

Dominic

Tourenleiter Beat Burgener, Fredy Tscherrig
Bericht Dominic Anthamatten
Fotos Martin Kreuzer, Christian Schaefle, Hansueli Bärlocher, Toni Sarbach, Dominic Anthamatten
Teilnehmer Hanny Käser, Erwin Fässler, Susanne Schuepbach, Alice Chirco, Martin Kreuzer, Christian Schaefle, Hansueli Bärlocher, Erna und Toni Sarbach, Dominic Anthamatten, Beat Burgener, Fredy Tscherrig
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