Ein Abenteuer, endlos lang, endlos schön
…..und wenn dann endlich unsere Sonne am Horizont aufging, dann enthüllte sich vor uns plötzlich das Leben in all seinem Zauber und dem ganzen Wunder seiner Einzigartigkeit. In diesem Moment konnten wir überhaupt nicht verstehen, wie es möglich ist, dass die Menschheit auf diesem einzig bewohnten Planeten der Milchstrasse lebt und doch nicht fähig ist, das Wunderbare dieser Tatsache zu begreifen und mit unserer Erde ein inniges und respektvolles Verhältnis einzugehen
Dieses „Wort zum Tag“ stammt nicht von mir, sondern von Bertrand Piccard. So empfand er, als er mit seinem Ballon unseren Planeten umrundete. An diese Gedanken erinnerte ich mich beim Erreichen des Col des Ecandies, als die Aiguilles Dorées sowie unser Ziel, die Aiguilles du Tour im ersten Licht des neuen Tages erstrahlten. Dieser Anblick wirkte richtiggehend elektrisierend auf unsere Gruppe. Die Strapazen des langen Aufstieges durch das Val d’Arpette haben sich allemal gelohnt und der Tag hat eben erst begonnen.
Dass man in den Bergen auf Gletscherspalten, Steinschlag, Lawinen, Blitz und Donner aufpassen muss, war mir schon länger bewusst. Dass ich dort aber mit dem Flugverkehr in Konflikt geraten könnte, war mir bis anhin fremd. Doch die zahlreichen Start- und Landemanöver eines Kleinflugzeuges vor unserer Nase, erforderten eine sorgfältige gegenseitige Koordination unserer Bewegungen. Denn schliesslich hatten wir keine Lust darauf, dass sich unser Seil in den Kufen des Fliegers verfing und wir, den Zierschleifen eines Drachens gleich, am Himmel baumelten.
Vom Gipfel des Aiguilles du Tour, welchen wir nach einer interessanten Kletterei erreichten, bot sich uns eine atemberaubende Aussicht auf die Riesen von Chamonix. So viel Wucht, soviel Masse, soviel Eleganz auf so engem Raum ist wohl kaum zu überbieten. Das ist ungefähr so, wie man sämtliche Viertausender der Walliser Alpen im Saastal zusammenfassen würde und das ganze dann noch zusammenquetschen würde, damit die einzelnen Berge noch höher und noch schroffer daherschauen. | Als wir vor zwei Jahren auf die Pointe des Grands stiegen, sahen wir schräg vis-à-vis einen wirklich beeindruckenden Hang, welcher unsere Aufmerksamkeit auf sich zog: um die 35° steil, nordexponiert d.h. voller Pulverschnee, annährend 1’000 Höhenmeter hoch. Da müsste mal runter fahren können. Nun, heute sollte unser Traum von damals in Erfüllung gehen. Wir stachen hinein, in dieses Abenteuer, endlos lang, endlos schön, einfach so wie man sich das nur wünschen kann. |
Ein perfekter Tag entschädigt uns für die oft schlechten Verhältnisse dieses Winters. An diesem Samstag, habe ich mich mit der Natur versöhnt (als ob die Natur das kümmern würde).
Ich möchte jedem Einzelnen meiner Begleiter gratulieren. Sie alle haben eine Parforceleistung abgeliefert. Knapp 2’400 Höhenmeter rauf und runter an einem Tag, das lässt sich wahrlich sehen.
Danke allen für die Gesellschaft, den Humor und den tollen Teamgeist. Ein besonderer Dank gebührt auch unseren beiden Chauffeuren Diana und Urs, welche während unserer „Bierschwemme“ in Champex die Autos abholten.
André Zurbriggen, S-G