„Tomorrow’s forecast … much cooler than today.“
Sonntag 28.02.2016
Eigentlich ist der Start der Tourenwoche auf Samstag 27.02.2016 geplant. Infolge starker Schneefälle im Mercantour wird der Start auf Montag 29.02.2016 verlegt.
Sonntagmorgen: Freudiges Erwachen im Saastal. Es schneit heftig vom Himmel. Um 11h soll die Strasse Saas-Almagell – Saas-Grund und vielleicht auch die Saastal-Strasse gesperrt werden. Gabi organisiert eine fluchtartige Abfahrt um 11h. Wenn die Saastal-Strasse gesperrt werden sollte, wäre auch ein Start am Montagmorgen nicht möglich.
Die Saaser Gabi, Diana, Dalia und Osci treffen sich im Restaurant Staldbach. Die Erwartungen sind sehr unterschiedlich. Die Frauen wollen einen 14-Gänger, die Männer wollen Skifahren gehen.
Für einmal können sich die Männer durchsetzen. Gabi scheint das Gebiet Rothwald abseits der Piste bestens zu kennen. Wir verbringen einen tollen Nachmittag beim Freeriden. Wir haben vergessen, einen Schnorchel mitzunehmen. Damit würden wir weniger Schnee schlucken. Die restlichen Tour-Teilnehmer bieten uns grosszügig Unterkunft an. Wir entscheiden uns für eine Übernachtung auf der Wasenalp, um das Tourenprogramm besprechen zu können. Mit Aperol im Whirlpool und einem guten Nachtessen stimmen wir uns auf Frankreich und Italien ein.
Montag 29.02.2016
Die Gruppe trifft sich in Iselle. Osci denkt: wenn die Frauen so fit wie schön sind, dann kann es ja happig werden. Wir fahren nach Borgo San Dalmazzo. Dort angekommen gehen wir so richtig gut italienisch essen. Dann geht es ab zum Bahnhof. Auf den Strassen der Stadt wünscht man sich Gummistiefel. So pflotschig und nass ist der Neuschnee. Wir fahren mit Sack und Pack mit dem Zug nach Nizza. Unterwegs durchqueren wir den Tunnel unter dem Col de Tende (Colle di Tenda). Erstaunt stellen wir fest, auf der italienischen Seite liegt sehr viel Schnee, auf der französischen Seite ist es fast aper. In Breil sur Roya müssen wir umsteigen. Bis der Anschlusszug kommt, geniessen wir einen französischen Apéro. In Nizza steigen wir aus. Mit unseren Tourenausrüstungen, Tourenschuhen, Skis und Rucksäcken passen wir bestens ins Stadtbild. Demnächst auf YouTube zu sehen: „SAC-Saas, mit den Touren-Skis zum Wasser-Skifahren nach Nizza“. Ein Kleinbus bringt uns nach Boréon, ein kleiner Ort auf 1400 m. Dort beziehen wir unsere Unterkunft, das Refuge Boréon, eine komfortable Hütte, die wir allein benutzen können. Wir verbringen einen gemütlichen Abend.
Dienstag 1. März 2013
In der Gegend ist viel Schnee gefallen. Wir können nicht unser geplantes Programm starten.
