Wenn Engel reisen…

Am Freitag Morgen ging es los, nicht in Richtung Graubünden wie geplant, sondern Richtung San Bernardino.

Als wir am späteren Nachmittag noch unsern Hunger stillen wollten, stiessen wir nur auf vollbesetzte Restaurants. Der 15. August ist halt auch in Italien ein grosser Feiertag.

Um den 2-stündigen Hüttenaufstieg zum Rifugio Chabod dann doch nicht mit leerem Magen in Angriff nehmen zu müssen, verpflegten wir uns aus unserem Rucksack.

Als es anfing zu schneien, zweifelte ich ernsthaft, ob unser Vorhaben, am nächsten Tag den Gran Paradiso zu bezwingen, möglich sei.

Um 5 Uhr morgens, alles startklar, sollte ich eines besseren belehrt werden. Sternenhimmel und ein prächtiger Vollmond begleiteten uns. Ja wenn Engel unterwegs sind… (?)

Nach ca. einer Stunde Anstieg, konnten wir uns anseilen und mit Steigeisen über den Gletscher marschieren, der ab und zu ganz ungewöhnliche, brechend-klirrende (aber anscheinend normale) Töne von sich gab.

Im Schneefeld, wir waren gut im Rennen, konnten wir sogar andere Seilschaften überholen. Wir gönnten uns eine kleine Pause und konnten es kaum erwarten, den Gipfel (4061 m, der höchste Viertausender Italiens, der ganz auf italienischem Boden steht) nach 4 1/2 Stunden Laufzeit zu erreichen.

Die letzten 60 Meter zum Gipfel hiess es dann, mit Steigeisen über Felsen zu klettern. Wir standen kurz vor dem Ziel im Stau. Ein Menschenauflauf und man schaute besser nicht zu, wie manche über die Steine kletterten…

Doch wenn Engel reisen, wird man an einem solchen Tag mit mildem Klima und gigantischem Weitblick auf einen Zuckerguss auf alle wichtigen Alpengipfel verwöhnt!!!

Der Gipfel bot nur wenig Platz und nach dem Gipfelfoto mit der weissen Madonna ging es wieder Retour. Natürlich wieder Stau…

Der Abstieg im Schneefeld verlief zügig. Die Steigeisen schon nach dem Schneefeld auszuziehen, stellte sich als Fehler heraus. Da das Wasser auf den Steinen noch nicht aufgetaut war, erlebten wie die reinste Rutschpartie. Es war noch mal höchste Konzentration gefragt.

Nach insgesamt 2 Stunden Abstieg erreichten wir das Rifugio Vittorio Emanuele, wo wir den verspäteten Gipfelwein genossen.

Wieder im Tal, haben sich einige ein kühlendes Fussbad im Fluss gegönnt. Theo hinein zu schubsen, um ihm eine gebührende Abkühlung zu verschaffen, wäre eine Versuchung Wert gewesen, hätte jedoch bedeutet, eine andere Heimreise-Möglichkeit zu suchen.

Ich habe es sehr genossen, als Küken der Gruppe mit so erfahrenen Berggängern und mit der guten Führung von Beat einen weiteren Viertausender zu erklimmen.

Merci !!!

Tia, wenn Engel reisen!!!

Dalia

Tourenleiter Beat Burgener
Bericht Dalia Anthamatten
Fotos Dominic Anthamatten
Teilnehmer Dalia Anthamatten, Sandra Schnydrig, Alex Mittner, Theo Kuonen, Urs Kuonen, Jeanine Petrus, Beat Burgener, Dominic Anthamatten