4 Jahreszeiten
Es war noch früh und angenehm warm, als wir uns Samstagmorgen in Kandersteg getroffen haben. Nach der Begrüssungsrunde, sind wir rasch in dem Minibus gestiegen, der uns über der Kanderschlucht und durch das Gasterntal bis Selden gefahren hat. Innerhalb 5 Minuten fahrt waren wir Empfangslos, was später in unserem Tour einer entscheidende Rolle spielen wird. Von Selden fängt unsere Wanderung Richtung Kanderfirn an. Unser Ziel an diesem Tag ist die Mutthornhütte.
Von Anfang an, Dani, der uns mit Matteo diese Tour leitet, geben ein Tempo an, das mir etwas langsam erscheint, aber uns ermöglicht, lange zu gehen ohne die Höhe Differenz zu merken. Wir gehen erst den Bach entlang, später am Rand von der Moräne. Ganz oben an der gegenüber liegenden Bergwand sieht man noch Schnee- und Eisstreifen. Es gehörte damals zum Alpetligletscher, der vor uns am Ende vom Tal steht. Wie gross musste er vorher gewesen sein!
Unser Weg biegt nach rechts ab, und wird auf einmal viel steiler. Matteo, Jacqueline und ich, die ein bisschen Vorsprung aufgebaut haben, schauen so konzentriert auf den steiniger Schotter, dass wir den markierten Weg, der wider nach links führt, verlieren. Zum Glück haben es die anderen gesehen! Wir steigen wieder runter und treffen die wieder bei einem grossen Steinblock für unsere erste Pause.
Wir sind fast am Ende des Tals und von da geht der Weg in zickzack den südlichen Hang hoch; das Gras wird nach und nach durch Stein ersetzt. Wir folgen der Abzweigung links und stehen bald vor dem Gletscher. Beeindruckend, wie immer!
Die erste halbe Stunde auf dem Gletscher ist ein bischen heikel: es gibt noch schneegefühlte Spalten und Schmelzwasserlöcher. Obwohl unsere Seilführer ihr Bestes geben, lande ich bis zur Wade in einer Pfütze und fülle damit meine Schuhe mit kaltem Wasser.
Die Gletscherwanderung geht gut voran; die Wolken zeugen ein spannendes Licht und Schattenspiel auf der Schneeoberfläche und obwohl dunkle Wolken sich rechts, vor und hinter uns ansammeln, schaffen wir es im Sonnenlicht, die Hütte zu erreichen. Als wir die letzten Meter gehen, landet noch einen Touristischen Helikopter vor der Hütte, ein perfektes Motiv für ein Foto!
Der Hüttenwart empfängt uns mit einem warmen Früchtetee, was von uns alle sehr geschätzt wird. Wir hatten Hunger und waren gespannt, was die Küche anzubieten hat: mit frischem Apfelkuchen, Käseschnitte, Gemüsespätzli, Hobelkäse und Wurstsuppe haben wir fast das ganze Angebot ausprobiert! Der starke Wind macht es unmöglich, draussen das Panorama zu geniessen, also bleiben wir mit Tee und Erzählungen in der warmen Stube, bis nach und nach alle ins Bett für ein kurzen Schlaf verschwinden. Wir treffen uns zum Abendessen wieder, wo wir fröhlich überrascht sind von der tollen Linsensuppe und Tomatenrisotto, dass uns serviert wird. Mit einer kleinen Zwetschge für den St-Jean-Baptiste (Quebecs Nationaltag) schliessen wir das feine Abendessen. Da wir nicht wissen, wie die Wetteraussage für Morgen genau aussieht – immer noch kein Empfang! – entscheiden wir uns für einen frühen Start Richtung Petersgrat, und gehen ins Bett.
Um 3:20 sind alle von unsere Gruppe angezogen und werden langsam durch das Frühstuck und den Kaffee wach. In der Nacht hat es geregnet aber es hat mittlerweile aufgehört und wir hoffen auf schönes Wetter für das Tschingelhorn. So sehr, dass Matteo schon Sonnencreme schmiert. Um 4:14, wenn wir aus der Hütte treten, regnet es wieder ziemlich stark. Innerhalb 2 Minuten sind meine Hosen von der Kombination aus Regen und Wind völlig durchnässt; auf dem Gletscher wandelt der Regen eher zum Eisschnee, der uns diagonal ins Gesicht trifft. Vielleicht habe ich es zu wortwörtlich mit den „leichten Tourenhosen“ genommen? Meine Bergschuhe waren fast wieder trocken! Die Anderen hatten anscheinend auch nicht damit gerechnet, und haben keine Handschuhe dabei. Als wir den Petersgrat nach einer Stunde erreichen, sind alle noch erstaunlich gut gelaunt! Gegen das Wetter kann man eh nichts machen…
Da der Schnee schwer ist und der Gipfel vom Tschingelhorn voll im Nebel steht, entscheiden wir uns, den Gipfelversuch auszulassen und machen uns auf dem Weg Richtung Lötschental. Als wir nach unten auf dem Schnee gleiten scheint es für ein Moment als würde sich die tiefe Wolkendecke öffnen, aber es ist nicht von Dauer und der Himmel bleibt bedeckt und bedrohlich und das Wetter eher kühl wie im späten Herbst bis wir am Bahnhof ankommen. Ohne den Weg zum Gipfel und wieder runter ist unsere Tour ein paar Stunden kürzer. Unser nasser und kalter Zustand – der Beat schön festgehalten hat – ermutigt uns zu einem schnelleren Lauftempo, um warm zu bleiben. Somit erreichen wir die Falferalp vor 8 Uhr, wenn Andere noch ihr Sonntagmorgen anfangen, oder sogar noch am Schlafen sind.
Auf dem Weg zum Goppensteiner Bahnhof, wo wir uns trennen, ladet uns Christine zu einer schönen Cappucinorunde in Blatten ein. Es hat leider mit dem Tschingelhorn dieses Mal nicht geklappt (das 3. Mal für Dani). Als ich später an diesem Sonntagnachmittag bei 30 Grad in der Sonne sitze und somit das Gefühle habe, alle 4 Jahreszeiten in den letzten 24 Stunden erlebt zu haben, weiss ich, dass ich dieses Tour nicht so schnell vergessen werde!
Daher, danke noch mal an Beat, Jacqueline, Christine, Matteo und Dani für ein angenehme Tour und eure gute Laune!