Zähneklappern und Kuhnägeln
Klettersteig Jägihorn-Weissmies mit anschliessender Skisafari. So steht es geschrieben und zwar im Tourenprogramm unserer Sektion. Doch erstens kommt eas anders, und zweitens als man denkt: Die Felswand des Jägihorns ist an diesem Tag stark verschneit und teilweise vereist. Die Lawinensituation muss als kritisch beurteilt werden. Starke Winde haben zu gefährlichen Triebschneeansammlungen geführt. Bergführer Beat Burgener entscheidet, die Tour abzusagen. «Das Jägihorn läuft uns ja nicht weg» so werden wir auf später vertröstet.
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Am 14. April zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Ein mir entgegen, als ich morgens gespannt den Vorhang zur Seite schiebe. Sonnenschutz dürfte heute der wichtigste Ausrüstungsgegenstand sein. Doch auch Helm, Klettergurt, Klettersteigset gehören in den Rucksack.
In der Kabine der Luftseilbahn diskutieren wir das Wetter. Reinhard macht sich Sorgen wegen der Bise. Er prognostiziert uns Zähneklappern und Kuhnägeln («Uneggiu»). Und tatsächlich, auf dem Hohsaas werden wir von einer steifen Brise empfangen. Nichts wie weg hier.
Als wir den Fuss der 350 m hohen Jägiwand erreichen, ist von der Bise nichts mehr zu spüren. Hier ist es schon fast behaglich warm. Die erste Viertelstunde unseres Aufstiegs treibt uns denn auch schon die ersten Schweisstropfen ins Gesicht. Teilweise versinken wir bis über die Hüften im weichen Schnee. Doch als wir die Felsen erreichen, treffen wir allerbeste Verhältnisse an. Kein Eis, wenig Schnee, überall nur trockene Felsen. Mit Bewunderung nehmen wir zur Kenntnis, wie geschickt Beat, Christian und Daniel, die Route des Klettersteigs angelegt haben. Nur die aufgebundenen Skier, welche von Zeit zu Zeit an einem Felszacken anhängen, erinnern uns daran, dass es Winter ist.
Dann, nach rund zwei Stunden ist sie plötzlich wieder da, diese eisige Bise. Oben auf dem Grat, werden wir vom kalten Nordwind zurück in den Winter geholt. Obwohl wir es lieber etwas wärmer hätten, wissen wir es alle: Ohne die kalten Temperaturen, könnte man diese Tour so spät nicht mehr unter die Füsse nehmen. Der Schnee wäre entweder bereits weggeschmolzen oder dann von der Sonne so aufgeweicht, dass es viel zu gefährlich wäre.
Die kalten Temperaturen der letzten Tage, haben aber noch einen weiteren, sehr angenehmen Nebeneffekt. In der Richtung Grubenalp führenden Rinne, finden wir an diesem 14. April immer noch Pulverschnee. Mit der entsprechend ausgelassenen Stimmung, drücken wir dem weissen Teppich unseren Stempel auf. Acht elegante Spuren ziehen Richtung Nordwesten hinunter. Dann bei der Einfahrt in den Chäligraben auf rund 2400 m. ein abrupter Szenenwechsel. Nicht mehr stiebender Pulverschnee, sondern harter Firnschnee empfängt uns. Zuerst noch etwas zögerlich, doch dann immer frecher, fahren wir den steilen, jedoch «tischebenen» Graben hinunter. Erst rund 100 m vor den Häusern des Weilers Brend, ist fertig mit Skifahren.
Dort werden wir von keinem geringeren, als dem CVP-Stadtrat von Bern, Kalbermatten German und seiner Gemahlin empfangen. Nach einem ausgiebigen Aperitif haben wir ein gehöriges Loch in ihren Weinkeller geschrissen.
Bergführer Burgener Beat ist sichtlich beeindruckt. Er stellt deshalb den Antrag, die Tour über den Klettersteig inskünftig jeden Karsamstag durchzuführen. Der Antrag «Burgener» wurde einstimmig angenommen. Und so treffen wir uns am nächsten Karsamstag, zur selben Zeit am selben Ort, zum selben Zweck.
Besten Dank an alle.
Bericht | Zurbriggen André |
Teilnehmer | Burgener Beat, Andenmatten Peter, Anthamatten German, Anthamatten Reinhard, Burgener Arnold, Locher Walter, Zurbriggen Diana, Zurbriggen André |