Mit mehr Fleisch am Knochen

1. Tag Chamonix – Papillonsgrat

Kurzfassung: 04.30 Treffen im Pfywald Rest. Spycher  (Michael, Vedrana, Luca, Samuel, Gabriel), 05.40 Ankunft in Chamonix. Jan und Simone warten bereits auf dem Gratisparkplatz, Materialkontrolle und erste Infos zur geplanten Tour, 06.20 Luftseilbahn zu Plan de l‘Aiguille, dort angekommen Materialdepot und Abmarsch zum Einstieg Papillonsgrat, 40 Min. später sind wir gruppiert und angeseilt (Gabriel, Luca, Samuel)(Miacheal, Vedrana)(Simone,Jan), 13.00 fin de la route und Vorbereitung für Abstieg, kurz nach 15.00 Ankunft bei der Hütte, Kaffe und Kuchen, schlafen/ruhen, gutes Nachtessen, Entscheidungsfindung über Tour am nächsten Tag, 21.15 gute Nacht

Gabriel unser Bergführer hat uns ein wenig geschockt. Er wollte wegen angesagtem Regen am Nachmittag bereit um 06.10 die erste Bahn Richtung Aguille de MIDI (Mittelstation) nehmen. Das hiess für die meisten von uns früh aus den Federn. Jan und Simone haben sich den Luxus geleistet bereits am Vorabend anzureisen. Wie der Zufall es will, konnten wir unser Auto direkt neben ihren VW-Bus parkieren. Simone war noch am Zähneputzen als Gabriel bereit das Material verteilte. Jede Seilschaft sollte einen kompletten Satz Friends mitnehmen. Kletterfinken sind empfohlen. Was ist das bloss für eine Tour? Die Nervosität stieg unter den Teilnehmern.

Die Fahrt hoch zur Mittelstation dauerte weniger als 5 Min. – mit einem Affentempo wurden wir über die 3 Masten gezogen, was einige Ah und Oh den Fahrgästen entlockte. Obwohl wir sehr früh losmarschierten, mussten wir feststellen, dass wir den TG nicht alleine auf dem Grat verbringen werden; Stau und Überholmanöver waren angesagt. Aber auch ungewöhnliche Techniken am Berg konnten / mussten wir bestaunen und hinterfragen. Wir hielten uns an die Schweizer Regeln und beschränken uns auf ein paar Kommentare. Das Klettern am Granit war gewöhnungsbedürftig. Schnell mussten wir feststellen, dass Schwierigkeitsgrade subjektiv sind. Wo der eine locker durchging, hatte der andere Probleme und dann umgekehrt. Das ging soweit, dass Simome am Ende der Route überrascht feststellte, die Schlüsselstelle unbemerkt passiert zu haben.

Der Abstieg lag vor uns. Er startete mit zwei Abseillängen hinunter in ein Couloir und mit einsetzendem Regen. Trotz nassem Felsen kamen wir gut hinunter. Wir sahen bereits den weiterführenden Wanderweg, als ein Felsband uns den Weg versperrte. Der heisse Sommer hat den Schnee schmelzen lassen und der Abstieg über dieses besagte Schneefeld existierte nicht mehr. Gabriel hat seine ganze Erfahrung in der Wegfindung ausgepackt und einen machbaren Weg über diese abgeschliffenen Platten gefunden. Endlich konnten wir uns zu diese eindrücklichen Tour beglückwünschen. Jeder kam irgendwo an seine Grenzen. Jeder hat aber mit Bravur bestanden und seinen Erfahrungsschatz erweitert.

In der Hütte gab es zu ersten den obligatorischen Kuchen, die einen mit Kaffee und die anderen mit Bier. Dann testeten wir unsere Betten. Eine wichtige Entscheidung stand an, die ausgeruht wohl besser zu fällen ist. Welche Tour wollen wir morgen in Angriff nehmen? Zur Auswahl stand eine MSL Route mit 13 Seillängen oder die Weiterführung der heutigen Tour hinauf zur Aiguille du Peigne (Normalroute). Wir taten uns mit der Entscheidung schwer. Bei der MSL Route war jede Seillänge zwischen 40 und 50 Meter, es gab keinen Ausstieg und die kniffligen Stellen waren im oberen Teil der Route. Bei der Normalroute auf die Aiguille du Peigne mussten wir über die heutige Abstiegsroute wieder aufsteigen. Die Diskussion erstreckte sich vom Apero bis weit nach dem Nachtessen. Zwissenzeitlich lies uns Gabriel alleine, damit wir unter uns offen die Vor- und Nachteile besprechen konnten. Entschieden haben wir uns schlussendlich für die Normalroute.

