Granitkletterei über einen der schönsten Grate der Alpen
Für uns ging es am Samstag schon sehr früh los. Da die Wettervorhersage ab Sonntagmittag Regen angesagt hatte, beschloss unser Bergführer Roberto die Tour als „Tagestour“ durchzuführen. Roberto und Dalia holten mich um 3:30 Uhr in Saas-Fee ab, Klaus wurde in Naters aufgegabelt. Um 6 Uhr trafen wir Dominic und Astrid, die von Luzern her ins Göscheneralptal gefahren waren. Somit begann unsere Mission „Top of the salbit needle“. Beim Parkplatz auf 1195 m ü. M. nahmen wir den Hüttenaufstieg in Angriff. Auf dem kurzweiligen Weg ging es zügig voran. Nach 1¾ Stunden erreichten wir die Salbithütte auf 2105 m ü. M. Kurz Zahnbürste und Pyjama in der Hütte deponieren, Wasserflasche auffüllen und weiter ging es.
Nach 1½ Stunden und einem steilen, anstrengenden Couloir endlich der Einstieg zur Route. Nun sahen wir den Grat direkt vor uns. Einige Nebelschwaden verliehen dem Ganzen noch mehr Dramatik! Wir bildeten zwei 3er-Seilschaften. Roberto nahm Astrid und Dominic ans Seil. Dalia und ich durften uns von Klaus führen lassen. 16 Seillängen in den Schwierigkeiten von 3c bis 5a lagen vor uns! Es ging gleich kräftig zur Sache und somit dauerte es einige Seillängen, bis ich mich an den rauen Granit mit den vielen Kanten, Rissen und Schuppen gewöhnt hatte. Doch schon bald standen wir auf dem Zahn, und es folgte die erste Abseilstelle. Dank Roberto und Klaus schafften wir es „reibungslos“ in die Zahnscharte.
Seillänge um Seillänge kletterten wir über den luftigen Südgrat. Piazzen war meist das Schlüsselwort oder besser gesagt der Schlüsselmove! Und immer wieder der sensationelle Ausblick auf die spitzigen Türme des Westgrats. Nach rauem Elefantenbauch, happiger Schlüsselstelle und einer scharfen Nadel, dann der Plattenturm, die zweite Abseilstelle. Nur eine weitere Seillänge und wir standen auf dem Zwillingsturm. Die heikle Abstiegsstelle in die Gipfelscharte meisterten wir, gut gesichert von Robi und Klaus, ohne Probleme.
Nach einer kleinen Pause und einem grossen Seilsalat nahmen wir die letzten 3 Seillängen in Angriff. Nochmals wurde das ganze Menü angeboten: herrliche Genusskletterei, schwierige Stellen, Risse, Schuppen, alles im feinsten Granit: Salbit Südgrat pur! Oben angekommen wartete noch die Salbitnadel. Für das einmalige „Gipfelnadel“-Foto hiess es die letzten Kräfte mobilisieren. Die Zeit auf dem Salbitschijen-Gipfel auf 2981 m ü. M. war kurz. Es war schon spät und der Abstieg zur Hütte lag noch vor uns.
Der mit roten Punkten markierte Weg ist an heiklen Stellen mit Kabeln abgesichert. Trotzdem mussten wir uns konzentrieren, da wir doch etwas müde waren. Die Sonne war schon hinter den Bergen verschwunden, als wir um 19:30 Uhr die Hütte glücklich und zufrieden erreichten.
Nach dem Nachtessen und einem Tour-Schnaps verzogen wir uns schon bald in unser enges Nachtlager. Obwohl Ausschlafen angesagt war, gab es für die meisten nicht so viel Schlaf…
Am Sonntag stand nur noch der Hüttenabstieg auf dem Plan. Der Muskelkater machte sich schon bemerkbar, aber mit einer kleinen Pause auf dem Regliberg beim legendären Zacharias und seinen Geschichten, war auch das zu schaffen. Zudem konnten wir unsere Rucksäcke aufs Transportbähnli geben!
Herzlichen Dank Roberto und Klaus für die super Führung! Danke auch an Dalia, Astrid und Dominic für die tolle Gesellschaft. Als SAC Saas Neuling hätte ich mir keinen besseren Einstieg vorstellen können. Ich freue mich auf weitere schöne Touren mit dem SAC!
Christine