Gabi hat für uns eine andere Tour geplant. Auf der Reise hierher hat er unzählige befreundete Bergführer angerufen und Webseiten und Lawinenbulletins studiert. Die Planung nimmt mehr Zeit als die Touren in Anspruch 😉 Wir steigen auf den Cime Guilié, 2999 m. Der technisch versierten Bergsteiger Matteo informiert uns am Abend, dass wir 1424 Höhenmeter aufgestiegen und 23.3 km gegangen sind. Und wir erleben eine tolle Abfahrt im knietiefen pulvrigen Neuschnee, auch heute ohne Schnorchel. Auf dem letzten Teil zurück zum Refuge geht es durch den Wald. Wir üben Kippstangen-Fahren. Aber oh weh: Da hat jemand beim Ausstecken einen Ast stehen lassen. Diana kann das nicht wissen und ihr Edelkopf macht Bekanntschaft mit französischem Edelholz. Der Kopf wird in Mitleidenschaft gezogen. Die ganze Truppe hilft tatkräftig. So viele Sanitäts-Experten habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Mit einem neuen Kopfschmuck von Diana geht’s zurück. In der Nähe des Refuges verpflegen wir uns zu Mittag, derweil Diana den Arzt aufsucht. Nach kurzer Zeit kehrt Diana wohlauf zurück, worüber wir uns freuen. Wir erfahren, dass in den französischen Alpen komische Bilder und Motive auf dem Boden von Arztpraxen entdeckt werden können. Zurück im Refuge beginnt ein komisches Treiben. Einige knackige Frauen fangen mit Dehnungsübungen an. Es knackt vorne und es knackt hinten; alle im knackigen Alter. Bei so vielen, von den Physios gezeigten Übungen, müsste der Tag 48 Stunden haben, um durchzukommen. Aber auch die Männer zeigen Dehnungsübungen, die die Frauen noch nicht kennen. Vielleicht werden sie nur anders ausgeführt. Claudio zeigt, wie gut auch Männer Dehnungsübungen beherrschen. Zum Glück hält die Mauer, an der er sich abstützt. Osci zeigt die 5-Tibeter und erkundigt sich, ob es denn keine Multitasking-Übung für alle Körperteile gäbe.
.
Mittwoch 2. März 2016
Es geht auf den Cime de Juisse. Unterwegs geht es am Cime du pisset vorbei. Der Cime erfährt keine Wertschätzung. Die stürmische Truppe denkt bei „pisset“ nicht ans brunzen und läuft vorbei. Bei strahlender Sonne erreichen wir den Gipfel. Wie bringt man Frauenaugen zum Strahlen? Entweder ist man jung und schön wie Janik oder man ist ein bisschen älter, immer noch sch… 😉 und trägt eine Tüte Haribo Tropifrutti auf den Gipfel. Haribo macht Kinder froh und die Frauen ebenso. Eine schöne Lady verzichtet ungewollt, es ist Fastenzeit. Wir sind beim Thema Fastenzeit. Jemand sagt, früher hiess es in der Fastenzeit: sollst du keine Frau auf den Gipfel nehmen. Osci korrigiert die Grammatik: „auf dem Gipfel“. Dann geht es auf einer wieder schönen Fahrt ein Stück runter. Die Truppe trennt sich. Die Genuss-Tourer zieht es zurück ins Refuge. Die Fitten gehen nochmals 800 Hm hoch. Nach einem mundenden Mittagessen finden sich alle wieder im Refuge ein. Dann beginnt langsam wieder das emsige Dehnen oder Üben des Dehnens. Simone zeigt Claudio eine Übung. Wir raten: Ist es der sterbende Schwan? Es kommt Nikolaus-Stimmung auf, überall sind Stiefel aufgehängt. Connie hat von Sprüngli aus Zürich „Pralinen Grand Cru“ mitgebracht. Hhmm…. Inzwischen hat sich der Magen genug gedehnt und hungrig geht’s an Nachtessen.
