Einsamkeit, Ritter, Biwak, Kollegschaft

Tag 1

Kurz bevor wir im Heilig Kreuz mit dem schweisstreibenden Aufstieg ins Chummibort starten, werden drei prägende Entscheidungen gefällt:

  • E1: Dominic spricht sich dafür aus, dass wir nicht wie im Tourenbeschrieb angegeben im Chummibort auf 2100m biwakieren, sondern sage und schreibe 600 HM höher auf einem Plateau auf 2700m. Der Tag wird also härter und das Gewicht muss reduziert werden …
  • (E2): Um die Pfanne einzusparen, schlägt René vor, Wienerli statt Rindsplätzli mitzunehmen. Dies wird entschlossen abgelehnt.
  • E3: Des Weiteren bringt René ein, dass wir bei den stabilen Wetteraussichten und sommerlichen Temperaturen die Zelte im Auto lassen und dem Open-Air Erlebnis frönen. Johanne weist in diesem Zusammenhang auf die Perseiden-Sternschuppen hin und damit ist die Sache gegessen.

Richtig gespiesen (und getrunken) wird aber erst im Biwak, weshalb sich die Rücksäcke mit dem ganzen Biwakmaterial auch ohne Zelte immer noch deutlich schwerer als üblich anfühlen. Wohl daher gurgelt Dominic an die 5 Liter+ beim Aufstieg, welche sogleich ans schnelltrocknende Material weitergeleitet werden.

Ab dem Chummibort schreiten Fabii und Simon tapfer den steilen, stein- und schotterdurchsetzten, teils ausgesetzten blau-weissen Bergweg voran. Am Pkt 2674m angelangt, machen wir einen Kurzausflug auf den Ritterpass während Dominic einen geeigneten Biwakplatz auskundschaftet. Dieser wird gefunden; ist grosszügig ebenerdig, Steinschlag-sicher, mit Feuerstelle, hat Wasser gleich nebenan. Dies muss es sein: das Paradies im Binntal.

Während des Abends geniessen wir in der Tat viele spannende Ausblicke: Steine, Felsen, Brocken, Trümmer, Schutt, Mineralien-Fundstücke, ein paar auffällige Zacken (die Ritter), das imposante Hillehorn, den herzwärmenden Sonnenuntergang und wie erhofft – ein paar Sternschuppen. Diese sieht man bestens, wenn man in der Nacht den Schlafsack verlassen muss, die Jacke/Hose ausziehen oder wieder anziehen darf, den häufig dem Wind angepassten Seitenwechsel vornimmt, die Schlafmatte sich verrutscht oder gar wegfliegt …

Vor dem Schlafversuch toben wir uns mit dem vollen, geschleppten Programm aus. Kaffee, Weiss- und Rotwein, Rindsplätzli, Nudeln mit verschiedenen Bouillons, u flottes Gebäck. Es ist eigentlich erstaunlich, was so alles in die Rucksäcke passt. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir satt und die Dunkelheit erreicht uns schon bald in den Schlafsäcken.

Tag 2

Am Morgen um 6i sind wir alle froh, dass wir den harten Aufstieg vom Chummibort bereits hinter uns haben. Der Gipfel steht vor den noch schlafenden Säcken – los geht’s.

Also Dominic legt los und findet auf Anhieb einen angenehmen Aufstieg durch die schuttige, blockige, grasige, steinige und schneeige Welt um uns. Das geht flott so weiter bis wir unterhalb des steilen Gipfelhang stehen.

Links oder rechts um eine im Weg liegende Steilstufe – das ist nun die Frage. Dominic entscheidet sich für linksum und liegt damit gold-richtig. Schon bald treffen wir auf gut sichtbare Wegspuren. Diesen folgen wir mühsam aufwärts; bei einigen Stellen nach dem vielseits angewandten «2-Schritte-hochstampfen-1-Schritt-zurück-rutschen». Den Gratturm bei 3228m können wir etwas darunter in steilem Gelände queren und danach wird’s schnell einfacher – bravissimo, wir stehen auf dem Gipfel.

Eine erstaunliche Rundsicht wird mit einigen Kameraklicks festgehalten. Besonders imposant aus dieser Perspektive, das Dreigestirn Wasen-, Bortel- und Hillehorn, das Scherbadung-Massiv sowie der furchterregende Tiefblick zum Chriegalppass.

Nach dieser schönen Aussichtspause geht’s recht zügig den Gipfelhang hinunter. Ein auch nicht allzu unbekanntes Prinzip wird dabei erfolgreich umgesetzt: «2-Schritte-rutschen-1-Schritt-bremsen(-versuch)». Es ist immer wieder erleuchtend, wie schnelle es so runter gehen kann. Es ginge noch viel schneller, wenn wir den 1-Schritt-bremsen einfach weglassen, aber heute lassen wir das bleiben. Hosen sowie Knochengerüst schaffen’s denn auch heil zurück zum Biwakplatz. Nun wird der Rucksack mit dem Biwakmaterial nachgerüstet; wow, der fühlt sich irgendwie gleich schwer wie am Vortag an. Könnte es sein, dass wir langsam schwächeln?

Nix da, gekonnt stolpert es sich runter ins Chummibort, wobei das Schwitzen dank der Anstrengung, abnehmender Höhe und steigender Sonne rapide zunimmt und den Flüssigkeitsbedarf mal wieder ansteigen lassen. Aber alles kein Problem, unsere Hightech-Shirts sind ja geruchsarm und schnellverdampfend. Der Rucksack verdampft allerdings nicht und so müssen wir die schweren Dinger bis ins Heilig Kreuz weiterschleppen.

Einsamkeit, Ritter, Biwak, Kollegschaft – das Helsenhorn. Gerne wieder sowas, chumm oi!

Tourenleitung Dominic
Bericht René
Fotos Alle
Teilnehmende Fabii, Johanne, René, Simon
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