Versuch an der Aiguille Verte
Freitags in der Früh fahren wir im Saastal los und treffen in Raron die Youngsters unserer Gruppe. In Chamonix angekommen, herrscht dort bestes Wetter und die erste Bahn nach Montenvers um 8:30 Uhr ist bereits voll mit Ausflüglern und Bergsteigern. Voller Motivation und dennoch mit Zweifeln behaftet, wie sich das Wetter entwickeln würde, marschieren wir los auf den Gletscher Mer de Glace. Bereits hier müssen wir die ersten Leitern runtersteigen … und es sollen noch sehr viele werden bis zur Rückkehr. Gabi erklärt fortlaufend, wie die verschiedenen Gipfel und Nadeln heissen und weiss zu manchen eine Episode zu erzählen.
Nach ca. 3.5 h erreicht die Gruppe das Refuge du Couvercle über eine lange Strecke auf dem Gletscher und viele Leitern und wir stärken uns daselbst mit feinen savoyardischen Omelettes. Danach gibt es die erste der drei kurzen Schlafeinheiten. Um 17 Uhr treffen wir uns zu super feinem Schokoladenkuchen und anschliessender Lektion im Gruppenabseilen. Nach dem Abendessen gehen wir sofort schlafen (zweite Schlafeinheit), denn bereits um 23.50 Uhr !!! ist Tagwache. Gabi informiert sich vorgängig nochmals, wie schon so oft, was der Wetterbericht meldet.
Es sind in der Zwischenzeit Wolken und vor allem Nebel aufgezogen. Nach Mitternacht wird es schön, lautet die letzte Prognose. Mit gemischten Gefühlen die einen und voller Hoffnung die anderen, legen wir uns für 3h zwischen die Wolldecken. Vom längsten Tag des Jahres merken wir nichts, wohl aber von der kürzesten Nacht. Kurz vor Mitternacht stehen wir und vier weitere Bergsteiger in unserem Zimmer auf und machen uns ans Frühstücksbuffet. Gabi teilt mit, dass es seit längerer Zeit regnet und wir kaum Chancen hätten, heute auf den Gipfel der Verte zu gelangen.
Fazit: die Nacht ist nicht klar, die Temperaturen zu hoch und das ganze Unternehmen zu gefährlich. Nach kurzen Diskussionen, ob wir auf die Pointe Isabelle möchten oder ein Stück Richtung Verte aufsteigen oder uns wieder hinlegen, entscheiden wir uns, ein Stück aufzusteigen. Um 00:45 Uhr starten wir, der Schnee ist weich und nach gut 1.5 h und 500 Hm kehren wir wegen Schneetreibens um. In der Hütte angelangt, legen wir uns nachts um drei Uhr zum dritten Mal schlafen und nach 8 Uhr frühstücken wir abermals. Das Wetter ist besser geworden, aber immer noch zu warm. Gabi schlägt uns vor, den Abstieg über den Balcon de la Mer du Glace zu machen, damit wir eine andere Variante zur Rückkehr nach Montenvers sehen würden. Es ist eine schöne abwechslungsreiche Wanderung mit vielen, vielen Leitern, welche es hinauf und hinunter zu steigen gilt. Auf halber Strecke hält uns der Bergführer noch eine längere Lektion zu Flaschenzug, Knöpfen, Seilverkürzung, Selbstaufstieg aus der Gletscherspalte usw. Wir üben auch praktisch und profitieren viel.
Danach bewältigen wir den Rest der gut 4-stündigen Wanderung, wo Schwindelfreiheit auf den Leitern unbedingt von Vorteil ist. Als Abschluss queren wir den Gletscher und steigen nochmals über Leitern hoch nach Montenvers. Im Restaurant „Les 2 Gares“ in Chamonix lassen wir die beiden Tage ausklingen. Es war toll, die Gruppe harmonierte bestens und wir hoffen auf einen dritten Anlauf auf die Verte. Nächstes Mal bestimmt mit Gipfelerlebnis.
Vielen Dank an den Führer Gabi.
Diana