Immigranten und Walser
Wir Walser sind seit bald einmal Tausend Jahren europäisch. Personenfreizügigkeit, freie Warenverkehr, freier Austausch von Dienstleistungen haben die Walser seit je her praktiziert. Das ist keine Errungenschaft des 20. Jahrhundert. Nur brauchten unsere Ahnen dafür keine Bürokratie, keine Technokraten, keine tonnenschweren Sammlungen von Gesetzen und Vorschriften etc. Alles ging glatt über die Bühne, ohne Referenden, ohne Krisensitzungen, ohne Panik, ohne beleidigte Funktionäre.
Der Handel über den Monte-Moro und viele andere Alpenpässe florierte, die Menschen liessen sich mal hier nieder mal dort. Sie haben sich integriert, ohne grosses Aufsehen. Sie waren willkommen, weil sie fleissig waren, weil sie die Erde urbar machten.
Die damaligen Immigranten d.h. die Walser haben die Verantwortung für ihr Schicksal selbst in die Hand genommen. Sie haben für sich selber gesorgt, sind niemand zur Last gefallen, haben ihre Kultur bewahrt, haben aber akzeptiert, dass es andere Menschen gab, Menschen mit anderen Sitten und Gebräuchen. Nirgends in der Geschichte liest man, dass sich die Walser und die Menschen in ihren Zielländern in die Haare geraten sind.
Die Walser und ihre Geschichte ein Modell für unsere heutige Zeit?
Auf jeden Fall hege ich eine tiefe Bewunderung für diese Menschen. Obwohl die Umstände extrem schwierig, ja zum Verzweifeln waren, haben sie ihr Schicksal gemeistert und sich fern der Heimat eine neue Existenz aufgebaut. Dabei haben sie ihre Wurzeln, ihre Identität nie aus den Augen verloren. Diesen Geist kann man noch heute noch spüren, in Macugnaga, im Pomatt, in Alagna und all den anderen Walsergebieten. Wahrscheinlich ist es diese Mentalität, die mich so fasziniert.
Auch die Fiera San Bernardo ist allemal Grund genug, nach Macugnaga zu fahren. An diesem Fest gedenken wir des heiligen Bernhard, dem Schutzpatron der Bergsteiger. Unsere Sektion ist seit nun mehr 27 Jahren ohne gravierenden Unfall unterwegs. Ein Dank ist da sicher nicht fehl am Platz.
So begaben wir uns bereits am Samstag auf den Weg Richtung Süden, genossen das bunte Markttreiben auf dem Dorfplatz, das Italienische Ambiente und freuten uns alte Bekannte zu treffen. Mit über dreissig Teilnehmer stellten wir Saaser eine beindruckende Delegation. Wir konnten mit unserer Präsenz einen wertvollen Beitrag zu diesem traditionellen Fest leisten.
Bischof Renato, Pfarrer Don Maurizio, Pfarrer Amadée Brigger zelebrierten einen eindrücklichen Gottesdienst. Die Sprache konnten wir nicht in allen Teilen verstehen. Das freundschaftliche und fröhliche Klima und die Freude waren jedoch bei allen deutlich spürbar. Nach der Prozession zur alten Kirche, beim berühmten Lindenbaum, konnten wir die Walserfreunde zu einem kleinen Apéro einladen. Unsere Italienischen Freunde dankten uns mit Ihrer ehrlichen Freude und ihrer Freundschaft.
Auch wir hatten unseren Spass, haben viel gelacht, alte Freundschaften gepflegt und Erinnerung aufgefrischt. Bergsteigen ist ja nicht nur was für die Oberschenkel und den Pizeps, Bergsteigen hat auch was mit dem Kopf und dem Gemüt zu tun. Auch deshalb erfreut sich dieser Anlass grosser Beliebtheit.
Ich möchte es nicht unterlassen allen Teilnehmern zu danken, für ihre Präsenz, für die gute Laune und für die Kameradschaft an diesem Juli-Wochenende.
Organisation | André Zurbriggen |
Geistige Führung | Pfarrer Amadé Brigger |
Bericht | André Zurbriggen |
Fotos / Video | Erna Sarbach , André Zurbriggen und Eddy Steiner |
Teilnehmer | ca. 30 unentwegte bodenständige Saasini |