The Rolling Stones – viel besser als ihr Ruf
Blauberg – Rotondo | ||
Schwierigkeit | T3 – T5 | |
Zeitbedarf | 6 h / 12.2 km | |
Aufstieg | 1050 hm | |
Abstieg | 900 hm | |
Strecke | Furkapass – Blauberg – Deierlen Älpetli – Rotälligrat – Rotondohütte, |
Gross Leckihorn – Gerental | ||
Schwierigkeit | T4 | |
Zeitbedarf | 9 h / 19.3 km | |
Aufstieg | 650 hm | |
Abstieg | 1800 hm | |
Strecke | Rotondohütte – Gross Leckihorn – Leckipass – Stellibodenhorn – Muttenpass – Gerental – Oberwald |
Samstag
Ein Tag wie jeder andere? Nicht doch, denn heute sind wir mit „the lonely Wolf“ unterwegs zum Blauberg. Unser geschulter Anführer – mit sage und schreibe 29 Jahre SAC-Erfahrung – führt uns zielsicher vom Startpunkt auf dem Furkapass hinauf. Oben angekommen ein erster Hauch von Glückseligkeit; was für eine Rundsicht, was für ein Tag.
Gestärkt geht es weiter über den Griegufergrat, wo wir uns den ersten T4-Herausforderungen stellen müssen. Man könnte den ersten Gratblock locker links umgehen aber solche Gedanken werden rasch verdrängt, denn der Domi ist bereits am Klettern. Weder Angela, Verena, Mario noch René zweifeln nun daran, dass wir darauffolgend den ganzen Grat überklettern werden. Bei den schuttigen Flanken
aber wohl auch wirklich die beste Wahl und das Team folgt freudig dem Auf und Ab bis zur Abzweigung in Richtung Deierlen Älpetli.
Jetzt geht’s schon bald richtig zur Sache. Ein steiler Grasabschnitt – wohl eher im T5-Bereich – bringt René ins Zweifeln. Obwohl alles furztrocken (je m‘excuse) denkt sich René, dass sich dieser Abschnitt auch locker umgehen lässt, und macht sich auf einen doch etwas längeren Umweg. Das restliche Team derweil ist beim steilen Abstieg konzentriert beschäftigt und freut sich bereits auf die Stärkungspause. Nach gefühlten 30 Minuten gesellt sich René zur Pause und stellt fest, dass die Pause gerade bei seiner Ankunft als beendet wahrgenommen wird. Nun gut, es geht also weiter …
Es folgen Bachquerungen, Rasenhänge, Geröll, ein Insektenstich und steile Auf- und Abstiege über die blau-weisse Route zur Rotondohütte, welche wir um ca. 16 Uhr erreichen. Domi-Wolf war allerdings schon ein paar Minuten früher vor Ort, vermutlich zwecks pflichtbewusster Vorsondierung der Gegebenheiten und schliesslich will man ja nicht allzu lange auf’s Bier warten. Wir jedenfalls sind dankbar und frönen noch lange auf der Terrasse dem Sonnenuntergang entgegen. Erstaunlich ruhig geht es in der Nacht zu und her und ich rechne in meinen Träumen nochmals all die tollen Steinblöcke zusammen, die ich an diesem Tag angetroffen habe. Es waren 23‘534‘721‘981 + 3 in Angela’s Rucksack = 23‘534‘721‘984 + 1 in Verena’s = … aber lassen wir das. In der Tat wir sind steinreich, wir Bergler.
Sonntag
Um 6 Uhr wird aufgestanden und um 7 sind wir alle start-bereit. Also eigentlich eine Minute früher, aber die offizielle Auftaktrede und die ausführliche Routenerläuterung verschlingen halt auch Zeit. Dann aber geht’s gleich ohne Pause bis zum Leckihorn, wo sich Mario und Domi ohne Zögern in den T6-Bereich wagen. Gelungen und sehenswert für die weiteren Mitstreitenden vom etwa 5 Meter tieferliegenden Gipfelkreuz. Zurück am Leckipass lassen es sich Angela, Mario und René nicht nehmen, die 100 HM zum blockigen Stellibodenhorn auch noch zu erobern. Derweil durchsuchen Verena und Dominic die legendäre Alaskabar auf dem Leckipass. Ob sie dort Gold gefunden haben, werden wir wohl nie erfahren, aber die nachfolgende hohe Schrittfrequenz deutet eher darauf hin, dass die Rucksäckel leichter geworden sind (reine Spekulation!).
