Freundschaftstour mit CAI Villadossola
Ich gebe es zu: Ich hatte mich vom „L (=leicht)“ in der Tourenausschreibung blenden lassen.
Die 2500 Meter Auf- und Abstieg hatte ich kurzerhand übersehen oder verdrängt. Je näher der Termin für die Tour rückte, umso grösser wurde mein Bammel. Als dann die Variante über die Turtmannhütte gestrichen wurde und Edy mit den Worten „1600 m Aufstieg in der Mittagssonne, das packe ich leider nicht mehr“ absagte, packte mich endgültig das Grauen. Der sportliche Edy, der alle 4000er bestiegen hat, meldet sich ab? Was zum Teufel hatte dann ich auf dieser Tour zu suchen? Da ich mich eher vor dem Abstieg fürchtete, tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass ich zur Not halt einfach noch eine Nacht länger in der Tracuithütte bleiben würde. So konnte ich dem Abenteuer dann doch positiv entgegen sehen.
Unser Treffpunkt war auf 12.00 Uhr in Zinal festgelegt. Sonja, Hilda und Amadé waren bereits am Morgen losgegangen, um der Mittagshitze auszuweichen. Nach und nach trudelten alle Teilnehmer ein, nur Beat, unser Guide, war nirgendwo zu sehen. Nachdem wir ihn telefonisch erreicht hatten, teilte er uns mit, dass er die Tour krankheitshalber nicht würde führen können. Sein Bergführerkollege Egon würde ihn vertreten, dieser würde aber erst zum Abendessen in der Hütte zu uns stossen. Mit etwas Verspätung machten wir uns also alleine an den langen Hüttenzustieg. Der Aufstieg war viel angenehmer als erwartet. Durch die leichte Bewölkung und den Wind blieb die befürchtete Gluthitze aus. Ausserdem ist der Hüttenweg bestens ausgebaut, clever angelegt und interessant zu begehen. Schon sehr bald kam auch die Tracuithütte, welche stolz auf einem Felsen thront, in Sicht. Die Distanz täuschte aber doch gewaltig, es dauerte noch eine ganze Weile, bis wir das erste Hüttenbier bestellen konnten. Nach etwas mehr als 4 Stunden hatten alle Teilnehmer problemlos die 1600 Höhenmeter gemeistert. Oben wurden wir dann von den Teilnehmern des CAI Villadossola empfangen. Sie hatten 40 Minuten in Zinal auf uns gewartet, da ihr Treffpunkt auf 11.00 Uhr festgelegt war. Wir entschuldigten uns für die Unannehmlichkeiten, konnten ihnen aber leider auch nicht erklären, wie und warum es zu diesem Missverständnis hatte kommen können. Da niemand anwesend war, der die Tour mitorganisiert hatte, war das Freundschaftstreffen leider mehr ein „Nebeneinander“ als ein „Miteinander“.
Die neue Tracuithütte ist wunderschön geworden. Schon allein die Aussicht im Speisesaal ist einen Besuch wert! Bald durften wir auch die Bekanntschaft der resoluten Hüttenwartin machen. Unerbittlich teilte sie uns mit, was wir zu tun oder zu lassen hatten oder wo wir zu sitzen oder eben nicht zu sitzen hatten. Die Dame hätte sicher auch im Militär eine gute Falle gemacht. Pünktlich aufs leckere Nachtessen traf dann auch Egon, unser Bergführer, ein.
Am nächsten Morgen, nach einem leckeren und reichhaltigen Morgenessen, starteten wir kurz nach 6.00 Uhr in 3 4er-Seilschaften (angeführt von Egon, Amadé und Christian) Richtung Bishorn. Es war bestes Bergwetter vorausgesagt worden, und Bucheli und Co. hatten wirklich nicht zu viel versprochen! Bei sehr angenehmen Temperaturen, noch dazu ohne Wind und Wolken durften wir das Bishorn besteigen. Die Aussicht dort oben war wirklich grandios, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es von irgendwo her einen noch schöneren Blick aufs Weisshorn gibt.
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast nahmen wir den Abstieg unter die Füsse. In der Tracuithütte legten wir eine kurze Pause ein. Da ich mich gut fühlte und keine Lust hatte, eine weitere Nacht ohne bekannte Gesichter in der Hütte zu verbringen, stieg ich dann doch mit der Gruppe nach Zinal ab. Den Abstieg fand ich dann deutlich weniger interessant als noch am Tag zuvor. Er war vor allem eines: verdammt lang. Mehrmals fragte ich mich, warum ich mir so etwas freiwillig antat, gibt es doch schliesslich noch andere schöne, leichte Viertausender, mit Bergbahnen an strategisch richtigen Stellen… 😆
Nach knapp 3 Stunden, welche mir endlos vorgekommen waren, trafen wir in Zinal ein. Dort hatten wir uns in einem Restaurant noch mit den Mitgliedern des CAI Villadossola für einen Abschiedstrunk verabredet. Das erste Mal in diesen zwei Tagen kam dann auch ein Gemeinschaftsgefühl auf. Nach diesem gemütlichen Abschluss reisten wir wieder zurück ins Oberwallis.
Fazit:
- Langer, aber interessanter und gut ausgebauter Hüttenzustieg
- Eine wunderschöne, neue Tracuithütte
- Ein leichter Viertausender, der einem aber nicht geschenkt wird
- Alles in Allem eine gelungene Tour, trotz organisatorischer Lücken
Organisation | Beat Burgener |
Bergführer | Egon Zuber |
Seilführer | Amadé, Christian |
Bericht | Bea von Riedmatten |
Fotos | Christian, Hilda, Stephanie |
Teilnehmer | Hilda, Sonja, Amadé, Dalia, Emanuel, Stephanie, Katharina, Peter, Angela, Christian, Bea |