Donnerstag 3. März 2016
Hurra, die Wetter– und Schnee-Konditionen lassen es zu. Wir können mit dem „Trans“ anfangen. Das heutige Ziel ist das Rifugio Valasco, zurück nach Italien. Wir steigen zweimal auf. Für Connie ist der erste Aufstieg zu flach, sie ist anderes gewohnt. Eine kurze Abfahrt und dann der zweite Aufstieg hinauf. Für das letzte Stück müssen dann die Skier abgenommen und zu Fuss hochgestiegen werden. Die Truppe schafft das leicht. Ohne grosse Pulserhöhung erreichen wir die Höhe und freuen uns über die grosse Panoramasicht. Oben bläst ein frostiger Wind, der uns bis zur letzten Abfahrt begleitet. Wir überqueren den Lac Nègre. In einer wiederum schönen Tiefschneeabfahrt geht’s hinunter. Wir überqueren eine kleine Brücke. „Fischen verboten“ steht da geschrieben. Diana kann darüber Auskunft geben, ob das Verbot auf fürs Fischen von Handschuhen gilt. Wir erreichen das tiefverschneite Rifugio Valasco. Nur der Eingang ist freigeschaufelt. Leicht schaffen wir den Einstieg in die Hütte ohne Steigeisen. Dann geniessen wir italienische Pasta in der strahlenden Sonne. Leider muss Osci heute die Truppe verlassen. Aufgaben in hochalpiner Grösse erwarten ihn zuhause. Es fällt ihm nicht leicht von dieser tollen Truppe wegzugehen. Mit wunderschönen Liedern wird er verabschiedet. Dalia spielt auf der Gitarre fast so virtuos wie sie Tiefschnee-Abfahrten meistert. Mit einem Begleiter (er frägt Gabi, ob Osci Skifahren kann ;-)) fährt Osci über mehr als ein Duzend abgegangene Lawinen das Tal hinunter nach Borgo San Dalmazzo. Er kommt auch an der Therme di Valdiere vorbei, die im Winter geschlossen ist. Mit verbundenen Augen würde man dank des Geruchs die Therme erkennen. Die Verbleibenden geniessen die Nacht im ehemaligen Jagdschloss Valasco. Leider fehlt Osci. (Der Satz stammt nicht von Osci! ;-)) Kalter Esssaal, jedoch feines Essen: Apéro kalte Platte, dann gesottene Eier mit Sardellensauce und Antipasti, Polenta mit Wurst oder Fleisch oder Saucen, Kuchen, italienischer Kaffee und Genepi in Zuckerwürfeln. Dalia und Janik unterhalten uns am Abend mit Gitarre und Gesang am warmen Ofen. Übernachtet wird in einem Raum. Niemand geschnarcht. In dieser Ruhe können alle gut schlafen.
Freitag 4. März
Morgens steigen wir auf die Cime de Malinverne auf. Für Cracks wie Diana, Simone und Matteo endlich richtiges Bergsteigen: Ein Couloir wird mit aufgebundenen Skiern durchstiegen. Dann wird nochmals angefellt, um dann ein wenig höher ein Ski Depot zu erstellen und in drei Seilschaften auf den Gipfel zu gelangen. Mit einer herrlichen Sicht bis Korsika und nach Norden in die Alpen, mit Matterhorn, Monte Rosa etc. werden wir belohnt. Daniel, der in den letzten Tag wegen Grippen ähnlichen Beschwerden arg unten durch musste, ist wieder gesund und fit. Hat der Genepi gewirkt??? Wie stark muss Daniel ohne Grippe sein. Auf den Skiern fahren wir wieder bis zum Couloir. Dort hat der unermüdliche Janik ein Fixseil installiert und alle können einzeln daran runterrutschen. Matteo erstellt ein kleines Podest und zeigt uns, wie man am schnellsten die Skis abzieht. Dank Gabis Aufmerksamkeit geht der Ski nicht verloren. Wir queren über zum Pass Baisse du Druos. In einer kurzen Abfahrt können wir uns erholen. Es geht nochmals in einen kurzen Aufstieg von ca. 300 Hm. Janik und Connie steigen nicht mehr auf. Was haben die wohl vor? Carmen lässt verlauten, dass sie noch nie so was wie einen Couloir-Aufstieg und eine Bergbesteigung gemacht hat. Es zeigt sich, dass sie eine Super-Bergziege und sehr lernfähig ist. Wie ein Profi erledigt sie die Aufgabe. Niemand hätte das bemerkt, dass es das erste Mal ist. Sie muss nicht einmal die Hilfe des spur- und trittsicheren Gatten Claudio in Anspruch nehmen. Oben wartet sie auf ihn. Wieder geht es abwärts, diesmal zur Skistation Isola 2000. Dort wird das Hotel bezogen. Isola 2000 ist eine typisch französische Skistation mit Chalets und riesigen Häusern der 70er Jahre, nichts Schönes, jedenfalls für Diana. Das Hotel gefällt ihr. Wir geniessen das Abendessen mit Salat und Tartiflette sowie Dessert.
