Über eine steile, kühne Linie

Als wir in St.Niklaus gegen Mittag aus dem Zug steigen, erblicken wir weit oben das Ziel des nächsten Tages; der Nordostgrat des Brunegghorns. Es steht relativ nahe zur Talmitte des Mattertals und ist von weit her sichtbar.

Doch zuerst müssen wir hoch zur Topalihütte. Bei sehr grosser Hitze geht’s es zuerst sehr steil durch den Wald hoch. Später frohlocken wir über die Wolken, die uns vor der direkten Sonneneinstrahlung schützen. Als sich der Wald lichtet, erkennen wir weit oben unser Ziel, welches wir nach 4 ½ h Aufstieg durch abwechslungsreiche, sich schnell folgenden Vegetationsstufen erreichen.

Aus den Panoramafenstern des eleganten Kubus erleben wir eine grandiose Abendstimmung. Ehrfurchtsvoll spähen wir zur nahen Mischabel und zum Brunegghorn, die lange noch von glitzernder Abendsonne erstrahlen.

Am nächsten Morgen kündet sich ein grandioser Sommertag an. Es wartet ein langer Tag und der wohl schönste Weg aufs Brunegghorn auf uns – der Ostgrat. Nach langem Anstieg durch die Chella und über den Abberggletscher erreichen wir nach 2 ½ h das Abbergjoch.

Von dort geht’s zuerst über einen einfachen losen Felsgrat und dann über eine steile Schneeflanke zur Schulter des Ostgrates. Der NE- Grat ist der spektakulärste der drei Grate des Brunegghorns, mit einer steilen, kühnen Linie von der Schulter zum Gipfel.

Wir finden sehr guten Trittschnee vor. Trotzdem schrauben wir einige Sicherungen am rassigen Firngrat. Die Flanke rechts stellt sich zunehmend bis 60° auf. Eine unvergessliche Szenerie! Der Übergang vom Firngrat in die kurze Felspartie gegen den Schluss des Grates hat es in sich.

Glücklich erreichen wir nach 4 ½ h den Gipfel und können uns wahrlich gratulieren. Diese selten begangene Route bereitete uns viel Freude. Das Panorama vom Gipfel ist enorm, insbesondere das Weisshorn erscheint erhaben.

Doch diese Tour ist noch lange nicht fertig. Wir steigen zum Turtmanntal ab. Die gewaltige Landschaft runter zur Turtmannhütte ist geprägt von starkem Gletscherrückzug und dem legendären Gässi. Nach einer ausgiebigen Pause in der Hütte, bestellen wir ein Taxi, dass uns im Vorder Sänntum abholt. Den Hitzeschock erleben wir dann schliesslich in Turtmann, als wir in voller Bergausrüstung quer durchs Rhonetal zum Bahnhof laufen.

Vielen Dank den Kollegen für den sehr guten Zusammenhalt und die unvergessliche Tour.

Dominic

Tourenleiter Dominic Anthamatten
Bericht Dominic Anthamatten
Fotos Samuel Anthamatten, Dominic Anthamatten
Teilnehmer Samuel Anthamatten, Dominic Anthamatten, Mario Burgener, Sandra Schnydrig, Theo Kuonen, Urs Kuonen