„Psssssst nicht weiter erzählen…«
Fidelis und Diana, Regula und Nadja, Maria und Mike, sowie Michi, seine Mädels und Alex reisten am Mittwochabend an. Connie und ihre Kollegin Rahel waren bereits seit Samstag vor Ort, um die Routen auszukundschaften. Wir trafen uns im Old Valley Pub in Arnad um noch etwas zu essen und den Donnerstag zu besprechen. Da laut Wettervorhersage, der Donnerstag, als schönster Tag der vier folgenden Tage angekündigt wurde, entschied Connie, dass wir uns am Donnerstag an die Mehrseillängen heran machen würden.
Ausgeschlafen und guter Laune, da das Wetter auch hielt was es versprach, machten wir uns am Donnerstagmorgen auf nach Albard di Bard um die Mehrseillängen in Angriff zu nehmen. Wir bildeten vier 2er Seilschaften und eine 3er Seilschaft. Sandrine und Annina, Michi und Alex entschieden sich für die Mehrseillänge „Jimmy“. Maria und Mike kämpften sich die Route „Luna“ hoch. Regula und Rahel, wie auch Connie, Diana und Nadja versuchten sich auf der Route „Dita dal Naso“.
Fast gleichzeitig kamen mehrere Seilschaften nach etwa 4 Stunden wunderschöner Kletterei am griffigen Fels und mit super Aussicht ins Valle d’Aosta auf dem Monte Coudrey an. Auf die Gruppe, die die „Dita dal Naso“ gewählt hatten, stand jedoch noch eine Herausforderung an. Sie mussten eine steile Platte hochklettern. Der Fels war sehr glatt mit ganz feinen Rillen und so meisterten die Einen, es gekonnt und sehr schnell. Die Andere wiederum hatten etwas mehr zu kämpfen und mussten mit ein bisschen „Bschissu“ nachhelfen, um die letzten Meter der Seillänge auch noch zu schaffen. Psssssst nicht weiter erzählen… das hat eh niemand gesehen.
Die ausgewählte Route von Michi und Alex, Sandrine und Annina endete 2 Seilhänger höher. So kletterten diese 4 noch munter weiter, während Regula, Rahel, Connie, Diana und Nadja schon ein schönes Plätzchen gefunden hatten und sich das Picknick schmecken liessen. Später gesellten sich dann auch diese 4 dazu, um etwas zu essen und die Sonne zu geniessen. Die Aussicht ins Valle di Champorcher war herrlich und Connie erklärte uns die Routen und die Schwierigkeitsgrade, die sie auf der Gegenseite bereits geklettert hatte. Nach einer längeren Pause packte Regula nochmals die Kletterlust und sie wollte die 2 Seillängen auch noch hoch klettern. Sandrine stieg vor und gab Regula wichtige Tipps. Annina und Michi entschieden sich die Passage, mit der steilen Platte auch noch hochzuklettern. Wer im internen Familienduell diese Passage besser gemeistert hat, bleibt unter uns 🙂
Gleichzeitig mit Maria und Mike trafen auch Jacqueline und Urs (2 Kletterkollegen von Connie) oben ein. Nach einer Essenspause und Schwatz mit den neuen Bekanntschaften, kletterten Jacqueline und Urs noch 2 Seillängen weiter und wir Anderen machten uns an den Abstieg. 3 Personen haben beim Abstieg einen etwas sonderbaren Weg gewählt aber bekanntlich führen viele Wege nach Rom 🙂
Nachdem wir von Albard di Bard runter gefahren waren, stand natürlich ein gemeinsamer Apéro in Donnas auf dem Programm. Die Gastfreundschaft und vor allem die leckeren Häppchen, die uns aufgetischt wurden, haben wir sehr genossen. Zum Nachtessen ging es dann ins benachbarte Dorf Pont-St.-Martin. Dort fand ein sogenanntes Hütten- oder Strassenfest statt. Wir waren ein bisschen enttäuscht, als wir merkten dass es nur ein Zelt gab und nicht, wie wir uns vorgestellt hatten, ein Fest mit verschiedenen Ständen, an denen man etwas essen und trinken konnte. Das Essen im Zelt schmeckte jedoch auch hervorragend. Es gab eine grosse Auswahl und so billig wie an dem Abend, würden wir wohl an keinem anderen Abend mehr davon kommen.
Zum Abschluss von diesem tollen Tag, genehmigten sich die Einen noch ein Schlummertrunk und die Anderen gingen bereits zu Bett. Nachdem wir am Donnerstag die Sonne und die Mehrseillängen in vollen Zügen genossen hatten, regnete es am Freitag, wie angekündigt. Da wir doch ein bisschen ein Ziehen in den Muskeln verspürten und wir noch von den tollen Erlebnissen von gestern zehrten, belastete uns das schlechte Wetter nicht allzu sehr. Ausserdem hatte es für am Nachmittag Aufhellungen gemeldet.