Samstag 5. März 2016
Es ist eigentlich unser geplanter Abreisetag mit Rückreise nach Hause. Doch grosse Schneefälle und Windverfrachtungen in der Nacht verhindern das. Die Strasse nach Nizza und die Pisten sind gesperrt. Gabi muss sich Plan B zurechtlegen. Patrouilleure lassen niemanden auf der Piste hochlaufen, wegen Sprengungen und Lawinenstufe 5. Die Strasse geht nachmittags auf, doch uns nützt das nichts. Der Weg ist zu weit und ab Nizza wäre es zu weit für eine Heimfahrt. Vielleicht besteht auch keine Zugverbindung nach Borgo San Dalmazzo mehr. Um 11 Uhr müssen wir die Zimmer im Hotel räumen und Gabi ist erneut gefordert. Er findet zwei Wohnungen, welche wir nachmittags beziehen können. Die Gruppe verbringt den Nachmittag in den Shops und Bars dieser Riesenkomplexe. Man benötigt fast einen Stadtplan dafür. Zwischendurch wird die Sonne genossen und die Truppe entdeckt einen „Töggelikasten“. Zur Entspannung wird verbissen getöggelt. Die Männer sind froh, den Frauen nicht die Abseitsregel erklären zu müssen. Abends wird im Restaurant Avalanche (hoffentlich ist das kein schlechtes Omen) gegessen. Die Bergführer erhalten ein T-Shirt geschenkt mit dem Logo „Tomorrow’s forecast … much cooler than today.“ Die Frauen haben dies beim Shoppen besorgt. Passt zur Situation. In der Bar Crocodile genehmigen wir uns den Abschlussdrink.
Sonntag 6. März 2016
Um 5 Uhr wird in der Wohnung der Männer gefrühstückt. Danach geht’s auf leisen Sohlen durch das grosse Gebäude raus, um vor den Pistenfahrern wegzukommen. Tourengänger sind hier nicht sehr beliebt. Nach 50 Minuten erreichen wir den Col de la Lombarde. Felle runter und ab geht’s durch das Vallone di Sant’Anna raus nach Pratolungo bei Vinadio. Eine kurze Abfahrt im Pulverschnee, danach kilometerlanges „Stöckeln“. Die PDG-Aspiranten Diana, Daniel und Matteo können schon mal üben. Es artet zum richtigen Wettbewerb aus, denn alle wollen spuren 😉 Gabi und Janik spuren den Grossteil (Dankeschön!). Alle helfen zwischendurch mit. Die Strecke vom Colle Lombardo bis zur Auto-Strasse ist 20 km lang. Bei einem Stockeinsatz nach jedem Meter kann sich jeder ausrechnen, wie viele Stockeinsätze geleistet werden. Alissa und Diana haben wohl besser als die anderen in die Wachskiste gegriffen oder sind die besseren Gleiterinnen? Um ca. 9:15h erreichen wir die Hauptstrasse. Um halb 10 holt uns das Taxi ab und bringt uns nach Borgo San Dalmazzo. Umladen, Kleider wechseln, Autos vom Schnee befreien und ab in Richtung Saas. In Varzo geniessen wir nochmals italienische Küche im Route 33. Danach fahren wir über den Simplon nach Hause.
Zum Schluss ein ganz spezieller Dank an Gabi und auch an Janik für die gute Organisation, die super Linienwahl, ihre gute Führung und die Beobachtung der Schnee- und Lawinensituation. Perfekt! Ihr müsst mit dem Schlimmsten rechnen: Wir kommen wieder!!!
Und ich stelle fest: die Frauen sind fit wie schön. Ein grosser Dank geht an die ganze Truppe: Ihr ward fantastisch, es hat einfach Spass gemacht. Wie oft hätten wir nach einer Abfahrt das Lied anstimmen können: „Deine Spuren im Schnee…“
Bergführer | Gabriel Voide, Bergführer |
Aspirant | Janik Jäger |
Bericht | Osci Supersaxo |
Fotos | zusammengestellt von Simone |
Teilnehmer | Gabriel Voide, ein Bergführer aus der Champions League, Janik Jäger ein talentierter Bergführer-Aspirant, die fitten und netten Girls Dalia Anthamatten, Carmen Furrer, Alissa Hug, Simone Knepper, Connie Trichter, Diana Zurbriggen und die charmanten Herren Matteo Kalbermatten, Claudio Furrer , Daniel Lutz und Oscar Superstar |