3a wohl eher 5
Gabriel hat uns an einen unbekannten Ort geführt. Unbekannt in dem Sinne, dass noch keiner dort war aber bestimmt schon jeder (unbewusst) gesehen hat. Wer schon einmal über den Nufenenpass gefahren ist (von der Walliser Seite herkommend), musste sicher auch vor der ersten Haarnadelkurfe nach dem Pass abbremsen. Wer dann während diesem Manöver Zeit hatte, die Gegend anzuschauen, hat sicher den Grat zum Pizzo Nero mit seinen sechs Türmen gesehen. Das war das Ziel für die diesjährige Weiterbildung der Sommer-Tourenleiter.
Kurz nach 08.00 Uhr erreichten wird den Ausgangspunkt. Obwohl der Himmel strahlend blau war, blies uns eine steife Briese ins Gesicht (Nordföhn). Nach einer kurzen Besichtigung der Route aus der Ferne, entschieden wir uns, die Steigeisen im Auto zu lassen. Ein Paar Pickel würden wohl reichen, um eventuell Tritte in den harten Schnee zu schlagen.
Nachdem wir den Einstieg zum zweiten Turm erreicht hatten (gemäss Topo wird der Erste ausgelassen) haben wir die erste Ausbildungslektion in Angriff genommen. Wir haben das Einrichten von Ständen angeschaut. Kurz darauf machten wir uns in Zweierseilschaften auf den Weg. Das Gehen und Absichern am kuren Seil wurde geübt. Auch wenn wir mit einem Topo ausgerüstet waren, mussten wir den Fels gut lesen, um den besten Weg zu finden. Immer wieder haben wir eine kurze Pause eingelegt, um die Theorie in die Praxis umzusetzen: Seilhandhabung, legen von Friends, Abseiltechniken oder Standeinrichten bei Mehrseillängen (überschlagen).
Die vom Topo beschriebenen Schlüsselstellen haben wir alle gut gemeistert. Als wir den letzten Aufstieg in Angriff nahmen, sahen wir uns bereits am Ziel. Das Topo beschreibt die Stelle als 3a, direkt über Platten. Irgendwie schien die Beschreibung nicht richtig. Aber wenn es so geschrieben ist, wird’s wohl stimmen und wir versuchten den Aufstieg über diese Platten. Schnell merkten wir, dass der Fels ziemlich brüchig war und das 3a eher einem 5. Schwierigkeitsgrad entspricht. Friends oder Keile legen war praktisch unmöglich und somit ein Rückstieg ausgeschlossen. Wir mussten weiter. Mit der Erfahrung von Gabriel schafften wir auch diesen Aufstieg. Eine wichtige Erkenntnis haben wir aber aus dieser Episode gewonnen: Topo und Bauchgefühl stimmen nicht immer überein. Bevor man weitergeht, macht es Sinn, einmal um die Ecke zu sehen.
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Während des Abstiegs haben wir noch diverse Verankerungen im Schnee und den Flaschenzug angeschaut. Gabriel ermahnte die Teilnehmer, das Gesehene zu Haus zu üben. Ausbildung ist nur so gut, wie man das Gelernte in die Praxis umsetzt.
Ein toller Tag ging nach einem verdienten Bier zu Ende. Gabriel, ein herzliches Dankeschön für deine Tipps und Tricks, für deine positiven Rückmeldungen und deiner Bereitschaft, die Tourenleitern des SAS-Saas weiterzubilden/weiter zu bringen.
Samuel