Michael hat uns vor der Nachtruhe mitgeteilt, dass er eventuell für morgen forfait geben muss. Sein Knie hat während dem heutigen Abstieg Probleme gemacht. Mit diesen Schmerzen könne er es nicht verantworten auf die Tour zu gehen.  Was uns wohl für morgen erwarten würde? Hält das Wetter? Kommen wir zeitlich durch? Wie ist die Wegfindung? Wer klettert mit wem? Und schaffen wir das überhaupt? Mit diesen Fragen im Hinterkopf war die Nachtruhe schwer zu finden.

2. Tag Chamonix – Aiguille de Peigne

Der 2. Tag in Chamonix fing eigentlich schon am Vorabend an. Wir versuchten gemeinsam ein Ziel zu erarbeiten und diskutierten eine Weile. Gabi hatte uns 2 geniale, klassische Touren zur Auswahl gestellt. Wir haben uns dann gegen 14 Seillängen Trad Climbing ohne Haken, Stände und die Option abzubrechen, entschieden und sind auf die Normalroute der Aiguille de Peigne gesattelt. Eine gemütliche Tour im 4.Grad, so dachten wir. Das Topo machte einen leichten Eindruck. Quasi alles im 4. Grad im Super-Ambiente.

Morgens um 4 gabs ein gutes Frühstück und dann ging es los. Ca. 2h zum Einstieg. Leider war das Schneefeld seit einigen Wochen weggeschmolzen und man musste etwas mühsam aufsteigen, um in das Startcouloir zu gelangen. Ich brauchte erstmal ein Snickers.

Es wurde langsam hell und wir kamen dann gut voran. Irgendwann waren wir wieder auf dem Grat vom Vortag. Es gab eine Art Dejavu und wir kletterten die letzten tollen Seillängen nochmal bis wir an der Abseilstelle waren, an der die Papillon-Tour gestern endete. Nun also Neuland. Immer noch in Bergschuhen ging es stramm weiter bis wir nach einigen leichten Seillängen einen markanten Einstieg erreichten. Bis dahin war quasi „nur“ Zustieg. Jetzt ging der Normalweg los. Gefühlt hatten wir die Tour schon in der Tasche und waren in Erwartung von lockerer Kletterei auch selbst recht locker. Schnell kamen wir dann dahinter, das der 4. Grad in einer Route, die 1906 erstbegangen wurde, eine echte Herausforderung darstellt. Damit sich auch das entsprechende Ambiente einstellt und zu Ehren der Erstbegeher haben wir unsere Finken im Sack gelassen und uns von Gabis Motivation mitreissen lassen und sind wieder alles in Bergschuhen geklettert. Es gab einige recht spannende Passagen, in denen Frau/Mann doch an seine persönlichen Grenze schnuppern durfte. Ca. 6-9 Seillängen später (etwas schwer zu zählen, bei ständigem Wechsel kurzes/langes Seil und ohne Stände) erreichten wir den Gipfel. Gerade die letzten Längen waren super Kletterei in fantastischem, doch ziemlich exponiertem Gelände.

4 X Abgeseilt, dann waren wir wieder am Einstieg, leichtes Gelände zurück bis zum abseilen in das Couloir de Papillon, dieses dann weiter absteigen/klettern und dann zur Bahn säkeln. Allen brannten die Hände und die Füsse als wir uns dann in Schlange an der Gondel anstellten. Wir zollten den Erstbegehern Respekt für die grosse Leistung und Gabi für seine unglaubliche Geduld mit uns.

Zum krönenden Abschluss gabs dann ein gemeinsame Abendessen mit leckeren Burgern in Chamonix.

Danke an Alle, es war einfach super.

Tourenleitung Gabriel
Bericht Tag 1 Samuel
Bericht Tag 2 Jan
Fotos Alle
Teilnehmende Michael, Vedrana, Luca, Samuel, Jan, Simone