Die kurze Gletscher-Traverse vom Leckipass zum Muttenpass gestaltet sich dank schattigem Hang etwas eisiger aber das ganze Team verfügt über eine grandiose Trittsicherheit. Insbesondere René mit Grödel an den Füssen freut sich sehr, ätsch. Danach geht es über steilere Blockfelder und teilweise über angenehme Restschneefelder hinunter ins obere Gerental. Verlassen ist die Gegend, und trotzdem werden wir beobachtet. Von einem Felskopf etwa 300 HM über uns sehen wir mehrere Köpfe auf uns runterschauen. Nein, das sind keine neugierigen Wölfe, da sind wir uns alle einig. Das sind eindeutig Ziegen, oder sonst was Vierbeiniges. Wir sind cool – ohne Frage – aber gibt es denn nicht noch Interessanteres in dieser Gegend?
Wie dem auch sein, unbeirrt gehen wir unseres vorbestimmten Weges in Richtung Gross Stafel im unteren Gerental, wo wir auf den Wanderweg treffen werden. Unterwegs verfallen wir dem Flow unseres Schrittes und unser aufmerksamer Guide sieht etwas, was dieser Tage nur wenige sehen. Er findet den monatelang gesuchten Wolf im Wallis, weit über uns im Hang soll sich das Objekt der Begierde bewegen. Ob es Zweifel an der Aussage gibt oder ob es Mitleid mit dem einsamen Wolf ist, das Team sucht sofort fieberhaft den Blick auf den Wolf und so kommt’s wie es kommen muss: ein zweiter Wolf wird gefunden. Trotz eiserner Festigkeit unseres Anführers kommen schliesslich doch etwas Zweifel auf, ein, gar zwei Wölfe hier im schaflosen Tal? Sind wir nun alle bereits den ersten Erschöpfungshalluzinationen erlegen oder haben wir uns manipulieren lassen? Alles bleibt unklar, und René fragt sich, ob er die Linse verloren hat, denn er hat als Einziger ausser noch mehr Steinen rein gar nichts gesehen. Hier im Gerental, da kann man weder Augen noch Ohren trauen.
Nachdem Domi seine linke Schuhsohle in den Sand gesetzt hat, geht es unvermindert in vollem Tempo weiter. Erschöpfung, baahh, na sicher nicht, das käme dem Wolf ja noch recht. Geradlinig geht es in Einerkolonne weiter dem Domi nach, dessen Hose sich am Hinterteil geschlitzt hat und sich aufzulösen beginnt (detaillierte Fotos sind beim Autor erhältlich). Wir hoffen das Beste und warten auf die nächste Pause. Diese folgt als wir auf den Wanderweg treffen, wo wir gierig durstig die halbe Wasserquelle leeren. Zu unserer Überraschung stossen wir auf zwei auswärtige Wanderer, denen Domi nach dem obligaten Willkommensgruss gleich den Wolf aufbindet. Ein Anflug von Angst wird sichtbar und Domi fühlt sich verpflichtet, zu erwähnen, dass es hier im Gerental keine Schafe hat. Eine sehr hilfreiche Information und alsbald ist die Kommunikation beendet und alle ziehen ihres Weges.
Kontinuierlich geht es weiter, die Nachtmittagssonne verschont uns ab und zu unter einer Wolke und im kühleren Wald, und 7 km später sitzen wir im Bahnhof-Buffet Oberwald. Nun wird noch die Bierquelle geleert und die Heimreise beginnt.
Mit Dank an den professionellen Leiter, das Wetter, all die Steinb(l)öcke, den Wölfen und dem Rotondoteam.
Tourenleiterin | Dominic Anthamatten |
Bericht | René Klay |
Fotos / Video | Dominic, René |
Teilnehmer | Angela, Claudio, Dominic, René, Verena |