Atemberaubende Berg- und Gletscherlandschaften
Zermatt – Schönbühlhütte | ||
Schwierigkeit | WS+ | |
Zeitbedarf | 4 3/4 h | |
Aufstieg | 470 hm | |
Strecke | Schwarzsee – Zmuttgletscher – Schönbühlhütte |
Schönbühlhütte – Cabane de Bertol | ||
Schwierigkeit | L | |
Zeitbedarf | 6h insgesamt | |
Aufstieg | 1110 hm | |
Abstieg | 500 hm | |
Strecke | Schönbühlhütte – Tiefmattengletscher – Stockjigletscher – Tête Blanche – Cabane de Bertol |
Cabane de Bertol – Cabane de Vignette | ||
Schwierigkeit | WS- | |
Zeitbedarf | 6 1/2 h inklusive Pausen | |
Aufstieg | 1100 hm | |
Abstieg | 1250 hm | |
Strecke | Cabane de Bertol – Haut Glacier d’Arolla- Col de l’Evêque – Pointes d’Oren – Glacier du Mont Collon – Cabane de Vignette |
Cabane de Vignette – Pigne d’Arolla | ||
Schwierigkeit | WS | |
Zeitbedarf | 3 1/2 h inklusive Pausen | |
Aufstieg | 800 hm | |
Abstieg | 1850 hm | |
Strecke | Cabane de Vignette – Pigne d’Arolla – Cabane de Vignette – Glacier de Pièce – Arolla |
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Tag 1: Zermatt (1620m) – Schönbühlhütte (2694m)
Wir besammlten uns um 13:00 Uhr in Zermatt und konnten es kaum erwarten, die restlichen Begleiter für die kommenden 4 Tage kennen zu lernen. Auch das fantastische Wetter trug wesentlich zur heiteren Stimmung bei, wobei der Blauton des Himmels den Gusto eines bestimmten Teilnehmers nicht traf. Dieser machte das mit einem Glacéstengel in der Hand und einem süffisanten Grinsen entsprechend kund. Nach einem ersten “Beschnuppern” und bei Vollzähligkeit schulterten wir unsere Rücksäcke und Skier und suchten die Busstation.
Die MatterhornExpress Bahn unterstützte uns im ersten Aufstieg zum Schwarzsee (2552m), wo wir die Tourenskis anschnallten und uns zuerst auf der Piste, anschliessend ‘off-piste’ in Richtung Zmutt Kraftwerk bewegten. In Folge des wenigen Schnees waren wir gezwungen, die Skier zu schultern und spazierten in Richtung der Schönbühlhütte, auf der Suche nach Schnee, damit wir endlich die befellten Skier montieren konnten. Nach einer Dreiviertelstunde war es dann endlich soweit. In gemütlichem, konstantem Schritt näherten wir uns langsam aber sicher der Schönbühlhütte, welche wir nach 1:30h zu Gesichte kriegten.
Nach Erreichen der Hütte, genossen wir zuerst einaml die Natur und die Umgebung. Vorallem der etwas ungewönliche Betrachtungswinkel des Matterhorns faszinierte uns: Das Horu ist von dieser Seite kaum zu erkennen, aber dennoch eine imposante Erscheinung! Die mehr erfahrenen Gruppenmitglieder, machten sich gleich an die “Arbeit”: Felle zum Trocknen an die Sonne, dito mit den Innenschuhen, Bett reservieren und Kleider wechseln etc.
Zum Glück übernahmen Francois und insbesondere Beat die Initiative, und halfen der, ein bisschen hilflosen, Hüttenwartin (Aushilfe für eine Woche), die Bude einzufeuern, denn es war nicht wirklich warm. Nach einem üppigen und leckeren Abendessen (Broccolisuppe, Spaghetti Bolognese, Meringue) erwärmten sich die Bäuche und Gemüter allmählich.
Es wurde noch ein bisschen ‘gedorft’ und von vergangenen Touren auf den verschiedensten Kontinenten berichtet und gingen dann relativ früh zu Bette. Nicht nur aus dem Grunde, dass man tags darauf um 06:30 Uhr Abmarschbereit sein sollte, sondern auch fit für die “Königsetappe”.
Tag 2: Schönbühlhütte (2694m) – Cabane de Bertol (3311m) – Königsetappe
Um 05:30 Uhr war bereits Tagwache und nach einem währschaften Frühstück ging es am 06:30 Uhr los. Nach einem kurzen Fussmarsch bis zur Flanke erreichten wir nach einer kurzen Abfahrt den Zmuttgletscher. Auf eben diesem marschierten wir weiter zum Stuckigletscher, wo wir zwei 5er Seilschaften bildeten und vorbei an der Dent d’Hérens (3918m) und dem Tête de Vallpelline (3803m) den Tête Blanche (3707m) “erklimmten”.
