Die Woche wird dicht, intensiv und lehrreich

Treffpunkt: Samstag, 13:10 Uhr im Bergell.  Vier erfahrene Bergführer:innen stehen 24 Teilnehmenden gegenüber – neugierig, motiviert, lernbereit und einander (noch) fremd. Wie sich im Laufe der kommenden Tage zeigt: beste Voraussetzungen für den Einstieg in die Ausbildungswoche zum Tourenleiter 1, Sommer.

Schon bei der ersten Übung werden wir beobachtet und in unseren Gruppenfähigkeiten getestet: Mit einem Seil sollen wir verschiedene Kennenlernspiele absolvieren. Wer übernimmt die Führung? Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Die Stimmung ist super locker – ein gelungener Einstieg in die Woche.

Doch wir sind für die Ausbildung am Fels und im Eis in das Albigna-Gebiet gereist. Ab auf die Gondelbahn und wenig später traversieren wir bereits die Staumauer des Albignasees – und begegnen ihm zum ersten Mal: dem Albigna-Geist.

Der Albigna-Geist begleitet uns durch die ganze Woche. In vielen Tourenberichten wird er als besondere Kombination aus Kameradschaft, Offenheit und Verantwortungsbewusstsein beschrieben. Diese Haltung prägt unser Miteinander: Wissen wird geteilt, Lernen geschieht auf Augenhöhe, und Fehler sind Chancen, um weiterzukommen. Er steht für Respekt – sowohl innerhalb der Gruppe als auch gegenüber der Natur, in der wir unterwegs sind. Als Wächter über das Tal erinnert er uns daran, sorgsam und verantwortungsvoll mit dieser wertvollen Umgebung umzugehen. So fordert er uns dazu auf, bewusst zu handeln, unsere Entscheidungen zu hinterfragen und füreinander Verantwortung zu übernehmen.

Nach kurzem Aufstieg erreichen wir die Hütte – und werden sogleich mit dem Eintrittstest konfrontiert: Knoten wie Prusik, Mastwurf, Blockierungsknoten HMS oder der doppelte Spierenstich werden geprüft. Jede:r muss eine Seilverkürzung demonstrieren und kommentieren, eine Abseilstelle einrichten und einen Express-Flaschenzug zeigen. Auch die Planung einer alpinen Kletter- oder Hochtour gehört zum Eintrittstest. Gerade rechtzeitig vor der Gewitterfront erreichen wir das Trockene, lernen einander in den neu gebildeten Gruppen besser kennen und entwerfen einen groben Wochenplan.

Die Woche wird dicht, intensiv und lehrreich.

Am ersten Tag widmen wir uns dem Standbau – mit direkter Anwendung am Nachmittag in einer Mehrseillänge. Am zweiten Tag stehen Seilhandling und Sicherungstechniken im Zentrum: Gehen am kurzen Seil, Mikroseillängen, Abseilen, Seil verkürzen, verlängern, sichern – rauf, runter, Teamwechsel, Wiederholung.  Am dritten Tag wagen wir uns auf unsere erste Anwendertour: Nach ausführlicher Planung interessiert uns vor allem eines – stimmt die Theorie mit der Praxis überein?  Der vierte Tag gehört dem Üben: Handgriffe festigen, Entscheidungen treffen, Gletschertraining. Und als krönender Abschluss – am letzten Ausbildungstag: die Besteigung der Fiamma.

Am Ende dieser Woche blicken wir zurück auf intensive Lerntage, auf Momente des Lernens und der Sicherheit, auf gemeinsames Planen, Üben und Erfolgserlebnisse. Was zu Beginn noch fremd war – die Gruppe, das Gelände, die Anforderungen – ist uns vertraut geworden. Aus Einzelnen wurde ein Team. Aus Neugier wuchs Vertrauen. Und aus besten Voraussetzungen ist ein starkes Fundament entstanden – für alles, was uns als angehende Tourenleiter:innen noch erwartet.

Das Bergell ist ein ganz besonderer Ort auf unserer Landkarte, der sich definitiv für einen Besuch lohnt. Die vielfältigen Felswände, anspruchsvollen Kletterrouten und abwechslungsreichen Geländeformen bieten unvergessliche Erlebnisse und Herausforderungen für alle, die die Berge lieben. Ob in den Kletterrouten oder auf den Gipfeln des Albigna-Gebiets – hier eröffnet sich ein Panorama von der eindrücklichen Nordkante des Piz Badile über das Monte-Rosa-Massiv und die Saaser Berge bis hin zum Berner Oberland, dem Tödi und dem Piz Bernina. Diese Aussicht beeindruckt und bleibt lange in Erinnerung.

Und nun freue ich mich … mit Kollegu zämu unerwägs zsii!