D’s Suschtuhoru und susch no es Horu
Das Sustenhorn (3‘503m) gehört zu den Urner Alpen und ist ein Grenzberg zwischen den Gemeinden Göschenen (UR) und Gadmen (BE). Zusammen mit dem westlichen Nachbarberg, dem Gwächtenhorn bildet die Südostflanke einen Kessel, in dem der Steingletscher liegt.
Diese beiden Gipfel standen auf unserem Menu, als wir uns am 29. März in aller Herrgottsfrühe ins Haslital aufmachten. Auch im Zeitalter modernster Kommunikationsmittel gelang uns das Kunststück, dass beide Autos an verschiedenen Orten aufeinander warteten. Um eine frühmorgendliche Gardinenpredigt des gestrengen Tourenleiters abzuwenden, übernahm Rosmarie die Rolle des Sündenbocks und versprach für alle Teilnehmer eine Runde. Damit war die Situation gerettet und es blieb das ganze Wochenende über bei diesem einzigen Missverständnis.
Die Fahrt via Lötschberg – Interlaken – Meiringen – Innertkirchen endete oberhalb von Gadmen auf Höhe der Alp Feldmos (1600m) vor einer Schneewand. Ab hier wird die Sustenpassstrasse erst später im Frühjahr geräumt. Diese Passstrasse hat übrigens eine sehr interessante Geschichte (siehe: http://www.top-of-uri.ch/_pages/Sustenpassstrasse.htm). Man vernimmt u.a., dass auch Frauen einst beim Bau der Strasse als Trägerinnen von Werkzeug und Material und als Botengängerinnen tüchtig Hand anlegten. Die Frauen aus unserer Tourengruppe wollten aber davon nichts wissen und so mussten denn die Männer ihre Rucksäcke selbst zum Hotel Steingletscher – und noch weiter – hochschleppen. Die Strecke führte entlang der Passstrasse, grossteils auf ihrem Trassee, manchmal auch in Tunnels und vielfach aussen herum bis zum Alpin Center Hotel Steingletscher auf 1865 m.ü.M. Das Hotel war bei unserer Ankunft noch verrammelt, so dass Kaffee und Tee nicht aus der Maschine, sondern aus den Thermosflaschen rann. Immerhin konnten wir die besonnten Terrassenstühle verwenden.
Vom Hotel aus ging es dann in ca. 3 ½ Stunden entlang dem Steisee, über das Chüöbärgli und östlich vom Bocksberg über den Steingletscher zur 2795m hoch gelegenen Tierberglihütte.
Den verhaltenen Vorschlag von Hugo, noch schnell auf den Vorderen Tierberg (3091m) zu steigen, schien niemand zu hören. Wir alle verzogen uns lieber in die Hütte zu einer kräftigenden Suppe mit Würstchen oder zu einem kurzen Spätmittagsschlaf. Spätestens um 18.30 Uhr trafen sich alle wieder zum gemeinsamen Nachtessen, welches uns das freundliche Hüttenpaar Heiri und Helen auftischten und welches allen hervorragend mundete. Abgerundet wurde das kulinarische Erlebnis mit einem schlichtweg atemberaubenden Sonnenuntergang. Als Tischnachbarn gesellten sich ein äusserst sympathisches junges Paar zu uns, sie Urnerin, er Schwede, und die beiden haben sich im Januar quasi im Paradies getroffen, nämlich … am Ice-Climbing-World-Cup in Saas-Fee.
Die Tierliberghütte gehört dem SAC Sektion Baselland. Sie steht auf einem Felssporn oberhalb des Steingletschers und bietet 70 Übernachtungsplätze in mehreren grosszügigen Zimmern. Die Hütte wurde eben erst wieder für die Skitourensaison geöffnet und leider ist es dem Hüttenpaar noch nicht gelungen, die Wasserzufuhr zu den Toiletten zu enteisen. Für die dringlichen Bedürfnisse musste man deshalb das Sch..haus unterhalb der Hütte aufsuchen. Aber selbst das hatte noch seine guten Seiten: der Berichterstatter konnte bereits bei der ersten Tour die sich mittels Reissverschluss öffnende Sch…klappe an seiner neuen Hose testen.
Am folgenden Morgen um Viertel vor acht nahmen wir nach einer – unerwartet kurzen – Abfahrt den Aufstieg zum Sustenhorn in Angriff. Über westliche Flanke gelangten wir zum 3503m hoch gelegenen Sustenhorn. Ohne nennenswerte Schwierigkeiten und dank des von Tourenleiter Hugo bestens an die Teilnehmer angepassten Tempos erreichten wir gegen 10.30 Uhr den Gipfel und genossen die wunderschöne Rundsicht bis zum Matterhorn am südlichen Horizont. Der Himmel war weitgehend wolkenlos, nur der phasenweise bissige Wind trübte ein wenig das Aufstiegserlebnis. |
Nach dem obligaten Gipfeltrunk und dem von der netten Urnerin geknipsten Gemeinschaftsfoto ging es in stiebender Fahrt über den Steingletscher zum 1100 Meter tiefer gelegenen Alpin Center. Wunderschöne Frischschneehänge wechselten mit Hartschneepassagen und Firnschneepartien ab. Zu bedauern war lediglich, dass wir infolge des Windes nicht länger auf dem Gipfel weilen konnten. Die Rückfahrt wäre eine Stunde später bei zunehmender Sonneneinstrahlung gewiss noch schöner gewesen.
Auf der Terrasse des – nun geöffneten – Hotels Steingletscher konnte die gutgelaunte Truppe ein letztes Mal den Rucksack erleichtern. Rosmarie konnte ihr Versprechen einlösen und eine Runde spendieren. Vielen Dank, Rosmarie.
Die Rückfahrt zum Weiler Feldmos und zu den Autos erfolgte wieder entlang der Sustenpassstrasse und schon nach einer halben Stunde konnten wir die von Mäni am Vortag im Schnee gekühlten Bierdosen von ihrem Druck befreien. Der Traum einer Tour wurde mit dem Schaum eines Biers nochmals Revue passiert. Hugo und Brigitte haben uns – ein weiteres Mal – einige wunderschöne Bergstunden geschenkt.
Besten Dank für die reibungslose Organisation und die fachliche Führung.
Zum Titel dieses Bericht „D’s Suschtuhoru und susch no es Horu“: Es war ursprünglich vorgesehen, nach dem Sustenhorn auch noch zum 3420m hohen Gwächtenhorn aufzusteigen. Die Ostflanke dieses Berges war jedoch derart vereist, dass wir davon kurzerhand absahen, zumal auch die Abfahrt über die wenig verschneiten Hänge keinen Genuss verhiess. Dieser Berg läuft uns ja nicht weg.
Claude