Lichtspiele auf dem Dach der Alpen
Für unsere Tour auf das Dach der Alpen versammelten wir uns am Montag, dem 13. Juli um 12.00 Uhr auf dem Parkplatz Grepon in Chamonix (Höhe ca. 1030 m).
Nach einer freundlichen Begrüssungsrunde und dem Materialcheck gingen wir bei schönstem Sommerwetter zur Seilbahn. Kurze Zeit und zwei Gondeln später standen wir schon auf dem Aiguille du Midi, auf 3842 m. Dadurch konnten wir einige Höhenmeter etwas bequemer zurücklegen, als es am Folgetag der Fall werden sollte.
Nun hiess es aber Abschied von den bequemen Touristenwegen zu nehmen. In einem Eistunnel wurden Steigeisen montiert, Pickel gezückt, das Gstältli festgezurrt und angeseilt. Da wir extra noch gewarnt wurden auf unsere Schritte aufzupassen, wurden in voller Erwartung der Abstieg auf den Vallée Blanche und der Weg zur Hütte – das Refuge des Cosmiques (3613 m) – in Angriff genommen. Die Nachmittagszeit wurde in der Hütte genutzt sich im Bett auszuruhen, auf der Terrasse bei einer Unterhaltung zu sonnen oder den ersten Wegabschnitt des kommenden Tages auf den Mont Blanc du Tacul in Augenschein zu nehmen. Nach einem feinen Znacht gingen alle recht zielstrebig ins Bett, denn zuvor wurde folgender Plan von Danny ausgesprochen: 00.30 Uhr wecken, komplett ankleiden, Gstältli und Stirnlampe anlegen; vor dem zugeschlossenen Raum bis 01.00 Uhr zum Zmorge warten; und Abmarsch zum grossen Abenteuer um 01.20 Uhr.
Etwas unausgeschlafen aber hoch motiviert ging es pünktlich mit zwei Dreier- und einer Zweierseilschaft auf den Weg zum Mont Blanc. Hierzu musste als erstes der von der Terrasse am Vortag begutachtete Mont Blanc du Tacul (4248 m) erklommen werden. Da der Gletscher noch ein paar Tage vor der Tour starke Bewegungen aufzeigte, war aufgrund von grossen Spalten noch nicht sicher, ob diese Route tatsächlich begangen werden konnte. Über diese kritische Stelle wurde aber eine lange Aluleiter gestellt und somit konnten wir diese Route sicher bestreiten. Bevor wir aber unsere Füsse auf die Sprossen setzten, nutzten wir die Gelegenheit, einen Schluck zu trinken und für einen Moment die Blicke über die Lichter im Tal schweifen zu lassen. Im Lichtkegel der Stirnlampen ging es weiter nach oben Richtung Gipfel. Die erste Hürde und die ersten Höhenmeter waren geschafft. Aber es wäre ja nicht die Mont Blanc-Tour wenn nach so kurzer Zeit schon Schluss wäre. In hohem Tempo ging es weiter, um den verfluchten Berg, den Mont Maudit, schnell zu passieren. Gerade die Steilheit des letzten Stückes hatte den einen oder anderen Teilnehmer etwas überrascht. Aber durch die professionellen Handgriffe unserer Bergführer Danny und Vincent, den zwei Frontzacken pro Fuss und dem Eispickel in der Hand konnte auch diese Stelle von allen gut gemeistert werden. Konzentration forderte auch die nächste Stelle. Diese eisige und steil abfallende Passage wurde erfolgreich im Morgengrauen überwunden und nun standen wir vor dem letzten Anstieg zu unserem Ziel. Bevor wir diesen aber antraten, wurde sich nochmals gestärkt und eine weitere Jacke angezogen, um sich vor dem starken Wind zu schützen. Aber vor allem konnten wir eines geniessen, den herrlichen Blick ins Wallis! Den Mont Blanc im Rücken, vor uns das Panorama mit den Spitzen der Walliser 4000er, die von der aufgehenden Sonne wachgeküsst wurden; was kann es Schöneres geben?!
Voller Motivation aber etwas dünner werdender Luft, brachten wir die letzten Höhenmeter in gleichmässigem Hochtourenschritt hinter uns, so dass die ersten beiden Seilschaften ca. 07.10 Uhr glücklich auf dem Gipfel des Mont Blanc ankamen.
Gegenseitig beglückwünschen, Fotos schiessen (wenn sich bei der Kälte nicht gerade der Akku verabschiedet, gell Mario ;-)) und einfach nur den Moment auf dem höchsten Alpengipfel geniessen. Ein tolles Gefühl, das die Anstrengungen des nächtlichen Aufstieges vergessen liessen.
Bevor der kalte Wind aber alle Kleidungsschichten durchdringen konnte, entschlossen wir uns, den Rückweg anzutreten. Flotten Schrittes ging es den gleichen Weg zurück auf den Vallée Blanche UND wieder hoch zur Gondel Aiguille Midi. Diese letzten Höhenmeter hatten es bei kräftigem Sonnenschein, schwerem Schnee und müden Beinen in sich. Aber mit der Freude, den Mont Blanc bestiegen zu haben, konnte auch die letzte Gletscherspalte zwei Meter vor dem Ziel elegant übersprungen werden.
Erschöpft aber stolz und zufrieden über die tolle Tour konnten die ersten zwei Seilschaften den schönen Sommertag im Garten einer Beiz in Chamonix geniessen. Aber auch die dritte Seilschaft fand den Weg zum erfrischenden Getränk und der Stärkung im Tal, bevor es wieder zurück ins Wallis ging.
An dieser Stelle nochmals ein grosses Dankeschön an die beiden Bergführer Danny und Vincent! Ihr habt uns sicher geführt und ein tolles Erlebnis ermöglicht! Vielen Dank auch an die ganze Gruppe für die gute Laune und der Spass am gemeinsamen Erlebnis.
Bergführer | Danny Stoffel und Vincent Bettler |
Seilführerin | Marco Locher |
Bericht | Thomas Peter |
Fotos | Marco, Danny, Thomas |
Teilnehmer | Vedrana , Claudio, Marco, Mario, Carl, Peter |