Castor und Pollux und was sonst gerade noch auf dem Weg lag…
Am Samstag haben wir uns um 6.15 Uhr in Täsch getroffen um gemeinsam mit dem Zug nach Zermatt zu fahren. Gemütlich liefen wir durch die noch leeren Gassen von Zermatt zur Matterhorn Talstation. Mit der Bahn ging es weiter Richtung Furi und via Trockener Steg bis zum Kleinen Matterhorn. Wir genossen noch einmal einen WC-Gang auf normalen Toiletten, bevor wir uns auf den Weg zum Breithornplateau machten, wo wir uns anschliessend anseilten. Wir bildeten eine Männer- und eine Frauenseilschaft und zogen los in Richtung Castor. Wir überquerten einige Spalten auf nur noch dünnen Schneebrücken. Ob die morgen noch da sein werden? Vor dem Castor verkürzten wir die Seile, zogen die Steigeisen an und stärkten uns für den Aufstieg, während uns Luca und Diana die Bergwelt erklärten. Ehrfürchtig schauten wir uns den Grat an, welcher vor dem Gipfel auf uns wartete. In gemächlichem Zickzack ging es bei ständig wechselnder Sicht hoch. Die letzten Meter hoch auf den Grat erklettern wir mit Steigeisen und Pickel. Dann waren Trittsicherheit und Konzentration auf dem schmalen Grat gefragt. Vor allem die Teilnehmer*innen waren froh, als der Grat auf dem Gipfel wieder breiter wurde. Leider war die Verschnaufspause nur kurz, da wir zwei weitere Seilschaften beim Einstieg zum Grat erblickten. So packten wir unseren Proviant wieder ein und machten uns bereit für die Rückkehr auf dem schmalen Grat. Voller Verblüffung stellten die Teilnehmenden fest, dass Diana seelenruhig ihr Sandwich fertig ass, während sie weiche Knie bekamen und einfach nur froh waren, einen Fuss vor den anderen zu bringen. Sicher führten uns Luca und Diana wieder runter auf den Gletscher. Der Weg zur Hütte führte an eindrücklichen Seracs und Spalten vorbei. In der Hütte gönnten wir uns ein feines Mittagessen und bezogen die Zimmer. Ein Powernap blieb uns aufgrund des italienischen Temperaments der übrigen Gäste verwehrt. Beim Abendessen wären wir bereits nach der Vorspeise satt gewesen. Zum Glück konnte für den Hauptgang auch halbe Portionen bestellt werden.
Dann besprachen wir noch den Tagesplan vom Sonntag: Der Pollux stand auf dem Programm. Vor dem Essen hat sich Luca noch mit einem Bergführer unterhalten, welcher ihm vorgeschlagen hat, anstatt vom Pollux über den Gletscher via Breithorn zum kleinen Matterhorn zurückzukehren, da dort die Gletschersituation sicherer sei. Diese Idee fand besonders bei den beiden Teilnehmerinnen Anklang, welche dann auch die Teilnehmer mehr oder weniger überzeugen konnten. Da es zwei Abseilstellen gab, wurde nach dem Abendessen noch eine kurze Repetitionssession gemacht, bei dem das selbständige Ablassen geübt wurde. Somit standen uns beide Optionen offen und wir entschieden uns, morgen nach dem Abstieg vom Pollux über den Rückweg zu entscheiden. Müde legten wir uns früh hin um genügend Schlaf und Energie für Morgen zu tanken. Wie sich herausstellen wird, war dies eine sehr weise Entscheidung…
Am nächsten Morgen zeigte sich der Hüttenwart von seiner charmanten Gentlemanseite. So hatten die Damen das Privileg zum Start in den Tag die normale Toilette inkl. Warmwasser der Hüttencrew zu benutzen, während sich die Herren mit der typisch italienischen Hüttentoilette und kaltem Wasser zufriedengeben mussten. Danach brachen wir auf in Richtung Pollux. Vor uns liefen zwei grosse italienische Seilschaften, wir hofften darauf, dass diese sich irgendeinen anderen Gipfel ausgesucht haben, nur nicht den Pollux. Leider visierten sie nicht den Castor an, sondern drehten ebenfalls ab Richtung Pollux. Sobald wir beim letzten Anstieg vor dem Pollux um die Ecke kamen, waren wir plötzlich alleine vor dem Pollux und von den übrigen Seilschaften war keine Spur mehr. Wir zogen die Steigeisen aus und verkürzten das Seil. So konnten wir ohne Stress und Hektik den Grat entlang auf den Pollux klettern. Die letzten Stellen vor der Madonna waren mit Fixseilen versehen, worüber die Teilnehmer doch froh waren, haben die zahlreichen Besteigungen des Pollux am Fels doch seine Spuren hinterlassen. Oben angekommen machten wir eine kurze Trinkpause, zogen die Steigeisen wieder an und machten uns dem Grat entlang auf zum Gipfel des Pollux. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und so konnten wir kurz nach 8 Uhr eine atemberaubende Aussicht auf dem Pollux geniessen. Der Abstieg über die Fixseile war etwas hektischer, da wir mehrere ungeduldige, italienische Seilschaften kreuzen mussten. Etwas nach 9 Uhr waren wir wieder unten auf dem Plateau und machten eine kurze Pause. Nun mussten wir entscheiden, ob wir auf dem Rückweg noch drei Gipfel anhängen oder direkt zurück zur Bahn laufen. Nachdem Diana Lars versicherte, dass er nicht mehr viel überlegen und praktisch nur noch laufen muss, waren alle einverstanden bei diesen Verhältnissen noch die Roccia Nera, den Gendarm und die Zwillinge zu traversieren. Beim steilen Aufstieg auf die Roccia Nera konnten wir etwas Zeit gut machen, was uns später zu Gute kommen sollte. Die kurze Kletterei auf den Gendarm bewältigen wir ohne Probleme, der Abstieg war jedoch herausfordernder als gedacht, da wir nur 30m-Seile hatten und keine 50m. Alle Teilnehmenden wurden gefordert, sei es beim ersten selbständigen Ablassen oder beim ausgesetzten Abklettern. Die Luft war schon ziemlich draussen, doch es blieb uns nichts anderes übrig als noch die Zwillinge zu überschreiten. Dort warteten zwei knackige Kletterstellen auf uns, welche wir aber alle meisterten. Dann stand uns noch eine Abseilstelle bevor, welche einige von uns mental noch einmal ziemlich herausforderte. Zurück auf dem Gletscherplateau machten wir noch eine Pause um noch die letzten Kräfte für den Rückweg zu mobilisieren. Auf dem Rückweg tauchten einige Teilnehmer noch in die Gletscherwelt ein, waren jedoch dank den gestreckten Seilen bald wieder auf den Beinen. Genau 10 Minuten vor der letzten Gondelfahrt kamen wir beim Kleinen Matterhorn an und fuhren mit der Bahn zurück nach Zermatt. Dort tauschten die Frauen die Bergschuhe gegen FlipFlops und gemeinsam gönnten wir uns im Restaurant Pollux eine Erfrischung. Müde, zufrieden, gefüllt mit neuen Eindrücken und Erfahrungen fuhren wir nach Hause.
Ein grosses Danke an Luca, welcher die Tour souverän geleitet und an Diana, welche ihn als Seilführerin unterstützt hat. Ihr habt das toll gemacht – danke für die unvergessliche Tour! Und Danke auch an Lars und Dennis für eure Spontanität!
Tourenleitung | Luca |
Seilführerin | Diana |
Bericht | Michelle |
Fotos | Alle |
Teilnehmende | Dennis, Lars, Laura und Michelle |