So machten wir uns auf, um in Aosta zu shoppen. Kletterfinken, Kletterhosen, Bandschlingen, die gestern am richtigen Ort fehlten oder Standschlingen, die wir so toll fanden!!!!!.Kurzum, die Standardausrüstung wurde ergänzt oder verbessert. Überall traf man sich wieder in irgendeinem Geschäft und machte einander aufmerksam auf Aktionen oder gutes Material. Schlussendlich trafen sich 3 Personen mit der gleichen schönen, roten Jacke beim Apéro. Aber keine Sorge, die 3 „Roten“ finden sich alle im Raume Zürich wieder.
Kaum zeigte sich die Sonne, waren wir alle daran interessiert, wieder klettern zu gehen. So konnten wir am Nachmittag das neue Material ausprobieren. Es wurde noch ein schöner Nachmittag mit gemütlichem individuellem Klettern. Einige Gruppen kletterten im nahe gelegenen Klettergarten Gruviera, andere im Klettergarten Montestrutto. Und wie man am Abend erfuhr, war Michi mit seinen 2 Girls Sandrine und Annina, schon seit dem Morgen fleissig am Klettern. Irgendwie hatten sie den besseren Riecher und sind einfach in den Klettergarten gegangen und geblieben. So sollte es auch die nächsten Tage bleiben. Einmal Sonne, dann Regen. Immer die gleiche Frage: „ Gehen, Bleiben, Abbrechen, geschützte Route suchen, Kaffeepause, Blick zum Himmel“.
Am Abend trafen wir uns dann zum Essen und konnten die verschiedenen Klettergärten vergleichen und auch Fotos der verschiedenen Routen austauschen. Es war ein gemütliches Essen bei Pizza, Pasta und Wein. Und Nadja schenkte den guten Wein professionell ein, wie es sich gehört, gekonnt und elegant. Und Mike, unser Geniesser, hatte das Nachtessen und den guten Wein vor allem verdient, sass er doch wie ein Mönch im Kloster und schrieb an seiner Diplomarbeit. Alle rauschten mit Seil, Rucksack und Kletterfinken an ihm vorbei und er musste knallhart sitzen bleiben und konzentriert an seiner Diplomarbeit arbeiten. Selbstdisziplin pur 😉 Umso gemütlicher sass er dann am Abend beim Essen und erzählte uns, von der Geschichte vom Petit Arvine oder von den verschiedenen Weinen vom Aostatal. Da dies ja das Thema seiner Diplomarbeit war, waren wir bei ihm gut beraten, beim Auslesen des Weines.
Am Samstagmorgen war der Himmel wieder blau und wir freuten uns auf einen Tag mit viel viel Klettern. Da an diesem Tag der Giro d’Italia durch die Gegend fuhr, waren zum Teil mehrere Strassen über Stunden gesperrt. So entschieden wir uns, in den Klettergarten Gruviera zu gehen. Der Himmel liess nichts Gutes ahnen, denn aus dem Blau wurde innert kurzer Zeit, mehr und mehr ein Grau. Und so kam es wie es kommen musste …. Regen setzte ein. Connie und Regula waren auf einer Route mit 3 Seillängen unterwegs, als sie beim 2ten Stand vom Regen „eingeholt“ wurden. Wir anderen suchten in der Nähe vom Felsen, nach einem trockenen Plätzchen. Als der Regen längere Zeit nicht aufhören wollte, entschied sich eine Gruppe nach Aosta zu fahren, um …. ja um was wohl …. natürlich um shoppen zu gehen.
Die andere Gruppe entschied sich für einen Apéro und hoffte auf besseres Wetter. Und siehe da, der Regen hörte wirklich auf aber leider nur für kurze Zeit. Denn als wir bereit waren um zum Klettergarten zurück kehren, begann es wieder zu regnen 🙁 Deshalb entschieden wir uns, in unsere Unterkunft zurück zu kehren, Kleider zu wechseln und so schnell wie möglich, noch bevor die Strasse gesperrt wurde, nach Verres zu fahren um den Giro d‘Italia schauen zu gehen.
