Piraten an der Cresta di Saas
Tag 1
Um 11.15 trafen sich lauter strahlender Gesichter auf dem Dorfplatz in Saas-Almagell um frohen Mutes und voller heimlicher Erwartungen in Richtung Antronapass aufzubrechen. Unser heutiges Ziel war das legendäre Cresta Biwak am Fusse des Latelhorns. Mit der Panorama-Sesselbahn nach Heidbodmen fahrend, die wunderschöne Aussicht Richtung Mattmark noch einmal geniessend, ging es dann los zuerst einmal Richtung Aussichtspunkt am Almagellerhorn. Beim Wegweiser bogen wir dann nach rechts ab in den Almageller Höhenweg. Der Weg anfangs noch sich nach oben und unten windend, ging es vorbei am Kanzilti, dann in das Augstkummental, weiter ins Börtertal vorbei am Kehrenrück, wo wir dann den Weg zum Antronapass nach links abzweigend verliessen.
Nur wer wusste, wo sich das Biwak befand, konnte es in den grauen Felsen auch vom Auge aus ausmachen. Klein sah das gewellte Blechbüchsenhaus noch aus dieser Entfernung aus. Als wir das Biwak dann endlich erreichten, bestaunten wir das selbstgemachte Wasserreservoir-System. Wobei Samuel erwähnte, dass das noch übriggebliebene Schneefeld in den letzten Wochen noch einmal stark geschrumpft sei. Nachdem wir auch das Innere des Biwaks unter die Lupe genommen hatten, konnte wir es nicht unterlassen, dass WC-Häuschen zu bestaunen und es auf seine Tauglichkeit hin zu prüfen. Klar war sofort, dass es nur für gewisse Körpermasse nutzbar war. Und zwar nicht in der Höhe sondern eher in der Breite einengend. Was hatte der, der es erbaut hatte, sich wohl bei diesem Durchmesser gedacht???
Am nächsten Morgen auf der Grat-Tour, wussten wir dann warum das so war. Wir mussten einen Spalt auf dem Grat durchlaufen, der ungefähr so breit war wie das Häuschen. Das WC Häuschen war also der Test dazu….. Zum Glück hatten wir alle bestanden am Vorabend! Vedrana, unsere Köchin, verwöhnte uns anschliessend mit einer Suppe, einem feinen Pilzcouscous, etwas gestreckt mit Astronauten-Food und dem leckeren selbstgemachten Hummus von der Tochter von Samuel. Zum Dessert gabs dann noch Früchtetörtchen. Die Zeit, die uns noch bis zum Schlafenlegen blieb, vertrieben wir uns mit dem Lesen der Geschichten im Hüttenbuch. Die amüsanten Berichte unseres Hüttenwartes Emanuel liessen uns dabei ein paar Mal schmunzeln und entlockten uns einen Lacher. Wir trugen unseren Teil dazu bei und hinterliessen ihm auch eine passende Nachricht. Um zu erfahren was darinsteht, müsstet ihr halt selber einmal das Biwak aufsuchen! Auf jeden Fall danken wir ihm für seine Arbeit, seine Zeit und sein Engagement, die er immer wieder in das Biwak steckt. Nach einer ruhigen Nacht (KEIN Schnarchen der Lämmer) wurden wir dann um 4.08 Uhr vom Wecker aus dem mehr oder halt dann weniger tiefen Schlaf geweckt.
Tag 2
Nachdem wir um 4:15 nochmals das feine Porzellan von Emanuel’s Schwiegermama (Merci an die Schwiegermama) für das Frühstuck ausgepackt haben und nochmals unsere Dimensionen, mit denen der Toilette vergleichen haben, waren wir um 5 Uhr Abmarschbereit. Randbemerkung: wie es sich später herausstellen wird, sind die Toilettendimensionen für diese Tour auschlaggebend. Oder besser gesagt: Wer nicht in die Toilette reinpasst, sollte die Überschreitung sein lassen.
Also wir folgten unseren Capo im Dunkeln zum Grat. Wie immer, sehr souverän fand Samuel den besten und den schnellsten Weg zum Anfang der Kletterei. Wir seilten schnell an, denn der Capo hatte es eilig und es galt keine Sekunde zu verschwenden. Wir eilten rauf und runter, links und rechts über die Cresta die Saas, denn laut dem Wetterbericht am Nachmittag sollte es regnen. Der Capo hat für uns eine Cut-off-Zeit gesetzt und wir wollten diese Zeit auch unbedingt einhalten. Wir kletterten was das Zeug hielt (und ab und zu was es nicht hielt), hasten durch die enge Passage durch. Da wir alle den Toilettentest bestanden haben, seilten wir an der Schlüsselstelle, zum Entscheidungspunkt, ab. Trotz unserer Bemühungen waren wir für den Wetterbericht ein bisschen zeitlich knapp dran. Oder wir waren gut dran und der Wetterbericht lag falsch? Wäre noch abzuklären.
Da die Radarvoraussagen unschlüssig waren und wir schon 6 Stunden in den Beinen hatten und alle Abstiege bis dahin über Platten verliefen, entschieden wir uns, den einzigen Ausstieg zu benutzen und die Cresta di Saas in einer schönen Erinnerung zu behalten. Wir liefen noch eine Stunde über das Geröll und loses Zeug zum Wanderweg, an dem alle unsere Wünsche nach festem Boden in Erfüllung gingen. Auf dem Weg zum Sessellift wurden wir von unzähligen Steinböcken und ihrem Nachwuchs begrüßt. Eine Kuriosität: wir sahen nur Steinböcke aber keine Geissen. Ist da die Emanzipation bei den Tiere grösser als bei uns Menschen? Die Mamas haben Frei an Feiertagen und die Papas schauen den Kleinen?… Egal, wir konnten das nicht zu lange diskutieren, da das kalte Bier in Heidbodmen auf uns wartete.
Vielen Dank an Urs und Samuel sowie Diana für das Vertrauen nach der OP, und danke Dalia und Rene für die Gesellschaft. Ich hoffe bis bald.
Tourenleitung | Samuel |
Seilführer | Vedrana, Urs |
Bericht Tag 1 | Dalia |
Bericht Tag 2 | Vedrana |
Fotos | Alle |
Teilnehmende | Diana, Dalia, René |