Dach der Alpen – imposant und einmalig

Am Sonntagnachmittag ging unser Abenteuer mit der Fahrt nach Chamonix los. Bei der Talstation trafen wir auf die Gäste von Beat, die von ihren Bergführer Danny und Georges in Empfang genommen wurden und sich unserer Gruppe anschlossen. Zusammen fuhren wir im rasanten Tempo mit der höchsten Seilbahn Europas, in nur 20 Minuten von Chamonix ins Hochgebirge zur l’Aiguille du Midi auf 3842m. Die Bahnfahrt war sehr eindrücklich, da es keinen einzigen Masten gibt und das letzte Stück fast senkrecht hoch in die Felsen geht, wo sich die Bergstation befindet.
Von da aus ging es über hinunter über den Gletscher zur Refuge des Cosmiques (3613m), ca. 50 Min. Der Abstieg über den schmalen Grad ging problemlos und von der Cabane de Cosmique aus bietet sich ein 360Grad-Rundblick auf die gesamten französischen, italienischen und Schweizer Alpen und man hat natürlich den atemberaubenden Blick hoch zum Mont Blanc. So hatten wir unser morgiges Ziel schon mal vor Augen,  obwohl er sich zeitweise in leichten Nebelschwaden verhüllte und wir ihn nicht immer gut sehen konnten.

Nach einem schmackhaften Nachtessen war bereits gegen 20.00 Uhr Nachtruhe. Wir konnten von  Glück sprechen, dass es in unserem Schlafraum nur eine Person gab, die meinte,  es gäbe Bäume auf dieser Höhe, die sie fällen müsste  Da diese Person jedoch am eigenen Schnarchen wieder aufwachte, erübrigte es sich, dass ich ihn mit Rippenstossen versehen musste

Um 00.15 läuteten die ersten Wecker und um 1.00 Uhr sassen wir alle beim Frühstück. Gegen 1.35 Uhr waren wir dann startklar und es konnte losgehen. Es war sternenklar und die Temperatur war ideal. Den Aufstieg zum  Col Mont  Blanc du Tacul , welchen wir nach rund 2 Stunden erreichten, verlief problemlos. Gut,  war es finster, so sah man die Steilheit nicht,  jedoch konnte man diese gut spüren. Auch war es wunderschön, runter auf die Lichterkette, die von den vielen Stirnlampen gebildet wurde, zu schauen.  Oben angekommen,  gönnten wir uns einen Schluck Tee, eine kleine Stärkung und  wir zogen uns die Jacken an,  da es frischer wurde und ein wenig Wind aufkam.
Dann ging es einige Höhenmeter wieder runter und wir konnten uns etwas erholen, bevor es dann wieder steil hoch ging zum Einstieg vom Col Mont  Maudit. Die Verhältnisse am Mont Maudit waren hervorragend (laut Beat hatte er in den letzten 37 Jahre nie so gute Verhältnisse.

Wow wir haben’s wirklich gut getroffen   und der Aufstieg über das steile Couloir verlief mit Hilfe von Pickel und Steigeisen problemlos. Nach diesem Aufstieg gönnten wir uns nochmals eine kleine Trink- und Verpflegungspause. Von da aus, hiess es nochmals weiter 500 m Höhenmeter zu bewältigen.

Die Schritte wurden langsamer und nach etwas mehr als 6 Stunden, seit wir losgegangen waren, standen wir auf dem Gipfel des Mont Blanc 4808m.

Den Mont Blanc zu bezwingen  –  der Traum zahlreicher Bergsteiger und passionierter Berggänger – wurde am Montag um 7.45 Uhr Wirklichkeit für uns. Die Freude war riesig,  das Dach der Alpen erklommen zu haben.

Nach Gratulationen und Fotosessionen machten wir uns auf den Abstieg. Unsere Bergführer hatten entschieden, über die gleiche Route wieder zurückzusteigen, da die Verhältnisse so gut waren. Der Abstieg war schön, es ging zügig über Schnee und Eisfelder voran und 2mal mussten wir grosse Spalten überqueren. Gut sah man diese in der Nacht so nicht,  denn die grossen Löcher waren wirklich sehr eindrücklich. Am  Col Maut Maudit  gab es dann eine Stockung,  da man hier abseilen musste. Es verging etwas mehr als eine Stunde, bis wir alle unten waren. Aber da das Wetter mitspielte,  war dies auch kein Problem.

Beim Abstieg auf  zum Gletscher schwärmt uns Beat von einer Tyrolienne vor. Wie wäre es doch jetzt schön, wenn es hier eine gebe,  hinüber zur  Bergstation vom Aiguille du Midi. Das sollte man wirklich mal prüfen,  denn der letzte Aufstieg hoch zur Aiguille du Midi  3800m war ein Krampf.

Nach 11 Stunden in den Beinen, wurden diese doch schwerer und schwerer und man hatte das Gefühl, man würde nie mehr dort oben ankommen.

Gott sei Dank, gab es so tolle Seilkameraden (danke Toni), die mir zur Stärkung Schokolade verabreichten und mich für das letzte Stück motivierten. Wir verstanden nun auch besser, wieso Beat solche Gedanken hatte . Die grossartige, imposante und einmalige Tour auf den Mont Blanc wird uns allen als ein unvergessliches Erlebnis in Erinnerung bleiben und wir schlossen sie mit einem gemeinsamen Apèro in Chamonix ab. Beat, herzlichen Dank für das Organisieren dieser tollen Tour. Ein Dankeschön auch an die Seilführer Samuel und Mario sowie an Danny und Georges.

Und nicht zu vergessen. Wir standen auf dem höchsten Berg der Alpen.

Nadja

Anmerkung der Redaktion:

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichtes verweilten Christian und Theo bereits nicht mehr unter uns. Sie sind bei einem tragischen Bergunfall am Obergabelhorn viel zu früh von uns gegangen. Wir bitten alle Leser um einen Moment des Schweigens und des Gedenkens. Den Hinterbliebenen sprechen wir auf diesem Weg unser herzliches Beileid aus.

Der Menschen Herz erdenkt sich einen Weg;

Aber Gott allein lenkt ihren Schritt.

Sprüche Salomos 16.

Tourenleiter Beat Burgener
Seilführer Mario, Samuel
Bericht Nadja
Fotos Toni
Teilnehmer Beat, Toni  und Erna, Nadja, Mario, Christian †, Theo †, Samuel, Marlies, Bergführer Danny  Stoffel mit 2 Gästen; Georges Gruber mit 2 Gästen
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