Es muss nicht immer ein Viertausender sein!«

Nachdem es letzten Sommer zu viel Schnee auf dem Grat hatte und vor zwei Jahren wie aus Kübeln goss, konnte ich diese wunderschöne Überschreitung auf den Grand Cornier nun endlich durchführen. Obwohl dieser Berg alles bietet, was das Bergsteigerherz begehrt, wird er eher selten begangen. Er ist eben kein Viertausender, aber nicht weit davon entfernt mit seinen 3961m.

Urs’ Partnerin Gisela war so nett und chauffierte Urs, Philipp und mich bis Ferpècle. So gewannen wir eine ganze Stunde gegenüber der geplanten ÖV-Runde und konnten bereits um 9 Uhr losmarschieren. Die ersten Höhenmeter bewältigten wir im Schatten, ab Bricola jedoch schien die Sonne erbarmungslos auf uns nieder. Gegen 13.30 Uhr erreichten wir, angeseilt und mit Steigeisen, das Biwak auf dem Col de la Dent Blanche.

Wir genossen die Einsamkeit sowie die wunderbare Aussicht auf die Dent Blanche mit dem Vieresels- und dem Ferpèclegrat sowie andere bekannte Gipfel. Nachdem am späteren Nachmittag vier Franzosen vom Berg zurückgekehrt und runter ins Tal abgestiegen waren, hatten wir das Biwak, welches 15 Personen Platz bietet, für uns alleine. Am Vortag seien sie zu neunt gewesen, teilte uns die Gruppe nebenbei noch mit.

Wir kochten viel Tee und unser Abendessen und legten uns zeitig zur Ruhe, nicht ohne vorgängig den Sonnenuntergang beobachtet zu haben.

Ob wohl das Wetter morgen hält? Im Norden waren Gewitter angesagt, im Süden sollte es besser sein.

Um vier klingelten die Wecker von Philipp und Diana. Urs munkelte, dass wir uns nicht zu beeilen bräuchten, es sei ja noch „stockfieschter“. Um fünf waren wir dennoch bereit und wollten raus. Noch im Dunkeln tappten wir auf den ersten Aufschwung, welcher leicht zu erklimmen war. Die Steigeisen werden wir erst auf dem Abstieg brauchen und so kletterten wir leichtfüssig über den SW-Grat immer höher über Gendarmen, Felsaufschwünge, kurze Abstiege, ausgesetzte Gratpartien usw, bis wir nach etwa vier Stunden den Gipfel des Grand Cornier erreichten.

Die Kletterei wurde aufgrund des Wetters schwieriger, da sich die ersten Sonnenstrahlen bald in Schneeflocken umgewandelt hatten und der Fels zeitweise recht schmierig geworden war.

Der Abstieg auf dem NW-Grat erfolgte im ersten Teil ähnlich wie der Aufstieg. Beim Übergang auf den Schnee, bzw. das Eis, mussten wir sogar unsere Eisschrauben einsetzen. Die Wärme der letzten Tage hatten dem 40 Grad steilen Hang zugesetzt und ihn in Hartschnee und Eis umgeformt. Die Sonne schien bereits wieder und heizte kräftig. Danach ging es über den Moirygletscher Richtung Cabane de Moiry und runter zum Stausee. Insgesamt dauerte der Abstieg länger als der Aufstieg.

Nachdem wir endlich unseren Chauffeur Fidelis gefunden hatten – er hatte uns im wahrsten Sinne des Wortes wörtlich genommen und wartete zuvorderst bei der Staumauer statt zuhinterst – konnten wir in Grimentz über die wunderschöne und erfolgreiche Tour anstossen.

Fazit: Es muss nicht immer ein Viertausender sein!

Uns hat die Tour sehr gefallen. Ich danke Urs für die Tipps der Tour, welche er 1993 bereits einmal durchgeführt hatte und Philipp fürs Tragen des Seils und Mitbringen des Kochers und natürlich Beiden für die gute Gesellschaft und das gemeinsame tolle Erlebnis.

Diana

Tourenleiter Urs Lauber und Diana Zurbriggen
Bericht Philipp Schnyder
Fotos Philipp Schnyder und Diana Zurbriggen
Teilnehmer Philipp Schnyder, Urs Lauber, Diana Zurbriggen
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