Erklimmen ist wohl gar ein bisschen zu dicke aufgetragen, es war dann eher ein “Begehen” des Tête Blanche. Die dünne Luft machte sich bei dem einen oder anderen bemerkbar. Da der Wind nicht unbedingt zur Überhitzung beitrug, erfolgte nach der Gipfel-Gratulationsrunde zügig das Klarmachen für die Abfahrt über den Glacier de Mont Miné zur Cabane de Bertol (3311m). Diese Hütte hat es in sich. Nicht nur die Lage und Exponiertheit auf den Felsvorsprüngen beeindruckt, auch der Zustieg. Vom Skidepot gelangt man über eine 150 Höhenmeter sich erstreckende Leiter zum Eingang der Hütte. Geschafft!
Obwohl wir schon relativ früh da waren, nämlich um 13:00 Uhr war in der Hütte schon reges Treiben zu beobachten, und bis zum Sonnenuntergang sollte sich diese dann fast komplett füllen (80 Betten, 74 Paar Tourenskischuhe, 74 Paar Innenschuhe, 74 Paar Felle und noch vieles mehr hatte Platz – erstaunlich!).
Aber zuerst liessen wir uns ein sehr gutes Stück Apfelkuchen auf der Zunge zergehen, genossen den Ausblick und die hochalpine Stimmung und ruhten uns ein bisschen aus. Um 18:00 Uhr Abendessen: Kraftbrühe, Reis mit Rindsgulasch und Ratatouille. Zum Nachtisch ein sehr leckerer Schokoladenkuchen (in der Mitte fast noch flüssig – mmhhh, fein). Gezeichnet vom Tag und wissend, dass Morgen auch wieder eine schöne Tour auf dem Programm steht gingen wir früh zu Bette. Ohrenstöpsel sei Dank, verbrachten wir eine sehr erholsame und ruhige Nacht.
Tag 3: Cabane de Bertol (3311m)- Cabane de Vignette (3157m)
Um dem morgendlichen Stau bei der Leiter zu entkommen, entschied sich Beat für ein ‘late checkout’, und somit konnten wir bis um 06:30 Uhr ausschlafen; Abmarsch, resp. Skiabfahrt war um 07:00 Uhr.
Die Abfahrt führte zuerst über einen schönen, schattigen Pulverschneehang. Auf der gegenüber liegenden Seite, erhofften wir uns, Firnschnee zu erwischen; wir waren aber noch zu früh unterwegs und begnügten uns mit dem Bruchharst. Als wir die Talsohle erreicht haben, hiess es ‘Auffellen’ und auf dem Haute Glacier d’Arolla ab in Richtung L’Evéque, welchen wir linksseitig passierten. Auf der Scheide entschied sich die eine Gruppe, zusammen mit Beat, noch den Pointes d’Oren (3525m) zu erklimmen. Die Restlichen machten sich zusammen mit Francois auf die Abfahrt und den kurzen Aufstieg zur Cabane de Vignette (3157m). Wie bereits am Vortag, profitierten wir von idealen und wunderschönen Wetterbedingungen. Besser hätte es schlicht und ergreifend nicht sein können. Das vorteilhafte Wetter, Sonne pur und angenehmen Temperaturen führte dazu, dass längere Pausen, mit Pic-Nic Athmosphäre, gemacht wurden… Zu aller Zufreidenheit.
Das Ankommen bei der Cabane de Vignette war ein Highlight. Nicht nur, dass es sich hierbei um die modernste Hütte der Besuchten handelte, sondern auch, weil es einigermassen viel Platz für die persönlichen Sachen hatte, wirkte einladend. Auch hier war die Hütte mehr oder weniger voll besetzt (120 Betten) und entsprechend lebendig ging es zu und her. Die einen spielten Karten oder Monopoly, andere waren in Bücher versunken oder ganz einfach am Ausruhen und Nichtstun. Auf der Terrasse konnten die letzten Sonnenstrahlen, der wundervolle Ausblick und die schöne Dämmerung genossen werden.