Damit wir auch wie richtige, italienische Velofans aussahen, kauften wir uns ein Giro d‘Italia Kit. Das dazugehörende „Maglia rosa“ und die Mütze, sowie die Armbänder (natürlich alles in Rosa :-), zogen wir sofort an und machten sehr viel Lärm mit den dazugehörenden rosa „Klatschen“. Da wir es von der Schweiz her gewöhnt sind, dass die Spitzengruppe angekündigt wird, machten wir uns nicht gross Sorgen und sassen gemütlich bei einem Capuccino ….. eben wir waren ja in Italien und nicht in der Schweiz. Und so brauste auf einmal, zwar mit viel Getöse jedoch ohne Ankündigung, die Spitzengruppe vorbei. Wir liefen schnell auf die Strasse aber die Gruppe war natürlich schon weg …. Auch wenn diese 12 Minuten Vorsprung hatten, blieben wir nun am Strassenrand stehen damit wir das Feld ja nicht verpassen würden. Wir waren in unseren Maglia rosa so gut „getarnt“, dass uns selbst unsere SAC-Kollegen, die zum Shoppen gefahren waren, nicht auf Anhieb erkannten 🙂 Nachdem der Besenwagen vorbei gefahren war, entschied sich eine Gruppe ins Sportgeschäft Alpstation nach Aosta zu fahren. Und siehe da … auf einmal waren wir wieder alle im gleichen Geschäft. Gerne würde ich wissen, was dieses Sportgeschäft an sich hat, das es uns so dermassen angezogen hat.
Da das Wetter mitlerweilen wieder etwas stabiler war, entschieden sich Maria und Regula noch eine Runde klettern zu gehen. Wir anderen, gingen zu einem Boulder Event und oh nein …. auch dort hatte es wieder ein „Salewa-Shop». Leider nahmen es unsere italienischen Freunde mit der Zeit nicht so genau und so sahen wir nur das Aufwärmen der Teilnehmer, denn wir mussten uns langsam auf die Socken machen, da Connie für uns in einem speziellen Restaurant das Nachtessen reserviert hatte. Um in dieses Restaurant reinzukommen, musste man anklopfen, denn die Türe war geschlossen. Als wir drinnen waren, wurde uns ein köstlicher Apéro serviert. Der Service in diesem Restaurant, wurde von Mönchen, die eine „Mönchskutte“ trugen, übernommen. Wir liessen uns einen 6-Gänger schmecken und liessen den Samstag mit einem Glas Roten ausklingen.
Am Sonntagmorgen wollte sich die Sonne dann nicht mehr recht zeigen. Das heisst, wir liessen uns nicht mehr ein auf das Spiel des Wetters……Sonne, Wolken, Regen. Vor allem, weil wir wussten, dass es im Wallis schön sein sollte. So fuhren wir nach dem Frühstück ab mit Treffpunkt Dorénaz bei Martinach im Klettergarten.
Nun durfte auch Mike wieder einmal klettern. Und Maria liess es sich nicht nehmen, mit ihm zu klettern. So teilten wir uns in verschiedene Gruppen auf. Es wurde schön warm in den Felsen und wir hatten plötzlich zu heiss, waren uns die Hitze nicht mehr gewohnt nach dem kühlen Aostatal. So konnten wir noch einmal Mehrseillängen klettern. Maria, Mike und Nadja schlugen sich mit einer rothaarigen Kletterdame rum, die Ratschläge erteilen wollte. Doch die Damen liessen diese rote Zora nicht an die Macht und verteidigten ihre Position mit Chi Gong Abwehrkräften. Dieser Aura war die Dame nicht gewachsen.
Der treue Fidelis wartete geduldig, bis seine Frau Diana ihre Kletterrouten mit Alex erfolgreich erstiegen hatte. Heimlich träumt er immer noch von den tollen Steinböcken im Aostatal. Und unsere Organisatorin Connie wurde im Fachwissen und in der Geduld noch einmal voll gefordert. Mehrseillängen und abseilen in Gruppen. Oh je, da kam doch manch einer ins Schwitzen. Abseilen in Gruppen, noch nie gemacht. Welches Seil zuerst, an welchem Seil wann, wo lösen? Was, ein Seil weg und um den Hals, dann am 2.Seil und das 1.Seil unten dann wieder einfädeln. Und all das nach 4 Tagen, wo man doch gemeint hat, dass man alles verstanden hat. Oh je, Connie help!
Nachdem alle einige Routen erklettert haben, trafen wir uns nochmals zum gemütlichen Ausklang mit Speis und Trank. Herzlichen Dank an Connie für die super Organisation. Du bist immer da gestanden und hast gesagt, ich bin da, damit Ihr alle glücklich seid. Es war nicht einfach uns in Schach zu halten. Einer wollte dies, der Andere das, um glücklich und zufrieden zu sein. Du hast das sehr gut gemacht. Die Kletterrouten kopiert, die Informationen zusammengetragen und Vorschläge erarbeitet, das Fachwissen weiter gegeben und gute Klettergebiete ausgelesen. Es hat viel Spass gemacht.
Und Michi und seine 2 Girls, sie klettern noch weiter im Aostatal … und wenn sie nicht gestorben sind, so klettern sie immer noch?!!!
Regula und Nadja