Am Sonntag den 18. Juni 2023 brachen wir zu sechst auf, um das Chli und Gross Leckihorn zu überschreiten. Simone sammelte uns um 5:00 in Brig ein und im schönen Sonnenaufgang fuhren wir durch das Goms. Am Furkaverlad trafen wir Trudi und Sandra, die zu uns in den Bulli stiegen. Simone brachte uns sicher die Serpentinen bis nach Oberstafel hoch. Am Parkplatz war es frisch um 7 h morgens, aber schon nach einigen Minuten wurde uns allen beim Aufstieg zur Rotondohütte warm. Die Sonne kletterte hinter den Bergen hinauf und wir hatten gute Sicht auf unser Tourenziel: die Leckihörner. Hinter der Hütte begannen die Schneefelder und wir suchten uns den besten Weg hinauf zum Witwenwassergletscher. Simone, Sandra, Trudi und Francine spurten abwechselnd vor und Johanne und ich stapften fleißig hinterher. Als wir uns zum Anseilen kurz auf einigen Felsen ausruhten, fiel Francine auf, dass Johannes Schuhsohle vom restlichen Schuh abklappte. Schweren Herzens mussten wir leider ohne sie losziehen und beobachteten, wie sie vorsichtig wieder abstieg. Wir teilten die Seilschaften ein: Francine und Trudi stiegen zu zweit vor und kundschafteten ab dem Grat die Route aus, während Simone, ich (Charlotte) und Sandra die zweite Seilschaft bildeten.

Wir stiegen noch einige Meter im Couloir auf und dann begann die Kletterei im Blockgelände. Francine und Trudi waren ziemlich flott, wir hörten oft ihr fröhliches Gespräch.

Simone stieg bei uns alles vor und sicherte mich und Sandra. Da ich die unerfahrenste war, dauerte es kurze Zeit, bis ich mich an die Seilführung gewöhnt hatte, aber Sandra half mir und setze an schwierigen Stellen meinen Fuß auf den richtigen Tritt. Simone gab uns ein sehr gutes und sicheres Gefühl. Wir fanden einen guten Rhythmus, sodass wir den Grat bei bestem Wetter erklommen. Die 3c Schlüsselstelle überwanden wir sicher mit Hilfe von Exen und Bandschlingen und bald war auch die Abseilstelle geschafft. Am Gipfel des Chli Leckihorn legten wir fünf eine kurze Trink- und Riegelpause ein, bevor wir langsam über das 35 ° Firngelände querten um zum Gross Leckihorn zu gelangen. Wir kraxelten über die Blöcke und  hangelten uns vorsichtig am luftigen Grätchen, bis wir zu einer Schlingengesicherten Stelle kamen. Die Aussicht war weiterhin grandios. Geren- und Witwenwassergletscher leuchteten in der Sonne mit ihren besonders geschwungenen Schnee- und Eiswellen. Nur an der Wasserscheide zogen dunklere Wolken dahin, die wir aufmerksam beobachteten, die jedoch nie näher rückten. Kurz vor dem Gipfel des Gross Leckihorn (3068 m) erreichten wir Gehgelände und nach einer letzten exponierten Stelle gratulierten wir uns glücklich zu unserer gelungenen und lohnenswerten Überschreitung.

Trudi und Francine hatten schon gute Selfieplätze entdeckt, sodass das obligatorische Gipfelfoto natürlich nicht fehlte. Nach einer kleinen Pause, wanderten wir über Geröll hinab zum Leckipass. Ab dort fuhren die vier so schnell im Schnee hinunter, dass ich kaum hinterherkam.

Wir genossen die letzten Meter im Schnee, überquerten einen Fluss und erreichten die Rotondohütte. Pia, die Wirtin war sogar schon vor Ort und hatte ihre Küche geöffnet. Wir gönnten uns Kaffee und Apfelschorle. Um 14h begannen wir den letzten Abstieg zum Parkplatz und fanden Johanne, die in der Sonne gelesen und auf uns gewartet hatte. Ihr Schuh war beim Abstieg von der Hütte auseinandergefallen. Auch wenn es sehr schade war, dass sie nicht mit uns klettern konnte, war es leider nicht anders möglich als umzukehren- glücklicherweise noch im richtigen Moment. Wir erzählten ihr von der schönen Tour und setzten uns alle zufrieden und happy ins Auto. Es war eine sehr gelungene Tour bei besten Bedingungen! Insgesamt brauchten wir 7,5 Stunden.

Herzlichsten Dank an Simone für die Tourenführung und die ganze Planung, sowie an Francine, die sich als Seilführerin gemeldet hatte. Wir hatten alle viel Spaß und ich freue mich sehr, dabei gewesen zu sein. Auf hoffentlich baldige weitere Touren mit euch!