Zur Feier des letzten Abends, offerierte Beat zwei Flaschen wunderbaren Rotwein (Gamay). So ganz eigennützig macht das ein Saasi natürlich nicht. Es ist so, dass der liebe Beat am Vorabend den Mund zu voll genommen hatte und meinte: “Wenn es morgen auch nur eine Wolke hat, werde ich eine Runde offerieren.”. Nun es hatte Wolken, aber vielleicht deren 2, maximum 3 und sehr kleine (!) – aber es waren Wolken! Nichts desto trotz, ganz herzlichen Dank Beat, dass Du Deine Spielschulden sofort eingelöst hast; sind ja schliesslich auch Ehrenschulden. 🙂
Tag 4: Cabane de Vignette (3160m) – Arolla (2000m)
Bereits um 06:15 Uhr, nach einem üppigen Frühstück mit Pancakes (!) und zwei verschiedenen Sorten Müsli, ging es in Richtung Pigne d’Arolla (höchster Punkt der Tour: 3790m) los. François’ erklärtes Ziel war, dass wir vor der ersten Helikopterankunft den Gipfel erreichen. Im ersten Abschnitt vermochte die Sonne den Hang noch nicht zu erhellen, daher waren wir froh, vorab die Harscheisen montiert zu haben. Bald zeigte sich die Sonne und das Aufsteigen wurde merklich angenehmer. Doch bald machte sich der Wind immer mehr bemerkbar, und die Böen machten es notwendig, dass man ab und an einen kleinen “Stabilitätshalt” machen musste.
Gemäss Meteo-Bericht, der in der Cabane de Vignette lag, war in 3800müM mit Windstärken von 50km/h zu rechnen. Die unregelmässig auftretenden Böen kamen uns aber viel stärker vor. Kurz den 360°-Gipfelrundblick geniessen, gratulieren, abfellen und runter ging’s. Schöne Abfahrt bis zur Cabane de Vignette auf harter, aber gut befahrbarer Schneeoberfläche. Es war “erst” 08:15 Uhr. Und ja: Leider haben wir Francois’ Ziel nicht erreicht: Tatsächlich war ein Privathelikopeter vor uns oben, es hatte aber nicht viel gefehlt – vielleicht deren 15 Minuten. 🙄
Bevor wir uns dem letzten Abschnitt der Tour widmeten, stärkten wir uns nochmals auf Höhe der Cabane de Vignette und folgten voller Vertrauen Francois, unserem “Pulver- und Firnschneeschmecker”. Tatsächlich, die letzte Abfahrt hatte es voll und ganz in sich: Zuerst schöne Pulverschneehänge mit anschliessend Firnschneeabschnitten… herrlich!
Tag 1-4: Mini Haute Route Zermatt – Arolla
Ganz im Namen der Tradition, ist es offensichtlich, dass die Schreibenden die erste Tour, resp. Hochtour mit der Sektion Saas des SAC machten. Es war in der Tat nicht nur die erste SAC Tour, sondern auch die erste SAC Saas Tour, die erste Hochtour und die erste 4-Tagestour.
Wir haben enorm viele Eindrücke während dieser vier Tage gewonnen und viele Erfahrungen gesammelt. Nicht nur die atemberaubende Berg- und Gletscherlandschaften haben uns beeindruckt, sondern auch die vielen verschiedenen Menschen, die sich dort “verirren” – einfach faszinierend!
V.l.n.r.: Beat, Claudia, Ivan, Beat (Danke für das Gruppenfoto), Jeanine, Jeaqueline, Augustin, Carin, Daniel, Tanja und Olivier (Pigne d’Arolla)
An das Hüttentreiben, hat man sich bereits nach eins, zwei Tagen gewöhnt und die zu Beginn sehenlichst gewünschte Dusche rückte mit jedem weiteren Tag immer mehr ins Abseitz, ja geriet schon fast in Vergessenheit – kurzum man gewöhnt sich an so vieles. 😆
Es war unsere erste Mehrtageshochtour; aber mit Bestimmtheit nicht die Letzte!
Es war uns eine grosse Freude Teil dieser heterogenen Gruppe gewesen zu sein und ganz besonderen Dank gebührt unseren Leitern und Bergführern: Beat und Francois. So zwei richtige, kompetente und kernige Burschen mit einem hohen Anspruch an Professionalität und Sicherheit – wir haben uns stets sehr wohl gefühlt – Besten Dank!
Grossen Dank gebührt auch dem lieben Petrus, der uns sehr wohl gesinnt war: 4 Tage Sonne, angenehme Temperaturen und moderater Wind – was will man mehr? Nach der Tour ist bekanntlich vor der Tour: Wir freue uns bereits jetzt, Teil der Mini Haute Route 2. Teil 2018 zu sein.