Wenn man auf ein Ziel zugeht, ist es äußerst wichtig, auf den Weg zu achten. Denn der Weg lehrt uns am besten, ans Ziel zu gelangen, und er bereichert uns, während wir ihn zurücklegen.
In der Illusion der Zeit schrieben wir einen Dienstag, als wir uns von Saas-Grund auf den Weg Richtung Weissmieshütte machten, um uns ein Materialdepot einzurichten.
Nach kurzer Rast inklusive Erfrischungsgetränk in der Hütte wanderten wir an den Fuss des Jegihorns. Wir freuten uns auf einige wunderschöne Seillängen, natürlich wiederum inmitten schönstem-rötlich gefärbten Gestein, hinaufzuklettern. Nach Absprache in der Gruppe entschieden wir uns für den Aufstieg über die Route „Alpendurst“.
Die Kletterei war sehr schön und angenehm, sowie eine gute Vorbereitung auf die folgende Bergtour. Wir bildeten eine Dreier- und eine Zweierseilschaft.
Nach den ca. 12 Seillängen erreichten wir den Gipfel des Jegihorns in strahlendem Sonnenschein und klar blauem Himmel. Auf dem Gipfel servierte German den für ihn anscheinend obligaten Gipfelwein. Vielen Dank. Wir genossen den kleinen Imbiss und stärkten uns für den Abstieg zurück zur Hütte.
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Auf der Hütte angekommen, warteten unsere Bergfreunde auf uns, welche uns herzlich in Empfang nahmen. Wir liessen den restlichen wunderschönen Nachmittag gemütlich ausklingen und genossen einfach mal, nur Mensch zu sein.
Am Abend stärkten wir uns in einer geselligen und lustigen Runde mit einem schmackhaften Nachtessen. Die Hütte war sehr gut belegt und so liess es sich Mario nicht nehmen, kurz in der Küche auszuhelfen, welche ziemlich etwas zu tun hatte. Danke Mario, super!
Das Nachtessen am verdauen, machten wir uns bereit für den nächsten morgen. Das Material wurde bereit gelegt, bevor noch einige Stunden Schlaf genossen werden durften bis wir die Tour in Angriff nehmen konnten. Der Termin für das Frühstück wurde auf 3 Uhr festgelegt.
Kurz vor 3 Uhr standen wir auf und freuten uns auf das Frühstück und den baldigen Start hinauf zum Fletschhorn. Der Wetterbericht war positiv und wir machten uns auf den Weg.
Einige Wolken hingen am Himmel, welche sich beim Aufstieg nach und nach ein wenig verdichteten. Wir stiegen dennoch guten Mutes in 3 Seilschaften weiter hinauf zu den Gipfeln vom Fletsch- und Lagginhorn. Der letzte Anstieg über die Flanke hinauf auf das Fletschhorn war sehr mystisch. Die Wolken und der Nebel schienen sich in einzeln durchdringenden Sonnenstrahlen aufzulösen.
In diesem Naturspektakel zeigte sich uns die grossartige Landschaft rund um uns in ihrer ganzen Schönheit, aber in kurzen Sequenzen, damit wir es doch immer wieder zu schätzen wussten. Wir stiegen weiter zum Fletschhorn hinauf, auf dem wir eine kurze Pause machten, um uns zu verpflegen.
Natürlich hielten wir diesen schönen Moment mit einigen Fotos fest, dennoch liessen wir diesen Moment wieder los, um weitere schöne Augenblicke zu erleben. Denn das Leben besteht doch in der Abfolge von Momenten.
Wir liefen nun weiter in Momenten Richtung Lagginhorn, an dessen Nord-Ost-Grad wir den Aufstieg auf das Lagginhorn in Angriff nahmen. Abwechslungsreich war die Tour in der wir nun klettern durften und das ist etwas vom schönsten und geilsten was es gibt. Alle Teilnehmer genossen sichtlich die Kraxelei an den Felsen. Denn ist nicht jeder Stein, dem du begegnest, einzigartig?!
Näher und näher rückte das Lagginhorn, doch der Weg bis zum Gipfel eines Berges ist immer länger, als man denkt. Machen wir uns nichts vor, irgendwann rückt das vermeintlich Nahe wieder in die Ferne. Bald darauf erreichten wir dennoch das Lagginhorn. Es herrschte einiges an Betrieb, demnach entschieden wir uns, bald wieder auf der Normalroute hinabzusteigen. Der Abstieg verlief wunderbar und wir trafen in der Weissmieshütte ein, um das Restmaterial aufzuladen. Der Spaziergang auf die Gondel im Kreuzboden rundete die wunderschöne, unfallfreie, erfolgreiche Hochtour auf das Fletsch- und Lagginhorn ab.
Bedanken möchte ich mich im Namen von allen Teilnehmern bei Diana und Urs, welche die Tour sicher und mit der nötigen Erfahrung führten. Es waren wie erwähnt Abfolgen von unglaublich schönen Momenten. Vielen, vielen Dank.
Philipp
Wie glücklich und anspruchslos ein Mensch sein kann! Da streiten sich Menschen um ganze Länder herum und wollen andere wieder ganze Weltmeere besitzen – und in einer Wand ist ein Mensch schon zufrieden und glücklich, wenn er seinen Körper an einem weltenunbedeutenden Felsvorsprung hochschieben kann, wenn er den Felsen spürt und wenn er mit seinen Augen ins unendliche Blau schauen kann.
Toni Hiebeler