Jetzt kommen die Damen schon alleine zum Klettern

Der Optimismus fuhr mit, von Zürich über den Brünig nach Interlaken, obwohl uns dort Regen und viel Grau empfang. Kaffee für alle, wir waren komplett: Diana traf mit dem ICE ein, Kathrin und Connie. Letztere hatte sich anlässlich des zwanigjährigen Bestehens des SAC Saas eine ganz spezielle Klettertour ausgedacht, die Lobhornüberschreitung im Berner Oberland -als Geburtstagsgeschenk sozusagen. Von weit sieht man das wie ein Segel im Wind stehende Gebirge: vom Wetterhorn, vom Lauberhorn, von der Jungfrau aus – die Lobhörner.

Kaum steigen wir aus dem Wagen, hört es auf zu regnen. Das perfekte Timing gesellt sich für den Rest des Weekends zu uns Frauen- und wo wir erscheinen freuen sich die Mannen. „Schön, dass ihr drei Frauen unterwegs sind – früher gingen nur die Männer z’Berg“, meint der Bähnlischeff und lässt uns strahlend bis Sulwald hochschweben.

Wir steigen trocken auf. „Jetzt kommen die Damen schon alleine zum Klettern“- freut sich auch der Hüttenwart zur Begrüssung.

Sein Haus ist idyllisch gelegen, mit unglaublicher Sicht auf Eiger-Mönch-Jungfrau, sozusagen Aug in Auge, aber davon zeigt sicht leider grad nichts. Ab und zu eine Tanne, mehr nicht. Und es nieselt. Die Hütte ist mit 24 Personen voll, Connie, grad eben Badile-Sturm erprobt prüft das Hüttenbuch: Keine weiteren Lobhorngänger, wir sind die einzigen. Es ist eng, gemütlich, das Nachtessen wunderbar.

Der Morgen bringt, was Kachelmann verspricht und was unsere Herzen freut: strahlendes Wetter und tatsächlich, ein umwerfendes Panorama vor der Tür. Der Aufstieg ist bequem 1 ½ Stunden bis zum Einstieg, dieser nicht verfehlbar, direkt am Wanderweg. Schwups- und kaum abgehoben, folgen doch noch zwei Seilschaften aus dem Zelt. Ein Kamin, zum Anfang, Von Känel ist präzis. Etwas speckig der Kalk – wie die Beschreibungen auf dem Internet „darüber kommen zählt hier, schön klettern kann man später“ trifft zu.

Die Überschreitung geht von Ost nach West auf die Zipfelmütze, das kleine und dann auf das grosse Lobhorn (2566m). Eigentlich war die Tour für 6 Personen ausgeschrieben, Connie hintersinnt sich noch immer, wieso sich nicht mehr angemeldet haben (und ich hoffe, ihr habt gute Ausreden bereit!) – spätestens jetzt aber stellt sich die Zahl zu dritt als ideal heraus. Diese 4-er WS Kletterei ist gar nicht so einfach, vor allem den Weg zu finden und neben der Route ist der Fels nicht sehr kompakt. Die Nase von Connie ist seit der Nose noch schärfer, sie hat einen guten Sinn für den einfachsten Weg und das ist genau das richtige hier, wo sich zum Teil nur spärlich geschlagenen Haken verstecken. Es geht über einen Vorgipfel, um einen Gendarmen herum und hier wählen wir eine lohnenswert schöne Variante im 5. Grad. Wir ersparen uns damit sogar eine Seillänge Grasbüscheltreten und hängen unsere Folgeseilschaften definitiv ab. Schwups auf die Zipfelmütze, einmal abseilen, rauf auf das kleine Lobhorn.

Edelweiss strahlen uns entgegen wenn wir den Kopf senken, die blendendweisse Jungfrau wenn man den Kopf hebt. Das Panorama ist immer wieder atemberaubend, obwohl es nun bereits seit bald 4 Stunden dasteht. Wieder abseilen und zum Schluss über den Grat auf dem Gipfel.

Ein Genuss auf der ganzen Linie. Zurück auf der Hütte reicht es noch für ein Schorle, an der Station für ein Kaffee und schon geht’s genau mit der letzten Bahn wieder runter wie minutiös geplant. Danke Connie für die professionelle Führung, Danke Diana für die sympathische Seilpartnerschaft. Mit diesen Engeln würd ich jederzeit wieder reisen…

Kathrin

Tourenleiter Connie Trinkler
Bericht Kathrin Schmid
Fotos Diana Zurbriggen, Connie Trinkler
Teilnehmer Kathrin Schmid, Diana Zurbriggen, Connie Trinkler

 

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