Erste touristische Überschreitung Portjengrat vor 140 Jahren

 

Viele Leute aus der ganzen Welt kommen nach Saas-Almagell um auf die SAC-Almagellerhütte aufzusteigen und unsere „Hausberge“ zu erklimmen. So dachte ich mir immer, welch grossen Vorteil als Einheimische wir hätten, diese Berge so nahe zu haben. Wir müssen keine lange Reise auf uns nehmen und auch nicht unsere Ferien zum Erklimmen dieser Berge opfern. So schaute ich mir oft die Dri Hörnli und auch den Portjengrat an und es wurmte mich schon etwas, diese Prachtskerle noch nicht bezwungen zu haben (wie gesagt, als Einheimische).

     

Als ich dann entdeckte, dass Alex auf den Protjengrat wollte, ergriff ich sogleich die Gelegenheit und meldete mich an. Ich war sehr gespannt. Am Samstag um 9.00 nahmen wir zu viert (Alex, Norbert, Annina und ich) den Weg auf die SAC-Hütte in Angriff. Über den Erlebnisweg ging es zur Almagelleralp, wo wir uns mit einem kühlen Getränk stärkten. Gerade zur Mittagszeit kamen wir dann doch etwas hungrig bei der SAC Almagellerhütte an und stärkten uns mit einem kleinen Imbiss bei Hugo und Karin. Sehnsüchtig erwartete uns Adrian, der am Vortag übers Weissmies zur Hütte gelangt war. Da der ganze Nachmittag noch vor uns lag, beschlossen wir, uns, als ein kleines Aufwärmtraining, an die Überschreitung der Dri Hörnli zu wagen.

Für mich war es komplettes Neuland und ich konnte es kaum fassen, dass ich nun endlich diese markanten Hörnlis besteigen sollte. Zumal ich als 13- und 14-jähriges Mädchen im Sommer auf der Almagellerhütte gearbeitet hatte und diese drei Spitzen nur immer von unten bewundern konnte.

Es war eine leichte Kletterei im 3.-4. Grad. Adrian sicherte Annina und mich mit viel Geschick. Alex und Norbert waren wie die Gemsen unterwegs und wir versuchten den Anschluss an sie nicht zu verpassen. Über den markanten Gendarm mussten wir uns abseilen und dann war das dritte Hörnli, der eigentliche Gipfel nicht mehr weit.

Beim Abstieg war der Weg mit aufgestellten Schieferplatten gekennzeichnet. Wer wohl diese Platten so aufgestellt hatte und vor allem zu welchem Zweck? War es wohl ein Merkmal unserer heidnischen Vorfahren, ein sogenannter Kultplatz oder war es nur ein Jucks mit dem irgendein Berggänger einmal angefangen hatte und andere es ihm nachgemacht hatten???? Einige Teilnehmer interpretierten diese aufgestellten Platten als Zeichen zweier Verliebten ;-))).

Wieder gut in der Hütte angekommen, genossen wir ein feines Nachtessen. Nun stiess auch der 6. Teilnehmer zu uns. Daniel war in Rekordzeit von Almagell hier hinauf gelaufen. Früh gings ins Bett, wobei manche kein Auge zugetan hatten. Hugo weckte uns 20 vor 4 und pünktlich um 4.30 Uhr ging es los Richtung Portjengrat. Der Weg über Steine und Geröll zum Einstieg dauerte ca. 2 Stunden.

 Wir kletterten an einem Couloir hoch bis wir auf den Grat gelangten. Vorsichtig – um ja keine Steine los zu lösen. Auf dem Grat  angekommen, ging es hoch und runter immer wieder.  Klettereien im 4. Schwierigkeitsgrad waren zu bewältigen. Manchmal musste man den Weg etwas suchen. Einige Abschnitte konnten wir am kurzen Seil gehen, sogar über ein Schneefeld, um dann wieder einige Kletterpartien zu bewältigen. Volle Konzentration war gefragt und jeder Griff und jeder Tritt wurde genau abgecheckt. Manche Stellen waren ziemlich ausgesetzt. Jedoch wurden uns in gutem Gneis hübsche und lohnende Klettereien geboten. Der Tag begann sonnig.

Gegen die Mittagszeit zog etwas Nebel, natürlich von der italienischen Seite hoch, und zu allem Überfluss begann es dann noch zu tröpfeln. Aber wie heisst es doch so schön, wenn Engel reisen… und so tat sich der Himmel wieder auf und die Sonne lachte uns ins Gesicht… Welch ein Glück!

     

Es stellte sich heraus, dass wir als 2 Dreier-Seilschaften doch etwas länger brauchten. Immer wieder kam ein gipfelähnlicher Spitz, doch oben angekommen, stellte sich heraus, dass es doch noch nicht unser Ziel war. Endlich dann auf dem Gipfel angekommen, war unsere Tour noch nicht zu ende. Denn wir mussten den Grat noch nach unten klettern. Was für eine Tour!

Nach dem Grat auf einem Schneefeld angekommen, zogen wir unsere Steigeisen an, und von nun an ging es zügig bergab. Wiederum über Steine und Geröll balancierend erreichten wir die SAC-Hütte. Da es auf dem Gipfel nicht für ein Gruppenfoto gereicht hatte, stellten wir uns brav in Reih und Glied auf und hinter uns strahlte der majestätische Riese. Ein Spanier knipste bereitwillig ein Foto von uns.

Er war erstaunt, dass wir Einheimische waren und uns an einen solchen eindrücklichen Berg trauten. Tja ist einfach Heimvorteil!!!

Frisch gestärkt und glücklich, machten  wir uns an den Heimweg, vorbei an ein paar hübschen Steingeisen.

Es war eine lange, imposante und tolle Tour!!!

Danke Alex für die Organisation und Adrian für die tolle Seilführung und allen Teilnehmer für die angenehme Gesellschaft.

Dalia

Tourenleiter Alex Mittner
Seilführer Alex Mittner, Adrian Imhof
Bericht Dalia Anthamatten
Fotos Dalia Anthamatten, Daniel Lutz
Teilnehmer Alex Mittner, Norbert Andenmatten, Adrian Imhof, Annina Imboden, Daniel Lutz, Dalia Anthamatten
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